Stuttgart (dpa/lk) – Die Menschen in Baden-Württemberg müssen wegen der kritischen Corona-Lage seit dem Wochenende mit mehr Kontrollen, Tests, deutlichen Einschränkungen und Verboten leben. Die am späten Freitagabend veröffentlichte neue Verordnung schränkt nicht nur das Leben ungeimpfter Menschen weiter ein, sondern auch der Alltag etlicher Geimpfter und Genesener im Südwesten ist so stark betroffen wie bislang in kaum einem anderen Bundesland.
Außerdem sind Großveranstaltungen begrenzt, die wenigen bisher noch geöffneten Weihnachtsmärkte verboten und Clubs sowie Diskotheken geschlossen. Für den Einzelhandel gilt landesweit eine 2G-Regelung. Ausgenommen sind hier Läden, die Produkte für den täglichen Bedarf verkaufen, wie etwa Supermärkte und Apotheken. Das Land ruft die Polizei auf, Verstöße zunächst nicht zu ahnden. „Wir wissen, dass die neue Verordnung sehr kurzfristig kommt“, sagte der Amtschef des Sozial- und Gesundheitsministeriums, Uwe Lahl. „Das ist eine riesige Herausforderung, etwa für Veranstalterinnen und Gastronomen.“ Das sollten die Polizisten der Städte und Gemeinden berücksichtigen, die für die Kontrolle der Corona-Verordnung zuständig sind. Lahl kündigte dennoch Sanktionen an, die es „von Ende nächster Woche an“ geben soll.
Die Ordnungsämter stoßen bei den Corona-Kontrollen in vielen Kommunen im Südwesten bereits jetzt an ihre Grenzen. Es fehle an Kapazitäten für die zusätzlichen Aufgaben, sagte Christopher Heck vom Gemeindetag. „Man kommt an die Grenzen der Durchführbarkeit.“ Außerdem würden die kommunalen Beamten als Kontrolleure nicht so stark akzeptiert wie die Polizei. Auch Sebastian Ritter vom Städtetag Baden-Württemberg sagt: „Menschen in Uniform haben eine ganz andere Wirkung auf Bürgerinnen und Bürger.“
Am Samstag spielten die Fußball-Bundesligisten bereits vor weitgehend leeren Rängen – die „Geisterspiele“ in den Stadien sind zurück. Denn nach der neuen Verordnung sind Veranstaltungen jeglicher Art nur noch mit maximal 50 Prozent der möglichen Besucher erlaubt. Für sämtliche Veranstaltungen – auch etwa in Kultur und Freizeit – gilt eine „harte Obergrenze“ von 750 Personen. So viele Zuschauer dürfen am kommenden Sonntag um 13.30 Uhr auch maximal dem KSC im heimischen BBBank Wildpark gegen den 1. FC Heidenheim zujubeln.
Die Weihnachtsmärkte in Mannheim, Ulm, Karlsruhe, Baden-Baden und Heidelberg haben bereits geschlossen. Der Einzelhandel funkt SOS – er fühlt sich durch die landesweite Einschränkung für ungeimpfte Kunden und zusätzliche Kontrollen benachteiligt. „Mit Einführung der 2G-Regel für den gesamten Einzelhandel muss der Handel in Baden-Württemberg, der in den letzten 20 Monaten bereits zahlreiche Sonderopfer für die Gesellschaft erbracht hat, einen weiteren Schlag ins Gesicht hinnehmen“, sagte Sabine Hagmann, die Hauptgeschäftsführerin des Handelsverbands Baden-Württemberg (HBW).
Mit seinen scharfen Vorgaben geht das Land deutlich über die jüngsten Beschlüsse von Bund und Ländern hinaus. Es sei wichtig, die vierte Welle zu stoppen, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann über die neue Verordnung.
https://www.die-neue-welle.de/corona/besonders-scharfe-corona-regeln-was-erlaubt-ist-und-was-nicht