Ölverbrauch senken: Greenpeace schlägt Maßnahmen vor

10. März 2022 , 09:20 Uhr

Berlin/Stuttgart (dpa/lk) – Die Umweltorganisation Greenpeace hat kurzfristig wirkende Maßnahmen vorgeschlagen, um Deutschlands Ölverbrauch zu senken – und damit die Importabhängigkeit von russischem Öl. Dazu zählt die Einführung eines temporären Tempolimits, der Fortführung von Homeoffice und zwei autofreien Sonntagen im Monat.

Geschwindigkeitsbegrenzungen auf Autobahnen

Greenpeace schlägt vor, ein auf die Dauer des Konflikts bezogenes Tempolimit von 100 Stundenkilometern auf Autobahnen, 80 km/h auf Landstraßen und 30 km/h in Städten einzuführen. Wie es in einem der Deutschen Presse-Agentur vorliegenden Papier heißt, könnte dies den Verkehrsfluss verbessern, verbrauchsintensive Geschwindigkeitswechsel reduzieren und die Effizienz von Verbrennungsmotoren erhöhen. Ein Importstopp russischen Öls sei in der aktuellen Lage notwendig, um dem Krieg des russischen Präsidenten Wladimir Putin gegen die Ukraine die finanzielle Basis zu entziehen.

Tankfüllungen und Heizöllieferungen reduzieren

Neben Öl-Importen aus anderen Ländern seien Maßnahmen nötig, die den Verbrauch kurzfristig senken. Mit kurzfristig umsetzbaren Maßnahmen ließen sich je nach Ausgestaltung 10 bis 12 Prozent der Öl- und Netto-Ölproduktimporte ersetzen. Es sei aber notwendig, dass nicht allein in Deutschland, sondern in ganz Europa Einsparmaßnahmen beim Ölverbrauch ergriffen werden. „Jede Tankfüllung, jede Heizöllieferung spült Geld in Putins Kriegskasse“, so Greenpeace-Verkehrsexperte Benjamin Stephan. „Diese unerträglichen Finanzhilfen für Putins Angriff auf die Ukraine ließen sich schon morgen deutlich reduzieren.“

Fortführung des Homeoffice

Zu den vorgeschlagenen Maßnahmen gehört auch eine Fortführung des Homeoffice, dies könne erhebliche Einsparungen bringen – diesmal weniger aufgrund der Corona-Pandemie, sondern zur Reduktion des Kraftsfoffbedarfs. Regulatorisch wäre es denkbar, die derzeit noch geltende Homeoffice-Pflicht zu verlängern. Greenpeace schlägt außerdem vor, dass Bürger auf jede vierte Freizeitfahrt-Autofahrt über 20 Kilometer verzichten sollten und dass zwei Mal im Monat ein autofreier Sonntag verhängt wird. Inlandsflüge ließen sich relativ leicht und mit wenig zeitlichem Mehraufwand auf den Schienenfernverkehr verlagern.

Umweltministerin kann sich autofreie Sonntage vorstellen

Autofreie Sonntage könnten nach Auffassung der baden-württembergischen Umweltministerin Thekla Walker den Spritverbrauch hierzulande drosseln und die Abhängigkeit von russischen Energieimporten verringern. Die Grünen-Politikerin sagte der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart, ein wichtiger Beitrag sei aber auch das Energiesparen. Und natürlich könne jede und jeder Einzelne einen eigenen Beitrag dazu leisten: etwa Wäscheleine statt Trockner oder Einsteigen in Bus und Bahn statt Fahrt mit dem Auto – die Palette an Möglichkeiten sei groß. „Und warum keine Tempolimits oder autofreie Sonntage wie in den 70er-Jahren? Ein Erfolg – damals wurde der Ölverbrauch stark reduziert.“

Auf Busse, Bahnen und Fahrgemeinschaften umsteigen

Der Grüne Verkehrsminister Winfried Hermann unterstützte die Forderung von Walker. Hermann sagte, jeder und jede könne etwas tun: „Statt im eigenen Auto mehr mit Bussen und Bahnen fahren, Fahrgemeinschaften bilden oder öfter das Auto mal stehen lassen.“ Zugleich müsse auf politischer Ebene ein Bündel von Maßnahmen auf den Weg gebracht werden, um die Ölimporte zu senken. „Dazu zählen unter anderem autofreie Sonntage und Tempolimits.“

Ausbau der Erneuerbaren Energien

Walker betonte aber auch, für Menschen, die auf das Auto dringend angewiesen seien, könne es wie damals Sonderregelungen geben. „Nicht zu vergessen, dass ein Verzicht aufs Autofahren die Umwelt schont, vor allem aber auch ein starkes Zeichen der Solidarität mit den Menschen in der Ukraine wäre.“ Walker sagte weiter, die Bundesregierung unternehme aktuell alle nötigen Anstrengungen, die Energieversorgung auf ein breiteres Fundament zu stellen, um möglichst schnell unabhängig von Gas, Öl und Kohle aus Russland zu werden. Dazu zählten das Anlegen von Reserven, die Suche nach neuen Lieferwegen sowie der Ausbau der Erneuerbaren Energien, den sie vorantreibe.

Bundesregierung gegen Energieembargo

Die USA hatten als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine ein Importverbot für Öl aus Russland verhängt. Die Bundesregierung ist wegen der großen Abhängigkeit von russischen Lieferungen gegen ein Energieembargo. Wirtschaftsminister Robert Habeck warnte vor schweren Schäden für Deutschland. Der Anteil russischer Importe an den Rohöleinfuhren nach Deutschland liegt bei rund 35 Prozent.

Angesichts der Ölkrise 1973 hatte die Bundesregierung vier autofreie Sonntage und ein vorübergehendes Tempolimit verordnet – 100 Stundenkilometer auf Autobahnen, 80 auf Landstraßen.

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