Karlsruhe (dpa/lk) – Die Pflegeeinrichtungen in Baden-Württemberg warnen wegen des zusätzlichen Aufwands durch Corona-Schnelltests vor weiteren Personalengpässen. Zwar seien Tests an sich sinnvoll, um Bewohner und Mitarbeiter vor Ansteckung zu schützen. Mit dem bestehenden Personal seien Testungen aber nur mit Mühe zu bewerkstelligen, kritisierten Träger wie etwa die AWO Karlsruhe oder die Diakonie Württemberg.
Nach einer Hochrechnung des Deutschen Evangelischen Fachverbands für Altenarbeit und Pflege (Devap) wären für eine Einrichtung mit 80 Bewohnern bei wöchentlichen Testungen sogar 2,5 Vollzeitstellen zusätzlich nötig: „Unter anderem auch deshalb, weil die Abnahme eines Tests bei dementiell erkrankten Menschen oder Menschen mit Mehrfachbehinderungen viel Empathie und einen deutlich erhöhten Zeitaufwand im Vergleich zu einer reguläre Reihentestung bedeutet“, sagte dazu eine Sprecherin der Diakonie Württemberg.
„Der Mangel an Pflegefachkräften schlägt sich gerade jetzt sehr nieder“, sagte auch eine Sprecherin der AWO Karlsruhe. Denn nur diese Fachkräfte sollen, nach entsprechender Zusatz-Schulung durch Hausärzte, die Tests durchführen dürfen. „Das ist schwer zu bewältigen neben all den anderen pflegerischen Tätigkeiten, die es zu leisten gilt“, sagte sie. Außerdem seien die Antigen-Tests nicht zu 100 Prozent sicher. Es gelte deshalb abzuwägen zwischen der Sicherheit für Bewohner und Personal und der Bedeutung des Kontakts zu den Angehörigen. Auch die Stiftung Patientenschutz hatte bereits zuvor auf den Personalmangel verwiesen.
In Stuttgart sollen Ehrenamtliche in den Einrichtungen bei den Testungen helfen. Die Stadt suche über die Koordinierungsstelle für Engagementförderung und die Freiwilligenagentur nach Engagierten mit medizinischem Hintergrund. Auch einen öffentlichen Aufruf soll es geben. Insgesamt beschafft die Stadt 30.000 Schnelltests für Besucher von Alten- und Pflegeheimen. Unterdessen ist mit der sogenannten zweiten Coronawelle das Virus in den letzten Wochen mit Wucht in die Seniorenheime zurückgekehrt. Seit Anfang Oktober wurden dem Stuttgarter Landesgesundheitsamt in Einrichtungen landesweit 833 infizierte Mitarbeiter gemeldet. 1.551 dort betreute Menschen steckten sich an; 106 seien gestorben.