Geiselnehmer von Karlsruhe in Untersuchungshaft

13. März 2023 , 04:38 Uhr

Der mutmaßliche Geiselnehmer, der am Freitag in einer Apotheke Menschen in seiner Gewalt hatte, sitzt jetzt in Untersuchungshaft. Er wurde noch am Wochenende einem Haftrichter vorgeführt. Der Beschuldigte soll drei Personen unter Vorhalt einer geladenen Schreckschusswaffe aus dem Verkaufsraum in einen Nebenraum der Apotheke beordert und dort festgehalten haben. Weitere acht Personen befanden sich im hinteren Bereich der Apotheke. Als mutmaßliche Tatwaffe ist bei 20-Jährigen eine Schreckschusswaffe sichergestellt worden. Es habe sich um eine Pistole oder einen Revolver gehandelt, mit dem man jedoch keine tödlichen Verletzungen verursachen könne, sagte ein Polizeisprecher. Der Verdächtige habe die Tat in der Karlsruher Innenstadt nach jetzigen Erkenntnissen allein begangen. Der anfängliche Verdacht, der Mann könne eine Mittäterin gehabt haben, habe sich nicht bestätigt. Von den anfangs elf Geiseln hätten sich neun relativ schnell in dem Gebäude verstecken können. Zwei Menschen seien danach weiter in der Gewalt des Verdächtigen gewesen.

5 Stunden hielt er die Geiseln in seiner Gewalt

Der Verdächtige sollte im Lauf des Samstags einem Haftrichter vorgeführt werden. Die Polizei richtete eine Ermittlungsgruppe mit zehn Beamten ein. Der polizeibekannte 20-Jährige hatte die Geiseln fast fünf Stunden lang in seiner Gewalt. Schließlich erfolgte der Zugriff durch Spezialkräfte. Alle Geiseln und der Täter blieben körperlich unverletzt.

350 Einsatzkräfte waren im Einsatz

Nach Angaben des Innenministeriums waren bei der Geiselnahme 350 Kräfte im Einsatz – neben Polizisten des Präsidiums Karlsruhe auch eine Verhandlungsgruppe des Polizeipräsidiums Mannheim, eine Beratergruppe des Landeskriminalamtes und Spezialkräfte des Polizeipräsidiums Einsatz. «Den Menschen, die sich stundenlang in der Gewalt des Geiselnehmers befanden, wünsche ich, dass sie keine psychischen Folgen davontragen werden und das Geschehene schnell verarbeiten können», sagte Innenminister Thomas Strobl (CDU) nach Angaben einer Sprecherin. Strobl dankte den Einsatzkräften für ihren umsichtigen Einsatz, der Schlimmeres verhindert habe.

Apotheker arbeiten trotzdem weiter

Aus ermittlungstaktischen Gründen machte die Polizei bislang keine Angaben zu möglichen Forderungen des Geiselnehmers, etwa zu Lösegeld. Auch ob es sich bei den Geiseln um Kunden und Mitarbeiter der Apotheke handelte, konnte ein Sprecher zunächst nicht sagen. Die Apotheke war am Tag nach der Tat telefonisch nicht erreichbar. Kunden konnten aber nach Beobachtungen eines dpa-Reporters Medikamenten-Bestellungen an einer Nebentür abholen. Der Haupteingang war mit Brettern verschlossen. Auf Fotos war zersplittertes Glas auf dem Boden des Geschäfts zu sehen.

Spezialkräfte konnten die Geiselnahme stoppen

Die Tat hatte am Freitag gegen 16.30 Uhr begonnen. Polizeisprecher Dennis Kohl sagte, dass aus der Apotheke mehrere Notrufe eingingen und nur zwei Minuten später erste Polizisten am Tatort waren. Die Beamten sperrten das Gebiet weiträumig ab. Dann habe man versucht, mit dem Geiselnehmer in Verhandlungen einzutreten. Nach fast fünf Stunden, gegen 21.10 Uhr, stürmten Spezialkräfte die Apotheke und beendeten die Geiselnahme.

Täter war der Polizei bekannt

Der mutmaßliche Täter wurde überwältigt und festgenommen. Der deutsche Beschuldigte war kein Unbekannter für die Polizei: Er sei in der Vergangenheit unter anderem wegen Gewalt- und Eigentumsdelikten aufgefallen, sagte Kohl. Die Geiseln hätten nach der Rettung umgehend Hilfsangebote bekommen, auch ein Notfallseelsorger war da. Kohl betonte: «Man mag sich nur am Rande vorstellen können, wie es den Menschen geht, die sich über mehrere Stunden in dieser Ausnahmesituation befanden.»

Anzeige
Apotheke Geiselnahme Karlsruhe

Das könnte Dich auch interessieren

19.03.2024 Siebeneinhalb Jahre Haft für Karlsruher Apotheken-Geiselnehmer Karlsruhe (dpa/tk) - Der Geiselnehmer von Karlsruhe ist vor dem Landgericht zu siebeneinhalb Jahren Gefängnis im Jugendvollzug verurteilt worden. Der heute 21-Jährige hatte im März vergangenen Jahres eine Apotheke am Kongresszentrum überfallen und mehrere Menschen als Geiseln genommen. 19.02.2024 Angeklagter gesteht im Prozess um Karlsruher Geiselnahme Karlsruhe (dpa/lsw) – Der Karlsruher Apotheken-Geiselnehmer hat die Tat gestanden. Er hat sie nach eigenen Worten nur deshalb begangen, um seine Ex-Freundin wiederzusehen. Das Geld – er hatte sieben Millionen Euro gefordert – sei ihm nicht wichtig gewesen, sagte der 21-Jährige am zweiten Verhandlungstag vor dem Landgericht Karlsruhe. Apotheke nur zufällig überfallen Eigentlich habe er eine Bank überfallen 05.02.2024 Prozess gegen 21-Jährigen beginnt Karlsruhe (pm/tk) – Der Apotheken-Geiselnehmer von Karlsruhe steht ab heute vor Gericht. Der 21-Jährige hatte vergangenen März eine Apotheke am Karlsruher Kongresszentrum überfallen und drei Menschen in seine Gewalt gebracht. Acht weitere Personen versteckten sich im hinteren Teil des Ladens. Nun steht er u.a. wegen erpresserischen Menschenraubes vorm Landgericht Karlsruhe. Geiselnahme in Apotheke Dem vorbestraften, 22.11.2024 Aktion „Freude schenken“ 2024: Ein Herz für die, die es brauchen! Karlsruhe (pm/dk) - In Deutschland hat die Armut in den letzten Jahren durch die vielen Krisen stark zugenommen. Besonders betroffen sind Alleinerziehende, ältere Menschen, chronisch Kranke, Behinderte sowie Wohnungslose und Asylsuchende. Für viele von ihnen sind die Feiertage eine Zeit, die mit noch mehr Sorgen verbunden ist, denn häufig verbringen sie diese alleine. Die Aktion „Freude schenken“ setzt in dieser schwierigen Zeit ein starkes Zeichen und sorgt dafür, dass diese Menschen nicht