Pforzheim (pm/dpa/lk) – Die Politik steht in der Corona-Pandemie gewaltig unter Druck. Die Menschen sind lockdownmüde, immer lauter sind die Rufe nach einer Öffnung. Das Tübinger Modellprojekt könnte nun Schule machen. Viele Kommunen sind interessiert. Auch Pforzheims Oberbürgermeister Peter Boch tritt dafür ein, das in Tübingen umgesetzte Modellprojekt „Öffnen mit Sicherheit“ schnell auszuweiten.
Fast spürbar steigt der Druck auf das Land, Bürgermeister und Landräte scharren ungeduldig mit den Füßen, Händler und Gastronomen tun das eh seit Monaten. Wann gibt es eine Hoffnung auf eine Corona-Öffnung, wann wird eine Strategie sichtbar? Einen Hoffnungsschimmer sehen Dutzende Kommunen nun im sogenannten Tübinger Modell mit massiven Schnelltests. Sie haben sich bereits beim Land beworben als Modellregionen oder haben es noch vor. Ziel sei es, möglichst bald Perspektiven zu haben – für Hotels, Restaurant, Museen und die Kultur. Beim Land als Modellregion beworben haben sich unter anderem der Kreis Calw sowie die Stadt Ettlingen. Auch Landau in der Pfalz möchte diesen Weg gehen. Ein entsprechendes Modellvorhaben kann aber nur dort zugelassen werden, wo die Inzidenz unter 50 liegt.
Auch die Stadt Pforzheim dringt auf Öffnungen. „Ich plädiere dafür, dass der Besuch des Einzelhandels, der Gastronomie oder kultureller Angebote für alle diejenigen wieder möglich gemacht werden sollte, die ein negatives Schnelltestergebnis vorlegen können“, sagt Pforzheims Oberbürgermeister Peter Boch. „Unter dieser Voraussetzung sollten wir nun schnell weitere Öffnungsschritte gehen.“ Es sei an der Zeit, neue Wege jenseits des Dauerlockdowns zu wagen, ohne dabei fahrlässig zu handeln. „Auch der Gebrauch der FFP2-Maske sollte in diesem Zusammenhang ausgeweitet werden, da diese einen sehr hohen Schutz bietet.“. Bereits am Mittwoch wurde bekannt gegeben, dass das Saarland nach Ostern mit einem ähnlichen Konzept den Lockdown beenden werde. In der kommenden Woche möchte die Stadt Pforzheim ihr eigenes Testungskonzept beim Land Baden-Württemberg einreichen.
„Wir haben in Pforzheim eine gute Testinfrastruktur aufgebaut, die aus Apotheken, Ärzten und dem Testzentrum auf dem Messplatz besteht“, betont Boch. Weitere Bausteine würden sukzessive hinzukommen. „Ich kann nur an unsere Bürgerinnen und Bürger appellieren, von ihrem Recht auf mindestens einen kostenlosen Antigenschnelltest pro Woche Gebrauch zu machen.“ Auch wenn im Moment damit noch keine Gastronomie- oder Einzelhandelsbesuche möglich seien. „Jedes negative Testergebnis bringt mehr Sicherheit für die eigenen Begegnungen, ob beruflich oder privat.“ Gerade vor Aktivitäten, die möglicherweise an den Osterfeiertagen geplant seien, sollten die Menschen sich unbedingt testen lassen. „Egal ob für Treffen im Kreis der Familie oder dem Besuch eines Gottesdienstes, negative Testergebnisse können für vieles genutzt werden“, sagt der Rathauschef.
Keine Bewerbung als Modellregion wird es aus Karlsruhe geben: Oberbürgermeister Frank Mentrup sprach am Donnerstag von einem „Wettlauf der Städte und Gemeinden“. Notwendig sei vielmehr eine landesweite und neue Corona-Strategie, die weniger die Inzidenzen in den Blick nehme, sondern Rahmenbedingungen für die Außengastronomie, die Bibliotheken oder auch die Kultur vorgebe. „Wenn die Veranstalter oder auch die einzelnen Stadt- und Landkreise diese Bedingungen erfüllen, dann sollte eine Öffnung auch möglich sein“, sagte Mentrup.