Karlsruhe (lk) – Jeden Sonntag trifft Martin Wacker prominente Persönlichkeiten aus der Region. Diesmal war der Direktor des Badischen Landesmuseums Eckart Köhne zu Gast. Der gebürtige Karlsruher hat Klassische Archäologie, Alte Geschichte und Christliche Archäologie in Bonn und Heidelberg studiert. 1997 hat er seine Museumstätigkeit als Volontär am Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg begonnen. Heute leitet er das Badische Landesmuseum im Schloss Karlsruhe und ist Präsident des Deutschen Museumbundes. Welche Ideen er für das Badische Landesmuseum entwickelt hat und warum das Schloss dringend eine Renovierung nötig hat, erfahren Sie hier.
Corona und der lange Lockdown haben Spuren hinterlassen – auch bei den Museen in der Region. Lange Zeit waren die Türen des Badischen Landesmuseums in Karlsruhe vollständig geschlossen. Das hat tiefe Löcher in die Kassen gerissen. „Wir haben große finanzielle Probleme durch weniger Besucher und fehlender Einnahmen. Seit dem Frühsommer ist aber der Thronsaal wieder geöffnet und im August hatten wir etwas Normalität mit der Langen Museumsnacht“, schildert Eckard Köhne die derzeitige Situation. Im Herbst und Winter stehen wieder neue Ausstellungen an. „Wir merken, dass die Menschen noch zurückhaltend sind. Das liegt vermutlich an 3G und der Maskenpflicht.“ Inzwischen würden aber verstärkt digitale Angebote genutzt. „Allerdings glaube ich auch an das Original-Objekt. Authentizität ist unglaublich wichtig.“
Köhnes Wunsch Archäologe zu werden, geht zurück in seine frühe Kindheit. „Ich habe extra die Schule gewechselt, damit ich Griechisch lernen konnte“, so der 55-Jährige. Heinrich Schliemann, Götter, Gräber und Gelehrte von C. W. Ceram, Indiana Jones sowie die neuesten Asterix-Comics gehören zu Köhnes Lieblingsliteratur, seitdem er lesen kann. Echte Grabungen waren hingegen nie seine Welt. „Mich haben die Schlüsse und Forschungen viel mehr gereizt, als die Dinge wirklich aus dem Boden zu holen.“ Als Präsident des Deutschen Museumbundes entwickelt Köhne zwischenzeitlich Konzepte für das „Museum der Zukunft“. Darunter beispielsweise auch eine Ausstellung, in der die Besucher die Exponate mit einem Handschuh anfassen können. „Man kann digital von zu Hause aus in den Sammlungen stöbern. Und nach einer Terminabsprache können die Besucher auch mal ein keltisches Schwert in die Hand nehmen.“
Das Museum von heute müsse sich immer verändern und dürfe nicht mehr statisch sein. „Der Trend geht zu einem Museum auf Augenhöhe. Museum ist nicht das, was belehrt und sendet. Während der Besucher nur empfängt und still dabei sein muss. Das ist kein Konzept mehr.“ Ein Museum müsse es schaffen, auf die individuellen Interessen der Menschen einzugehen. Es solle Teil des Lebens und der Stadtgesellschaft sein. Dabei sei die Interaktion besonders für Kita- und Schulkinder, aber auch die ältere Generation sehr sinnvoll. Dafür müsse zunächst aber das Schloss von Innen saniert werden. „Die Fassade ist wirklich toll. Aber von Innen ist das Schloss eine Bruchbude. Da bröckelt und schimmelt es.“ Mit der Sanierung sollte das Haus auch neu eingerichtet werden. Und genau dann sollen auch die neuen Konzepte umgesetzt und installiert werden. „Ich hoffe das erlebe ich noch.“
Eckard Köhne ist aber auch bekannt als der Museums-Revolutionär. Denn zur Ausstellung rund um die Badische Revolution, hisste er die Revolutionsflagge und sorgte damit für eine Kontroverse. „Aktivisten haben uns Verherrlichung der Gewaltregime des Ostens vorgeworfen.“ Eine Petition an den Landtag, Flagge und Köhne aus der Position zu entfernen, scheiterte aber. Seit dem Stadtgeburtstag hing jedoch auch die Badische Flagge am Mast, die nun durch eine Fahnenverordnung ebenfalls abgenommen werden sollte. „Die öffentliche Meinung, Petitionen, Unterschriften, Lokalpolitiker, Landtagsabgeordnete und die Stadtoberen haben uns dabei geholfen.“ Dadurch sei eine Ausnahmegenehmigung für die Badische Flagge möglich geworden. Sie weht noch immer auf dem Karlsruher Schloss. „Wenn der KSC in die Erste Bundesliga aufsteigt, dann hissen wir die Vereinsfahne“, beteuert Köhne vor Zeugen.