Karlsruhe (dpa/lk) – Mit dem Einzug in das Halbfinale des DFB-Pokals hat es für den KSC nicht geklappt. Trotzdem will Trainer Christian Eichner neue Kräfte für den Alltag in der 2. Bundesliga entwickeln und nicht über eine „vergebenen Jahrhundertchance“ sprechen.
Das Bild am Tag nach der Pokal-Niederlage des KSC beim Hamburger SV hätte symbolhafter kaum sein können. Während des einstündigen Morgenspaziergangs im Hamburger Tierpark Hagenbeck brachen bereits die ersten Sonnenstrahlen wieder durch das triste Grau über der Hansestadt, in der für den KSC am Samstag um 13.30 Uhr beim FC St. Pauli schon das nächste Spiel ansteht. Und auch die Miene von Trainer Christian Eichner hatte sich nach dem 2:3 im Elfmeterschießen inzwischen wieder zunehmend aufgehellt. „Emotional wird jeder einen kleinen Knacks mit in den heutigen Tag genommen haben“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. „Aber es gehört auch dazu, dass man die Enttäuschung zulässt.“
Denn die Karlsruher führten trotz Unterzahl bis in die Nachspielzeit hinein mit 2:1 und auch im Elfmeterschießen lagen sie zunächst in Front. Fast über die gesamte Spielzeit hatten die Gäste gekämpft, waren die Hamburger hoch angelaufen und hatten so erstaunliche Fehlerketten ausgelöst. „Ich glaube, dass man aus solchen Dingen dann auch viel Energie ziehen kann“, erklärte Eichner. Diese Energie wird die Mannschaft in den kommenden Wochen dringend benötigen.
Zunächst geht es beim Tabellendritten St. Pauli wieder um wichtige Punkte, um die Klasse zu halten. Auch deswegen bleiben die Karlsruher direkt in Hamburg. Eichner ging davon aus, dass er neben dem gelbgesperrten Kapitän Jerôme Gondorf gegen den Kiezclub auch auf den an der Wade verletzten Spielgestalter Kyoung-Rok Choi verzichten muss. „Das ist die gleiche Geschichte wie vor Weihnachten. Das ist natürlich ein herber Verlust“, sagte Eichner über den Südkoreaner, der gegen den HSV in der ersten Hälfte ausgewechselt werden musste.
Der umstrittene, von KSC-Torhüter Gersbeck schlussendlich abgewehrte Strafstoß (68.), den Schiedsrichter Felix Zwayer in der regulären Spielzeit verhängt hatte, spielte am Tag danach kaum noch eine Rolle. „Er läuft ja in unseren Spieler rein. Unglaublich“, hatte Stürmer Philipp Hofmann dem Pay-TV-Sender Sky direkt nach der Partie noch gesagt. Und damit auch die Einschätzung seines Trainers getroffen. Eichners Blick zurück ist dennoch ohne Groll. „Dass einer gewinnen muss, ist klar. Dass es sich dramatischer anfühlt, weil wir zweimal geführt haben, macht es in der emotionalen Wahrnehmung noch intensiver. Aber von einer vergebenen Jahrhundertchance zu sprechen, ist ein bisschen hoch gegriffen“, sagte er. „Vielleicht kommt sie ja nächstes Jahr wieder. Es liegt in unserer Hand.“