Karlsruhe (dk) – Der Karlsruher Zoo hält die Zoofreunde auch in dieser Woche auf dem Laufenden über den aufregenden Werdegang der Eisbären. Zoodirektor Matthias Rheinschmidt und Tierarzt Dr. Marco Roller geben interessante Einblicke in die aktuelle Situation der Eisbären-Jungtiere und die Herausforderungen der Aufzucht. Denn: Mindestens ein Eisbärbaby soll nach wie vor leben.
Der kleine Eisbär, der seit einigen Wochen im Zoo Karlsruhes Leben erblickt hat, sorgt weiterhin für Aufregung bei den Zoobesuchern und Mitarbeitern. Aktuell ist das Jungtier etwa 40 Tage alt, und es gibt zwar noch keine endgültige Entwarnung, aber die Chancen stehen mittlerweile gut. „Die meisten Eisbären-Jungtiere sterben in den ersten 10 bis 30 Lebenstagen“, erklärt Dr. Marco Roller. „Danach wird die Mortalität deutlich geringer, aber es gibt immer noch Risiken.“
Das Jungtier im Karlsruher Zoo hat die kritischen ersten Tage gut überstanden und entwickelt sich stabil. „Das Allergröbste scheint jetzt überstanden zu sein“, so der Tierarzt. In den ersten 30 Tagen ist die Gefahr besonders hoch, aber die bisherigen Fortschritte lassen hoffen.
Dr. Marco Roller, der als Tierarzt und Wissenschaftler tätig ist, hat bereits viele Studien zu Raubtieren, insbesondere zu Eisbären, durchgeführt. Eine besonders aufsehenerregende Studie beschäftigte sich mit der Lebenserwartung von Eisbären in Menschenobhut und der Überlebenswahrscheinlichkeit von Jungtieren. Die Ergebnisse zeigen, dass Eisbären heute zunehmend älter werden und die Jungtiersterblichkeit in den letzten Jahrzehnten gesenkt werden konnte.
„In den 60er und 70er Jahren lag die Jungtiersterblichkeit in Menschenobhut noch bei 70 bis 80 Prozent. Heute sind es nur noch etwa 50 bis 52 Prozent“, erklärt Dr. Roller. Diese positiven Entwicklungen sind ein wichtiges Zeichen für den Fortschritt in der Eisbärenzucht und die verbesserte Betreuung der Tiere in Zoos weltweit.
In der Natur kommen Eisbären-Jungtiere in Eishöhlen zur Welt, wo sie monatelang in Dunkelheit leben und nur begrenzte äußere Einflüsse erfahren. Der Karlsruher Zoo bietet dem kleinen Eisbären jedoch eine andere Umgebung, mit einer Halbhöhle und einer Außenanlage, die ihm mehr Licht und Raum bietet. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese äußeren Einflüsse für das Jungtier negativ sind“, so Dr. Roller. „Im Gegenteil, Nuka, die Mutter, schützt das Jungtier sehr gut vor äußeren Einflüssen und sorgt für eine ruhige und sichere Aufzucht.“
Die Spannung unter den Zoofreunden wächst täglich. Auch Zoodirektor Matthias Rheinschmidt schaut immer wieder gespannt auf die Kameraübertragung, die das Leben des kleinen Eisbären dokumentiert. „Wir sind alle sehr neugierig und hoffen, bald das erste Bild des Jungtiers zu sehen“, sagt er. „Aber im Sinne des Tierwohls halten wir uns zurück und stören nicht.“
Der Zoo verfolgt weiterhin eine wissenschaftlich fundierte Zuchtstrategie, die sowohl die Bedürfnisse der Tiere als auch das Ziel einer erfolgreichen Nachzucht berücksichtigt. „Wir hoffen natürlich, dass der kleine Eisbär gesund und munter aufwächst“, so Rheinschmidt.