Notlage der Karlsruher Kliniken macht schnell finanzielle Hilfe notwendig

08. Mai 2024 , 12:45 Uhr

Karlsruhe (pm/dk) – Die Krankenhäuser haben zu wenig Geld – deswegen machen zwei Karlsruher Kliniken jetzt Druck. Die ViDia Christliche Kliniken Karlsruhe und das Städtische Klinikum Karlsruhe fordern verlässliche finanzielle Zusagen für die weitere Planbarkeit des Krankenhausbetriebes – und zwar bereits vor der geplanten großen Krankenhausreform.

900 Millionen Euro fehlen

85 Prozent der Krankenhäuser in Baden-Württemberg befürchten für 2024 hohe Defizite. In Ihren Wirtschaftsplänen fehlen allein im laufenden Jahr 900 Mio. Euro. Nach einer jahrelangen Unterfinanzierung der Kliniken bundesweit befinden sich auch die beiden Karlsruher Kliniken in einer bedrohlichen wirtschaftlichen Lage, die sofortiges Handeln durch Bund und Länder erfordert. Diese Situation ist unter anderem eine direkte Folge der signifikanten Kostensteigerungen in den vergangenen Jahren ohne die dringend erforderliche Anpassung der gesetzlichen Vergütungen.

Die Karlsruher Kliniken erbringen eine leistungsstarke medizinische Versorgung und sichern wohnortnahe Spitzenmedizin für die Patienten der Region,

unterstreicht Markus Heming, Kaufmännischer Geschäftsführer des Städtischen Klinikums Karlsruhe. „Für die weiterhin zuverlässige Patientenversorgung ist allerdings ein sofortiger Ausgleich der bereits in den Jahren 2022, 2023 und früher entstandenen und im laufenden Jahr weiter zunehmenden Finanzierungslücke notwendig.“ So ist beispielsweise die Tarifsteigerung von durchschnittlich 10,5 Prozent nur ansatzweise refinanziert.

Finanzierungsreform nötig!

Um die enormen Kostensteigerungen bewältigen zu können, ist eine Finanzierungsreform dringend erforderlich. Nur so kann eine noch größere Insolvenzwelle abgewendet werden, die die flächendeckende Patientenversorgung derzeit gefährdet. Durch die anhaltende Verzögerungstaktik und damit unsichere Perspektive für die Krankenhäuser riskiert der Bund zahlreiche Schließungen und fördert damit weiter einen kalten, dem Zufall überlassenen Strukturwandel. „Die ViDia Christliche Kliniken und das Städtische Klinikum Karlsruhe – beide vom Land Baden-Württemberg als bedarfsnotwendig anerkannt – haben einen gesetzlichen Anspruch darauf, dass der Bundesgesetzgeber die Versorgung der jährlich rund 450.000 Patientinnen und Patienten auskömmlich finanziert“, stellt Caroline Schubert, Vorständin der ViDia Kliniken Karlsruhe, klar. „Wir fordern nach wie vor, ein Vorschaltgesetz zur Krankenhausreform aufzulegen, das ein einmaliges Nothilfeprogramm für existenzbedrohte Krankenhäuser vorsieht. Konkret sollte der Landes-Basisfallwert einmalig um 4 Prozentpunkte erhöht werden.“ Einer Reform der Gesundheitsversorgung in Deutschland stehen die Karlsruher Kliniken grundsätzlich offen gegenüber. Diese sollte allerdings in Abstimmung mit den Akteuren erfolgen.

Transformationsfonds sind ein richtiges Signal

„Der ab 2025 angekündigte Transformationsfonds in Höhe von 50 Milliarden Euro ist ein richtiges Signal – es müssen aber schnellstmöglich Fakten geschaffen werden, damit für die Patientinnen und Patienten auch künftig eine wohnortnahe Patientenversorgung gewährleistet bleibt“, verdeutlicht Richard Wentges Vorstandsvorsitzender der ViDia Christliche Kliniken Karlsruhe. „Außerdem muss die Krankenhausplanung Ländersache bleiben, damit wichtige Aspekte der jeweiligen Versorgungsgebiete berücksichtigt werden.“

Insgesamt ist in Karlsruhe bereits eine umfassende Strukturbereinigung erfolgt, insbesondere durch die Fusion der St. Vincentius-Kliniken mit dem Diakonissenkrankenhaus zu den ViDia Kliniken, eine Konsolidierung der medizinischen Leistungen sowie die Schließung der Paracelsus-Klinik im Jahr 2018.

Das Städtische Klinikum Karlsruhe und die ViDia Kliniken Karlsruhe haben in Eigenleistung diese und zahlreiche weitere Maßnahmen zu einer eigenen Strukturreform realisiert, darunter Prozessoptimierungen, ein Ausbau der ambulanten Leistungen und klinikübergreifende Kooperationen,

betont Prof. Dr. Michael Geißler, Medizinischer Geschäftsführer des Städtischen Klinikums Karlsruhe. „Beispielsweise leisten im ‚Karlsruher Heart Team‘ die Kardiologen der beiden Kliniken gemeinsam mit den Herzchirurgen der Helios Klinik für Herzchirurgie Spitzenmedizin für Herzpatientinnen und -patienten und die bereits seit 2020 erfolgreich laufende Kooperation bei der operativen Behandlung von Lungenkrebs wird in Kürze deutlich erweitert.“ Auch bei der hochkomplexen Therapie des Speiseröhrenkrebses und bei der Versorgung von Frühgeborenen und Risikoschwangerschaften arbeiten die beiden Häuser eng zusammen.

Anzeige
Förderung Geld Hilfe Krankenhaus Politik, Städtisches Klinikum ViDia Christliche Kliniken

Das könnte Dich auch interessieren

24.10.2024 Michelin unterstützt krebskranke Kinder - 10.000 Euro Spende an FUoKK Karlsruhe (pm/tk) - Mit 10.000 Euro unterstützt der Reifenhersteller Michelin den Förderverein zur Unterstützung der onkologischen Abteilung der Kinderklinik Karlsruhe e.V. (FUoKK).  21.10.2024 Über diese Punkte sprechen Landkreise und Land in Bruchsal Bruchsal (dpa/tk) - In Bruchsal ist heute Landkreis-Versammlung! Auch Ministerpräsident Kretschmann wird erwartet. Ein wichtiges Thema: Die Kostenerstattung für die Betreuung Geflüchteter. Hier klaffen die Positionen von Land und Landkreisen weit auseinander. 07.09.2024 Klinikum Karlsruhe spendet medizinische Geräte und Materialien in die Ukraine Karlsruhe (pm/jal) – Spritzen, Handschuhe, OP-Hauben, aber auch Knochenzement und Beatmungsbeutel – in der ukrainischen Kinderklinik fehlt es nach dem Angriff an vielen Dingen. Mithilfe eines Hilfskonvois, der von dem Verein Hilfswerk Bodensee organisiert wird und der in der kommenden Woche in die Ukraine aufbricht, spendet das Städtische Klinikum nun medizinische Materialien in Höhe von 18.08.2024 Land verdient über acht Millionen mit entsandten Polizisten Stuttgart (dpa/jal) – Baden-Württemberg hat in den vergangenen drei Jahren deutlich mehr Polizeibeamte und -beamtinnen zu Einsätzen an den Bund und andere Länder abgegeben, als Kräfte aus anderen Regionen angefordert. Von 2021 bis 2023 hat das Land für solche Unterstützung fast 8,4 Millionen Euro bekommen, wie aus einer Antwort des Innenministeriums auf einen Antrag der FDP im Landtag