Region (dk) – In Baden-Württemberg und ganz Deutschland gibt es aktuell massive Lieferengpässe bei wichtigen Medikamenten. Vor allem jetzt, kurz vor der Erkältungssaison, schlägt der Landesapothekerverband Alarm: Antibiotika, Insulin, Schmerzmittel und Impfstoffe werden knapp. Doch was genau steckt hinter diesem Problem?
Henrik Rohde, Apotheker in Karlsruhe, erklärt die Situation. „Die Lieferengpässe betreffen nicht nur Baden-Württemberg, sondern ganz Deutschland. Das Hauptproblem ist, dass fast alle Medikamente nur noch in China und Indien produziert werden.“ Das bedeutet, wenn es in diesen Produktionsländern zu Störungen kommt, sind die Auswirkungen weltweit spürbar. Hinzu kommen Preisprobleme: „In vielen anderen Ländern ist es wirtschaftlicher, die Produkte zu verkaufen als bei uns, weil Deutschland seit Jahren die Preise für Medikamente drückt“, so Rohde weiter.
Besonders besorgniserregend ist die Lage bei lebenswichtigen Medikamenten. „Gerade Antibiotika sind schon seit langer Zeit ein großes Problem“, berichtet Rohde. Doch es gibt auch positive Nachrichten: „Zurzeit sind Fiebersäfte für Kinder zum Glück verfügbar. Allerdings wechseln die Engpässe je nach Wirkstoff immer wieder.“ Insbesondere Breitband-Antibiotika, die häufig bei Atemwegserkrankungen im Herbst verschrieben werden, sind knapp.
Wenn wichtige Medikamente fehlen, rät Rohde dazu, sich direkt an die Apotheke zu wenden. „Wir suchen nach Alternativen, oft können wir Medikamente mit einer anderen Dosierung finden. Manchmal reicht es aus, statt einer Tablette mehrere kleinere Tabletten einzunehmen, um die richtige Dosis zu erreichen.“ In vielen Fällen wird auch Rücksprache mit den Ärzten gehalten, um auf alternative Wirkstoffe auszuweichen.
Laut dem Landesapothekerverband sind bundesweit rund 500 Medikamente als nicht lieferbar gekennzeichnet – und das mitten in der Erkältungssaison. „Auch wenn die Versorgungssicherheit nicht gefährdet ist, können wir nicht immer sofort alle Patienten versorgen“, heißt es vom Verband. Die Lieferzeiten für Medikamente haben sich verlängert, und die Abhängigkeit von Produktionsstätten außerhalb Europas verschärft die Lage zusätzlich.
Apotheker Henrik Rohde empfiehlt, bei Problemen immer die Apotheke aufzusuchen. „Wir haben meist mehrere Lieferanten und können manchmal Medikamente aus anderen Ländern wie Frankreich oder den USA beziehen.“ Es könne jedoch vorkommen, dass Apotheken pro Patient nur eine Packung ausgeben, um die knappen Bestände zu verteilen.
Die Lieferengpässe sind derzeit ein großes Thema, aber Rohde ist optimistisch: „Wir finden meist eine Lösung. Wichtig ist, sich frühzeitig zu informieren und nicht in Panik zu verfallen.“