Karlsruhe/Stuttgart (dpa/lk) – Baden-Württemberg will angesichts steigender Corona-Infektionszahlen erstmals die zweite Stufe im Kampf gegen die Pandemie in Kraft setzen. Sozialminister Manne Lucha verkündet am Dienstag im Kabinett den Eintritt in die sogenannte Anstiegsphase, wie ein Regierungssprecher der dpa bestätigte. Diese zweite von drei Pandemiestufen beinhaltet etwa eine strengere Kontrolle von Maßnahmen, Appelle an die Öffentlichkeit und das bedarfsabhängige Hochfahren von Corona-Ambulanzen und Teststellen.
Anlass sei das aktuelle Infektionsgeschehen im Land, sagte der Sprecher. In einigen Regionen und Städten gebe es ein diffuses Infektionsgeschehen, die sogenannte Sieben-Tages-Inzidenz liege zudem im ganzen Land bereits bei 16,4. Angesichts hoher Infektionszahlen wurde im Kreis Esslingen bereits am Montag eine Allgemeinverfügung für private Feiern auf den Weg gebracht, die auf der Einigung von Bund und Ländern beruht. Sie soll heute in Kraft treten. Eine Sprecherin des Landkreises sprach von einem diffusen Infektionsgeschehen im Kreis. Es gebe keine einzelnen Hotspot, sondern Ausbrüche in Unterkünften für Flüchtlinge, in Familien, Sportvereinen und Betrieben. Die sogenannte 7-Tage-Inzidenz im Kreis Esslingen lag am Montag laut Landesgesundheitsamt bei 40,4.
Sozialminister Manne Lucha verkündete am Dienstag im Kabinett den erstmaligen Eintritt in die zweite Stufe eines dreistufigen Warnsystems. Diese Stufe beinhaltet stärkere Appelle an die Bevölkerung und schärfere Kontrollen – etwa im Nahverkehr, in Läden, Restaurants, Bars und Kneipen. Lucha betonte vor allem die Bedeutung der Nachverfolgung von Infektionsketten. Deshalb werde auch in Gaststätten und Kneipen verstärkt kontrolliert, dass Kontaktlisten ordentlich ausgefüllt werden. „Wir müssen jetzt alles tun, damit sich kein exponentieller Anstieg entwickelt“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann.
Die grün-schwarze Landesregierung hatte im September ein dreistufiges Alarm-System vorgestellt, um eine zweite Corona-Infektionswelle und einen landesweiten Lockdown unter allen Umständen zu verhindern. Entscheidend für die Einstufung dabei ist die Sieben-Tage-Inzidenz. Sie zeigt die Zahl der Neuinfektionen innerhalb einer Woche pro 100.000 Einwohner. Aber auch andere Faktoren spielten bei der Bewertung eine Rolle, etwa die absoluten Infektionszahlen, die Zahl der Tests oder der Reproduktionswert (R-Wert), der angibt, wie viele Menschen ein Erkrankter im Schnitt mit dem Virus ansteckt.
Die Pandemiestufe 2 gilt in Baden-Württemberg, wenn die landesweite Sieben-Tage-Inzidenz von 10 Fällen je 100.000 Einwohner überschritten wird und zusätzlich das Infektionsgeschehen diffus ansteigt oder sich die landesweiten wöchentlichen Fallzahlen innerhalb von zwei Wochen verdoppeln. Dann sind erste Einschränkungen in ausgewählten Lebensbereichen vorgesehen. Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung werden strenger kontrolliert. Corona-Ambulanzen und Teststellen werden nach Bedarf hochgefahren und aufgebaut.
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