Karlsruhe (pm/ms) – PETA hat Anfang der Woche bei der Staatsanwaltschaft Karlsruhe Strafanzeige gegen den Geschäftsführer des Michelin-Restaurants Il Teatro2 erstattet. Der rechtliche Hintergrund: Verdacht auf Beihilfe zur quälerischen Tiermisshandlung. Das Il Teatro2 bietet Stopfleber an.
Da die Produktion von Stopfleber in Deutschland verboten ist, greift das Unternehmen auf Tierqualprodukte aus dem Ausland zurück. Dies ist nach Einschätzung der Tierrechtsorganisation strafrechtlich relevant. Ende 2022 musste erstmals ein von PETA angezeigter Händler eine Auflage der Staatsanwaltschaft von 500 Euro für die Einstellung des Verfahrens an einen Tierschutzverein bezahlen.
„Stopfleber ist die kranke Leber eines gefolterten Vogels. Die Beihilfe zur quälerischen Tiermisshandlung ist strafbar – und zwar auch dann, wenn die Enten und Gänse im Ausland gequält und getötet wurden“, so Biologin und PETA-Fachreferentin Dr. Tanja Breining.
Die Einordnung als strafbare Beihilfe setzt nicht voraus, dass die Haupttat in dem Land, in dem sie begangen wurde – etwa in Frankreich – strafbar ist: Vielmehr ist es ausreichend, dass die Handlung des Haupttäters, also des Gänse- bzw. Entenmästers, gegen ein deutsches Strafgesetz verstößt. Dies ist der Fall, da sich laut Tierschutzgesetz strafbar macht, wer einem Wirbeltier länger anhaltende oder sich wiederholende erhebliche Schmerzen oder Leiden zufügt. Die Zwangsmast von Enten und Gänsen zum Zwecke der Stopfleberproduktion erfüllt diese Voraussetzungen. PETA hat das Restaurant im Herbst bereits mehrfach angeschrieben und über das immense Tierleid, das mit der Herstellung von Foie gras einhergeht, informiert. Das Unternehmen hat bislang nicht darauf reagiert.
Für die „Produktion“ von Foie gras werden überwiegend männliche Gänse und Enten „gemästet“, weil die Leber der weiblichen Tiere nicht die gewünschte Größe hat und zu viel Nervengewebe enthält. Allein in Frankreich werden daher in jedem Jahr mehr als 14 Millionen weibliche Küken direkt nach der Geburt am Fließband aussortiert und getötet. Die männlichen Tiere werden mehrmals täglich durch ein Metallrohr, das ihnen gewaltsam in die Speiseröhre gestoßen wird, mit 450g – 1 kg Getreidebrei „gestopft“. Dies lässt die Lebern der Vögel in nur 10 bis 18 Tagen auf das bis zu Zehnfache ihres Normalgewichts anschwellen. [1] Die Zwangsmast führt neben Verletzungen am Hals und in der Speiseröhre auch zu einer pathologischen Verfettung der Leber, Steatose genannt, sowie zu Atemnot, Knochenbrüchen, Leberblutungen und Herzversagen. Viele Tiere sterben daher bereits, bevor sie in den Schlachthof kommen. [2; 3] Hier werden sie elektrisch betäubt und ausgeblutet. Immer wieder kommt es vor, dass sie vor oder während des Ausblutens aufwachen und bei Bewusstsein und unter Schmerzen sterben. [4; 5]
Die „Produktion“ von Stopfleber ist so grausam, dass sie in vielen Ländern der EU verboten ist. Lediglich Frankreich, Spanien, Ungarn, Bulgarien und ein Teil von Belgien produzieren Foie gras. Auch in Argentinien, Indien, Israel, Australien, Kalifornien und der Türkei ist die Herstellung bereits untersagt. Zahlreiche Restaurants und Hotels, wie zuletzt Brenner’s Parkhotel in Baden-Baden, haben Foie gras bereits ausgelistet. Auch in Frankreich gibt es auf offiziellen Empfängen der Städte Grenoble, Lyon, Straßburg und Villeurbanne keine Tierqualleber mehr zu essen, wie die Bürgermeister der Städte auf Anfrage von PETA Frankreich öffentlich bestätigten. In London gab King Charles III vor Kurzem bekannt, Foie gras aus all seinen Palästen zu verbannen.