Karlsruhe (dpa/lk) – Krieg bedroht auch immer die Kultur. Deutsche Museen wollen helfen, das Schlimmste zu verhindern. Im Ukraine-Konflikt sehen sie sich als Brückenbauer. Sie warnen vor einem Abbruch des Kulturdialogs.
Der Deutsche Museumsbund ist erschüttert über den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine, hofft aber auf eine Brückenbauerfunktion der Museen. „Wir setzen auf die Kultur als einen Weg, im Dialog bleiben zu können, sobald sich die Lage wieder etwas beruhigt hat“, sagte Präsident Eckart Köhne in Karlsruhe. Der Krieg bedeute für die Menschen großes Leid und für die Museen, dass derzeit Partnerschaften, Kooperationen und Forschungsunternehmen nicht weitergeführt werden könnten. „Ich würde mir wünschen, dass Kultur eine verbindende Wirkung hat. Statt sich zu bekriegen, müssen wir miteinander reden und die Kanäle offen halten“, meinte Köhne.
Viele Museen bekunden ihm zufolge ihre Solidarität, indem sie die ukrainische Flagge zeigen, bereits Hilfe leisten oder organisieren. Zunächst sei es wichtig, sich einen Überblick zu verschaffen, so Köhne. Zusammen mit NEMO, dem Netzwerk Europäischer Museumsorganisationen, und dem Internationalen Museumsrat ICOM sammelt der Museumsbund Hilfsaktivitäten und veröffentlicht Handlungsmöglichkeiten für die gesamte europäische Museumslandschaft.
„Jeder Krieg ist ein Drama“, betonte Köhne. Es sei ein Verlust von Kulturgut zu befürchten, auch seien Plünderungen und Diebstählen Tür und Tor geöffnet. Köhne verwies auf Erfahrungen der Museen im Syrien-Krieg. Nach der Zerstörung und dem Raub von Kulturgut sei es darum gegangen, Verluste zu dokumentieren und zu publizieren. Letzteres sei vor allem wichtig, damit im Krieg erbeutete Hehlerware nicht so leicht verkauft werden kann. Auch sei es um Hilfe bei der Erhaltung von Sammlungen und beim Denkmalschutz gegangen.
„Die Kultur ist auch immer die Leidtragende in einem Konflikt“, sagte Köhne. Was den Ukraine-Krieg angeht, sei man in der Vergangenheit mit beiden Konfliktparteien verbunden gewesen. Der Kulturdialog sei auch nach der Besetzung der Krim durch die Russen weitergegangen. „Die Kultur ist ein Mittel, Wege der Kommunikation aufrechtzuerhalten.“
Der Deutsche Museumsbund vertritt mehr als 1.000 Museen und Institutionen. Er nimmt seit 1917 die Interessen deutscher Museen und ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wahr. Köhne, zugleich Direktor des Badischen Landesmuseums in Karlsruhe, scheidet Anfang Mai als Museumsbundchef nach acht Jahren an der Spitze des Verbandes turnusgemäß aus dem Amt. Seine Nachfolge wird bei der Jahrestagung vom 8. bis 11. Mai gewählt.