Karlsruhe (pm/dk) – Es war eine überraschende Nachricht am vergangenen Dienstag – der französische Reifenhersteller Michelin will sich aus Karlsruhe komplett zurück ziehen. Auch für die Stadt und Oberbürgermeister Frank Mentrup war das nicht vorhersehbar – entsprechend intensiv arbeitet man aktuell daran das, eigentlich schon beschlossene, noch zu verhindern. Aber wie stehen da die Chancen?
Die vom französischen Unternehmen Michelin ultimativ angekündigte Schließung des Standortes Karlsruhe hat im Rathaus Betroffenheit ausgelöst. „Karlsruhe ist der älteste Michelin-Standort in Deutschland mit einer mehr als 90-jährigen Historie. Seit Jahrzehnten ist das Unternehmen Michelin am Standort Karlsruhe ein Pionier für grenzüberschreitende Zusammenarbeit und ein verlässlicher Partner bei der Umsetzung kommunaler Projekte. Eine Schließung des Werks und ein Rückzug Michelins aus Karlsruhe wäre ein großer Verlust für den Wirtschaftsstandort und die Stadtgesellschaft“, erklärt Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup.
Die Stadtspitze stand bereits seit einigen Tagen in Gesprächen mit dem Unternehmen Michelin und dem Betriebsrat. Die harte Ankündigung habe daher überrascht, so Mentrup. Nach seinem Kenntnisstand finden weiterhin Gespräche statt, um mögliche Lösungen für eine Weiterentwicklung des Standortes auszuloten. „Noch hat die Unternehmensleitung in Paris nicht erklären können, warum die Schließung unausweichlich ist und welche alternativen Lösungen für den Erhalt des Standortes geprüft wurden.“
Von der geplanten Schließung sind insgesamt 601 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betroffen; 479 Beschäftigte arbeiten derzeit in der Produktion von Reifen für kleine und mittlere Lkw, 122 Beschäftigte sind in Karlsruhe im Kundenkontaktzentrum für Deutschland, Österreich und die Schweiz tätig. Die Fabrikation im Werk soll schrittweise bis Mitte 2025 eingestellt werden, das Kundenkontaktzentrum soll bis Ende 2025 nach Polen verlagert werden.
Seitens der Stadt strebe man in den kommenden Wochen und Monaten einen intensiven Kontakt mit der Werks- und Standortleitung von Michelin, dem Betriebsrat, der Gewerkschaft und dem Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg an. Zur besseren Ausnutzung und höheren Rentabilität des Michelin-Geländes in Karlsruhe durch ergänzende Ansiedlung hat der OB ausdrücklich Unterstützung angeboten, etwa durch die Wirtschaftsförderung der Stadt. Mentrup erinnert daran, dass im Zuge eines „schmerzhaften Standortsicherungsprozesses“ erst kürzlich Personal am Michelin-Standort Karlsruhe abgebaut worden war.