Stuttgart (dpa/tk) – Bei den Gerichten an Standorten mit Flughäfen sind so viele Klagen gegen Airlines wie noch nie gelandet. Am Amtsgericht Bühl mit seiner Zuständigkeit für den Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden wurden 2024 1.584 Klagen gezählt.
Das Amtsgericht Nürtigen, zuständig für den Flughafen Stuttgart, meldete 3.881 Klagen. Bundesweit wurden nach Angaben des Deutschen Richterbundes im vergangenen Jahr rund 131.000 Klagen gezählt – etwa 6.000 mehr als im Vorjahr. Die Kunden verlangen meist Entschädigungen für ausgefallene oder verspätete Flüge, teils geht es auch um Fälle zu Reiseverträgen.
Auf die Klagen reagierte das baden-württembergische Justizministerium mit einer Aufstockung des Personals. Um die Bearbeitung der Verfahren weiterhin in angemessener Zeit zu gewährleisten, wurden das Amtsgericht Nürtingen zum Jahreswechsel mit zwei Richtern verstärkt. Am Amtsgericht Bühl ist bereits seit Dezember 2024 eine weitere Richterin eingesetzt.
Landesjustizministerin Marion Gentges (CDU) setzt zugleich auf den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI). Besonders im Bereich der Fluggastklagen könnte KI in Zukunft dabei helfen, Verfahren schneller und effizienter abzuwickeln, sagte ein Sprecher. Gentges sagte, unter der Federführung des Landes werde derzeit eine bundesweite KI-Strategie für die Justiz entwickelt, die in den nächsten Monaten verabschiedet werden soll und neue Maßstäbe setzen werde.
Bei den Gerichten vermutet man einen Zusammenhang zwischen dem Anstieg der Beschwerden und einer neuen Reiselust nach der Corona-Pandemie.