Karlsruhe (dpa/lsw) – Kurzzeitig stand er auf der Kippe, zuletzt verzögerte ein Vogel den Start: Mit zehnmonatiger Verspätung ist in Karlsruhe ein neuer Autotunnel durch die Innenstadt eröffnet worden. „Was lange währt, wird irgendwann dann doch auch mal gut“, sagte am Mittwoch sichtlich erleichtert Karlsruhes Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD). Denn mit dem neuen Tunnel kann nicht nur der Autoverkehr auf einer der zentralen Ost-West-Achsen wieder flüssig durch die Innenstadt rollen. Der Karoline-Luise-Tunnel ist der letzte Baustein des Nahverkehrsprojektes Kombilösung.
„An die Kombilösung insgesamt kommt damit ein Knopf dran“, sagte Mentrup. Das Milliarden-Projekt schafft durch einen Straßenbahn- und einen Autotunnel mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer in der Stadt. Wo bis Dezember noch Bahnen im Minutentakt oberirdisch durch die Fußgängerzone rollten, kann nun in Ruhe flaniert werden. Ein Teil der Bahnen wird durch einen darunter liegenden Tunnel geführt, der andere Teil fährt auf der südlich gelegenen neuen Trasse Kriegsstraße. Diese früher teils zehnspurige Autoschneise ist zu einer Art Boulevard umgebaut worden.
Das Ganze hat Stadt, Land und Bund nicht nur viel Geld gekostet. Es zehrte nach Pleiten, Pechen und Pannen bei insgesamt über zwölfjähriger Bauzeit auch gewaltig an den Nerven und war vor allem wegen der Kosten heftig umstritten – die waren mit 1,5 Milliarden Euro am Ende dreimal so hoch wie ursprünglich geplant. Der Autotunnel scheiterte fast an den Bedenken des Bundesrechnungshofs. Nur der Kombination von Bahn- und Autotunnel hatten die Bürger aber zugestimmt.
Die U-Bahn unter der Fußgängerzone ist seit Dezember in Betrieb. Der Autotunnel sollte an sich parallel dazu starten. Als die Röhre Ende Mai mit Verspätung endlich freigegeben werden sollte, machten umherfliegende Rotorteile eines Lüfters dem einen Strich durch die Rechnung. Ein Vogel war in einen Lüfter geraten. Nun schützen Gitter die 36 Strahlventilatoren.
Seit Mittwoch ist der Verkehr der ehemals teils zehnspurigen Kriegsstraße auf 1,6 Kilometern in den nach der einstigen Markgräfin Karoline Luise von Baden (1723-1783) benannten Tunnel verlegt. Als erstes fuhr ein Bus der Verkehrsbetriebe mit Ehrengästen durch den Tunnel, dann eroberte am späten Morgen der normale Verkehr die Röhre. Oberirdisch fährt die Straßenbahn auf einer begrünten Trasse.
Dass angesichts des dichten und für Fußgänger gefährlichen Tramtaktes in Karlsruhe etwas getan werden musste, stand auch für Kritiker außer Frage. Sie bemängeln aber neben den hohen Kosten, dass die Leistungsfähigkeit des Schienennetzes durch die Kombilösung nicht wirklich verbessert worden sei.