Wie viel Zeit am Handy ist gut?

Mehr Kleinkinder haben Zugang zu digitalen Geräten

01. September 2024 , 17:20 Uhr

Karlsruhe (dpa/tk) – Wie sollen meine Kinder mit Medien umgehen? Diese Frage beschäftigt deutsche Eltern tagtäglich. Eine Studie liefert jetzt Zahlen zur Mediennutzung von Zwei- bis Fünfjährigen.

Jedes fünfte Kleinkind hat Tablet

Mehr Kleinkinder haben Zugang zu eigenen smarten Geräten. Das geht aus der repräsentativen «miniKIM-Studie» zum Medienumgang Zwei- bis Fünfjähriger hervor. Demnach hatte im Jahr 2023 jedes fünfte Kleinkind ein eigenes Tablet zur Verfügung – das entspricht einer Steigerung von 50 Prozent im Vergleich zu 2020. Nach Angaben der Eltern verfügt außerdem bereits jedes zehnte Kind im Alter von zwei bis fünf Jahren über ein eigenes Handy oder Smartphone. 42 Prozent der Eltern gaben an, dass ihr Kleinkind über keine digitalen Geräte persönlich verfügt.

„Alle andere dürfen aber…“

Was darf der Nachwuchs mit den Geräten machen und wieviel Zeit vor dem Bildschirm verbringen? Sind soziale Netzwerke und bestimmte Internetseiten tabu? Wenn ja, wie will man das beaufsichtigen? Der Karlsruher Medienpädagoge Peter Stickel rät vor allem zu festen Nutzungsregeln zu Hause und in der Schule. Zum Beispiel bietet er Eltern an, Medienvereinbarungen im Klassenverbund zu treffen.

Feste Regeln geben Halt

Eine im Auftrag der Initiative klicksafe erhobene Forsa-Umfrage kommt zu ganz ähnlichen Ergebnissen: drei von fünf Befragten stellen feste Regeln zur digitalen Mediennutzung innerhalb der Familie auf. Beispielsweise, dass Smartphone und Co. Nicht während des gemeinsamen Essens oder vor dem Schlafengehen genutzt werden und welche Videos und Webseiten erlaubt sind. Klar ist aber auch, Eltern können und sollten ihren Sprösslingen nicht 24 Stunden lang über die Schulter schauen. Das muss man auch gar nicht, denn viele Geräte bieten bereits Einstellungen, die Familien helfen.

Gefahren im Internet

Eines der großen Probleme die Medienexperte Peter Stickel im digitalen Medienkonsum sieht, ist der schleichende Lernprozess. Kinder lernten von klein auf, daß mit sehr geringem Aufwand – nur mit tippen und wischen – große Effekte zu erzielen sind. Das führe dazu, daß Kinder immer mehr Anstrengungen vermeiden. Darüber klagten auch schon die Lehrer, so Stickel. Daneben gibt es aber auch die viel offensichtlicheren Gefahren im Internet, wie Pornographie. Untersuchungen haben ergeben, daß im Schnitt bereits 11-Jährige in Deutschland Hardcore-Pornos zu sehen bekommen. „Wenn daß, was sie da gesehen haben, zum Muster wird, wie Sexualität geht, dann wird das in einer Beziehung später nicht funktionieren“, fürchtet Medienexperte Peter Stickel.

Filter-Apps helfen Eltern

Grundsätzlich rät Stickel alle Eltern, sich zu informieren BEVOR sie ihrem Kind das erste Smartphone kaufen. Es gibt mittlerweile eine Reihe von Filter-Apps, sagt auch Dennis Gruber vom Apple-Store in Stuttgart: „Na die Möglichkeit nennt sich bei uns Familienfreigabe, wo ich meine Familie beispielsweise erlaube, welche Käufe oder Dienste erlaubt sind. Dann habe ich die Bildschirmzeit, wo ich einerseits sehen kann, wie nutze ich das Gerät? Vielleicht selber oder meine Kinder. Und ich habe auch das die Möglichkeit bestimmte Inhalte zu beschränken, so dass wirklich nur kindgerechte Inhalte angezeigt werden. Uns ist bloß ganz wichtig auch zu sagen, dass man vorher mit den Kindern reden soll, dass die Eltern eine Option haben auf der einen Seite, aber auch die Kinder verstehen, warum die Eltern das so aktivieren, wie sie es aktiviert haben.“

Schlussendlich geht es darum, gemeinsam einen angemessenen Umgang mit digitalen Medien zu finden, ohne pauschale Verbote. Die funktionieren bei Kindern und Jugendlichen sowieso nicht.

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