Baden-Baden (pol/dpa/lk) – Nach dem Großbrand im Luxushotel „Badischer Hof“ in Baden-Baden ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen einen mutmaßlichen Brandstifter. Die Ermittlungen und Zeugenbefragungen erhärteten den Verdacht gegen 36-jährigen ehemaligen Mitarbeiter des Hotels. Er befinde sich zwischenzeitlich im Ausland. Bei dem Feuer Anfang September letzten Jahres ist ein Schaden über rund 75 Millionen Euro entstanden, das Hotel bleibt noch bis mindestens kommendes Jahr geschlossen.
Ein früherer Mitarbeiter des Luxushotels „Badischer Hof“ in Baden-Baden soll dort im Herbst kurz nach der Wiedereröffnung ein verheerendes Feuer gelegt haben. Der Schaden belaufe sich nach aktuellen Erkenntnissen auf rund 75 Millionen Euro, teilten Staatsanwaltschaft und Polizei am Donnerstag mit. Der 36-Jährige sei mittlerweile im Ausland. „Im Wege der Rechtshilfe hat die Staatsanwaltschaft Baden-Baden eine Vernehmung des Beschuldigten in seinem Heimatland veranlasst.“ Dies sei bisher nicht geschehen, teilte Staatsanwalt Michael Klose mit. Der mutmaßliche Brandstifter soll in der Vergangenheit im Ausland schon ähnliche Straftaten begangen haben. Details hierzu gab Klose wegen der noch laufenden Ermittlungen keine preis.
Noch sind die Ermittlungen des Kriminalkommissariats Rastatt und der Staatsanwaltschaft Baden-Baden nicht abgeschlossen. Doch der Anfangsverdacht der Brandstiftung hat sich weiter erhärtet. Aktuell deute nichts auf eine mögliche technische Ursache hin, die zum Brandausbruch geführt haben könnte. Die Ermittler hatten unterschiedliche Spuren und Hinweise ausgewertet sowie über 200 Zeugen befragt. Dadurch kamen sie auf die Spur des ehemaligen Mitarbeiter des Hotels. Immer mehr Hinweise hätten zudem den Verdacht gegen den Ex-Mitarbeiter untermauert.
Der „Badische Hof“ ist das älteste Palasthotel in Deutschland. Viele große Persönlichkeiten waren dort schon zu Gast. Das Hotel entstand in den Jahren 1807 bis 1810 und zog damals in die Gebäude eines vormaligen Kapuzinerklosters ein. Das Luxushotel gilt vielen als Zeugnis für die glanzvolle Ära Baden-Badens als Fürstenbad und Treffpunkt des europäischen Hochadels. Als einziges Haus in der Region verfügt es über einen eigenen Thermalwasseranschluss. Das Hotel war nach der Übernahme durch eine Hotelgruppe renoviert und Mitte Juli vergangenen Jahres wiedereröffnet worden.
Der Großbrand hatte dann Anfang September in einem historischen, denkmalgeschützten Teil des Gebäudes erheblichen Schaden angerichtet. Polizei und Staatsanwaltschaft beziffern den Sachschaden inzwischen auf rund 55 Millionen Euro, davon etwa 50 Millionen am Gebäude und 5 Millionen am Inventar. Der Schaden durch den Betriebsausfall dürfte demnach bei zusätzlichen etwa 20 Millionen Euro liegen. Der „Badische Hof“ ist seit dem Feuer geschlossen.
Rund 160 Gäste waren damals rechtzeitig in Sicherheit gebracht worden, als Mitten in der Nacht Flammen lichterloh aus dem Dachstuhl schlugen. In Bademänteln und Schlafanzügen standen Hotelgäste zunächst auf der Straße, das Rote Kreuz betreute sie. Ballsaal, Restaurants und die Spa-Abteilung wurden nach damaligen Angaben zerstört. „Was ich sehe, ist so furchtbar“, hatte Hoteldirektor Benjamin Eichner damals den BNN gesagt.
Von einem solchen Vorfall habe er noch nie gehört, sagte Nicolai Danne vom Branchenverband Dehoga Baden-Baden. Es stelle sich natürlich die Frage der mutmaßlichen Motivation. War es Rache? Bis zu einem Gerichtsurteil gelte die Unschuldsvermutung, betonte Danne. „Ich habe jedenfalls die Hoffnung, dass das ein Einzelfall bleibt.“ Die Eröffnung nach dem verheerenden Brand ist laut Homepage für das Jahr 2024 geplant. Für die Hotellerie in Baden-Baden ist es Danne zufolge schwierig, dass so ein großes Haus fehle. Daran ändere auch Corona nichts. Veranstalter wollten oft alle Teilnehmer in einem Hotel unterbringen. Da sei der „Badische Hof“ mit fast 150 Gästezimmern und Suiten eine gefragte Adresse.
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