Region (pm/dk) – Zu einem großen Fußballturnier gehören auch immer große Momente – Das Wembley Tor 1966, Götzes Jubel 2014 oder auch die enttäuschte DfB-11 nach dem Vorrunden-Aus 2022. Aber wir würden von all diesen Momenten nichts wissen, wenn nicht immer ein ambitionierter Sportfotograf neben dem Feld steht. Markus Gilliar aus Dettenheim zum Beispiel – er war sogar beim WM-Titel 2014 mit dabei. Wir haben mit ihm gesprochen!
Wenn du den Sport nicht liebst, den du fotografierst, dann werden die Bilder auch nicht so gut!
Das sagt Markus Gilliar, einer der bekanntesten und besten Sportfotografen der Welt. Er kommt hier aus der Region, aus Dettenheim. Seit fast vierzig Jahren hält er sportliche Höhen und Tiefen in seinen Fotos fest. Als gebürtiger Karlsruher und KSC Fan ist er Haus – und Hoffotograf des Vereins. Bei acht Fußball Weltmeisterschaften war er dabei, auch als Deutschland 2014 den WM-Titel geholt hat.
Momentan fotografiert er seine zehnte Europameisterschaft. Der Deutsche Fußballbund (DFB) hat Markus und noch zwei andere Kollegen für diesen Job ausgewählt. Etwas ganz besonderes, denn:
Das ist schön, vor allem wenn die Bilder genutzt werden von den Spielern auf ihren Social Media Kanälen, die ja dann eine millionenschwere Reichweite haben. Das ist schon toll.
Markus fotografiert alle Vorrundenspiele der deutschen Nationalmannschaft, alle Trainingseinheiten und Pressekonferenzen. Seine komplette Kameraausrüstung, die er bei der Arbeit dabei hat wiegt bis zu 30 Kilogramm:
Ich habe drei Gehäuse, zehn Objektive, sechs Speicherkarten pro Kamera, Laptop, zahllose Kabel, Stative, Regenschutze, offizielle UEFA Akkreditierung, Match Tickets, Parkscheine dabei.
Ein Fußballspiel dauert in der Regel 90 Minuten. In dieser Zeit hat Markus ständig den Finger am Auslöser:
Ich muss schnell reagieren, denn ein Tor wird nur einmal geschossen, dass lässt sich nicht wiederholen. Aber da hilft auch die Erfahrung. Meine Kamera macht 20 Bilder pro Sekunde, dass heißt am Ende habe ich bis zu 7.000 Fotos gemacht. Ist halt vom Spielverlauf abhängig. Ein langweiliges 0:0 gibt nicht so viel her an Bildmotiven, wie ein 7:1 im Halbfinale gegen Brasilien. Zirka 10 Prozent der Fotos werden editiert und landen beim Kunden.
Bei der Europameisterschaft sind aktuell zwischen 100 und 150 Fotografen aus verschiedenen Ländern im Einsatz und damit nicht alle am Spielfeld hin und herrennen, sondern jeder weiß, wo er fotografieren darf:
[Es gibt] ein Online Verfahren bei der UEFA. Da kann ich mich zwei Tage vorher einloggen und das Ticket, ähnlich wie im Kinosaal buchen. Das geht nach Prioritäten. Ich bin in der Regel bei Priorität A. Die begehrtesten Plätze sind die auf der Trainerseite.
Nationalspieler Thomas Müller ist bei der Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika zum Torschützenkönig gewählt wurden, mit fünf Toren und drei Torvorlagen. Im Achtelfinale gegen England gelang Markus der perfekte Schuss, denn das Torschuss Foto von Müller wurde zum Sportfoto des Jahres gewählt.
Thomas hat mir dieses Foto signiert und jetzt hängt es bei mir im Büro an einem Ehrenplatz.
Und sicherlich auch wegen diesem tollen Erfolg gilt für Markus:
Am liebsten vor der Linse habe ich Thomas Müller. Wenn er dabei ist, ist immer was los, es wird viel gelacht. Und auch bei Antonio Rüdiger gibt’s immer Spaß und witzige Motive. Toni Kross hat ebenfalls eine mega Ausstrahlung.
24 Mannschaften aus Europa spielen bei dieser Europameisterschaft. Vier Wochen lang fiebern wir mit und am Ende gibt’s am 14. Juli im Olympiastadion in Berlin das große Finale. Markus ist sehr optimistisch:
Ich bin überzeugt, dass die deutsche Mannschaft weit kommen wird, zumal wenn sie sich von der Euphorie im eigenen Land anstecken lässt. Wir werden eine gute Europameisterschaft spielen und ich glauben an ein Sommermärchen 2.0!
Aber auch beim Public Viewing, im Stadion oder beium Kreisligaverein um die Ecke kann jeder das perfekte Foto schießen, wichtig ist allerdings…
… ganz nah ans Motiv zu gehen und dann erst zu fotografieren und dann zu jubeln. Nicht an der Anzahl der Auslösungen und alkoholischen Getränken sparen.