Der Fußball ist ein Sport, der gegen Skandale scheinbar immun ist. Will heißen: Diese Skandale gibt es durchaus; sie können dem Fußball insgesamt offenbar immer nur bemerkenswert wenig anhaben. Erwiesene Korruption bei der FIFA, willkürliche “Auslosungen“ bei der UEFA, verschobene Meisterschaften in Italien, Captagon Doping in den 80ern, sonderbare Schiedsrichter Entscheidungen einseitig zugunsten Südkoreas bei der WM 2002 etc. Man muss nicht tief graben, um über haufenweise Unregelmäßigkeiten zu stolpern. Dem stetig kommerziell wachsenden Fußball-Spektakel tut dies jedoch keinen Abbruch. Dabei kennen wir nur die Spitze des Eisbergs. Denn was ist mit all den verschobenen Matches, über die keiner berichtet oder die niemals auffliegen? Kann es sein, dass Match Fixing im Fußball weiter verbreitet ist, als es den Fans lieb sein kann?
Match Fixing kann grundsätzlich zwei zugrundeliegende Intentionen haben. Zum einen werden Spiele verschoben, um Gewissheit über den Spielausgang bzw. gewisse Größen zu bekommen, um entsprechende Wetten darauf abzuschließen. Dabei muss es keineswegs darum gehen, dass eine Partei zwangsläufig verliert. Mitunter wird auch auf Nebenwetten gezielt (Anzahl der Ecken oder Anzahl der Tore usw.), weil diese eine hohe Quote bieten. Dann spricht man von Spot Fixing. Es kann aber auch zu Match Fixing kommen, bei dem es darum geht, dass auf jeden Fall eine bestimmte Partei gewinnt. Auch ohne dass dem notwendigerweise die Absicht zu entsprechenden Wetten vorausgeht. Vielmehr geht es darum, einen gewissen Ausgang zu forcieren, weil er als kommerziell reizvoller gesehen wird. Bspw. wenn ein Verband eine bestimmte Mannschaft siegen sehen will, weil die nachfolgenden Partien als besser zu vermarkten gelten. Für Manipulationen beider Arten (für Sportwetten und um des Ausgangs Willen) hat der Profi-Fußball einige bekannte Beispiele hervorgebracht.
Gemessen daran, wie selten es wirklich gebührend thematisiert wird, kommt Match Fixing weit häufiger vor, als es die meisten Fußball Fans wahrhaben wollen. Und auch wenn sich die Mehrzahl der Fälle in niederen Ligen oder in hierzulande unbekannten Auslandsligen abspielt, ist Match Fixing auch in unseren kontinentalen Gefilden – bis hin zu Länderspielen – längst keine Seltenheit. Erst im Mai diesen Jahres (2018) wurden 35 ukrainische Fußball Clubs überführt, Spiele verschoben zu haben. “Sportradar“, eine Firma, die unter anderem Quotenverläufe auf dem Sportwettenmarkt nach entsprechenden Unregelmäßigkeiten durchleuchtet, hat schon zehntausende von Spielen überprüft. Die Erfahrung hat dort gelehrt, dass allein in Europa rund 300 Spiele jährlich verschoben werden. Und das sind lediglich die Fälle, die anhand rasanter Quotenentwicklungen, wo ungewöhnlich viel Geld in Form platzierter Wetten die Quoten einseitig verzerrt hat, nachvollziehbar wurden. Bisweilen auf entsprechende Nebenwetten, die sonst längst nicht so viel Action sehen – schon gar nicht so einseitig verteilt.
Es ist also noch von einer zusätzlichen Dunkelziffer auszugehen, über deren Höhe man nur spekulieren kann. Und zwar jene Fälle, in denen Wetten keine oder nur eine untergeordnete Rolle gespielt haben. Bspw. wenn ein abstiegsgefährdetes Team den Hals durch unlautere Methoden aus der Schlinge ziehen will und entsprechende Vereinbarungen getroffen werden. Gemessen daran, dass es für viele Vereine im tabellarischen Niemandsland zum Saisonende um nichts mehr geht, ist eine Bereitschaft für entsprechende Absprachen alles andere als abwegig. Auch solche Fälle, in denen die Wetten diskreter, breiter gestreut und etwas maßvoller getätigt werden, können durchaus unbemerkt bleiben. Insbesondere wenn viele dieser Wetten auf dem weitgehend unregulierten asiatischen Markt platziert werden. Ebenso sind Quotenentwicklungen auf großen Wettmärkten (internationale Meisterschaften, kontinentale Clubmeisterschaften, Top-Ligen Europas) nur sehr schwer fassbar. Denn diese haben nicht nur den meisten Zuschauerzuspruch sondern ziehen auch die meisten Wetten an. Dadurch erzeugen große Wetten relativ zu diesen Märkten nur kleinere Quotenverschiebungen. Insofern ist auch ein effektives Monitoring dieser Top Märkte sehr viel schwerer und unzuverlässiger. Das Narrativ, welches von den Verbänden routiniert herunter gebetet wird, dass Match Fixing fast nur in unteren oder besonders obskuren Ligen stattfinden würde, würdigt diesen Umstand nicht im Geringsten.
Match Fixing allein anhand der Geschehnisse auf dem Platz zweifelsfrei zu erkennen, ist nahezu unmöglich. Zumindest wenn es nicht vollkommen inkompetent von den beteiligten Akteuren durchgeführt wird. Sobald eine einseitige Auslegung durch den Schiedsrichter noch als stümperhaft und eben nicht als billigend einseitig wahrgenommen wird, solange die Fehlgriffe eines Torwarts als kuriose oder gar tragische Missgeschicke und nicht als Absicht erkennbar sind, solange bleibt Match Fixing ein sehr nebulöser Vorgang. Womit auch die beiden Akteure auf dem Spielfeld genannt sind, die am ehesten gezielt rekrutiert werden, wenn ein Spiel verschoben werden soll: Schiedsrichter und Torhüter. Schiedsrichter, weil sie durch einseitige Auslegung ein Team klar übervorteilen können. Torhüter, weil diese sich auf der taktisch besten Position befinden, um Gegentore bewusst zuzulassen. Und in Fällen, in denen die ganze Mannschaft Bescheid weiß, braucht es nur die kollektive Bereitschaft, eben nicht alles zu geben. Das reicht dann meist vollkommen aus, um weitgehend unauffällig zu verlieren. “Schwache Leistung!“ Einfach schlecht gespielt. Zu unerhört scheint die Anschuldigung, dass man absichtlich verliert.
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