Lehrer Bob Blume: "16 Jahre lang wurde die Digitalisierung verschlafen"

08. Mai 2022 , 12:05 Uhr

Karlsruhe (mt) – Jeden Sonntag trifft Martin Wacker Promis aus der Region. Diesmal ist der Lehrer, Blogger & Autor Bob Blume zu Gast. Vor kurzem wurde Bob Blume zum Blogger des Jahres gekürt. Er hat das Lernen revolutioniert – Blume erklärt in seinen Videos Schulaufgaben und hilft so direkt seinen Schülern. Aktuell unterrichtet er in Bühl und eben auch digital. Nebenher ist er auch als Buchautor tätig.

Blume hat analog angefangen

Seine Leidenschaft fürs Schreiben hat Blume schon früh entdeckt. „Im Zeugnis meiner ersten Klasse, hat mein Lehrer mir damals geschrieben: ‚Bob neigt dazu, Worte auf die Goldwaage zu legen‘ und das mache ich immer noch sehr gerne.“ Die Idee, Influencer zu werden, hat der Lehrer während seines Referendariats bekommen. Seine ersten Beiträge waren aber nicht digital, sondern noch analog: „Da habe ich angefangen, über das Referendariat zu schreiben, über, sagen wir mal, Widersprüche innerhalb dieses Systems, weil ich die so unglaublich fand. Und dann habe ich die an die Tür gehängt. Leute standen da und haben ein bisschen gelacht. Und dann dachte ich, das könnte ich auch ins Internet schreiben.“ Danach hat Blume dann angefangen, seine Kommentare digital auf Twitter zu posten.

„Es ist ein Flickenteppich.“

Schwerpunktthema des Bildungsinfluencers und Lehrers ist vor allem das Thema Digitalisierung an Schulen. Besonders jetzt, während viele ukrainische Flüchtlinge nach Deutschland kommen, fallen wieder die großen Lücken in Deutschland auf. „Die kommen teilweise an und fragen sich, warum das Internet so schlecht ist“, erzählt Blume. In der Ukraine gebe es hingegen von der fünften bis zur elften Klasse eine nationale Bildungsplattform. „Und bei uns sieht das Ganze so ungefähr aus wie Deutschland vor 1871. Es ist ein Flickenteppich“, so der Bildungsinfluencer.

„Manchmal habe ich das Gefühl, das ist so eine deutsche Sache.“

Obwohl die fehlende Digitalisierung ein großes Problem ist, wird aber nichts unternommen, um die Situation zu verbessern. „Manchmal habe ich das Gefühl, das ist so eine deutsche Sache. Also man guckt erst mal, welche Gründe man finden kann, etwas nicht zu machen, anstatt zu sagen: ‚Ey, komm, wir kümmern uns jetzt um Lösungen.‘ Man muss ganz klar sagen, 16 Jahre lang wurde die Digitalisierung verschlafen“, bemerkt der Bildungsinfluencer. Durch die deutsche Trägheit fehlen in den Augen des Lehrers aber auch die Konzepte, wie diese Art des Lernens überhaupt aussieht: „Es geht nicht um die Digitalisierung des Lernens. Wenn ich das Lernen digitalisierte, dann hört sich das so einfach an: ‚Wir machen einfach das, was wir vor 100 Jahren schon gemacht haben, nur halt alles digital.‘ Das geht, aber das möchte keiner.“

„Dieses Buch ist manchmal ein wenig voller Wut geschrieben.“

Auch während Corona war das Thema Digitalisierung und Bildung ein heikles Thema. Die Zeit hat Blume motiviert, sein neues Buch 10 Dinge, die ich an der Schule Hasse und wie wir sie ändern können zu schreiben. Ursprünglicher Ansatz war aber ein anderer: „Ich habe bestimmt acht oder neun verschiedene Ideen gehabt darüber, was Bildung sein könnte, die Bildungsrevolution, was es alles so gibt. Und es war immer die Rückmeldung: ‚Na, du hast es schön geschrieben, aber was willst du eigentlich?'“ Frustriert habe Blume dann vorgeschlagen, über zehn Dinge zu schreiben, die er an der Schule hasst. Für die Idee hat er dann das Okay bekommen. „Dieses Buch ist manchmal ein wenig voller Wut geschrieben, aber manchmal feiere ich auch. Ich feiere die Möglichkeiten, die es gibt. Da feiere ich zum Beispiel vor allen Dingen meine Schülerinnen und Schüler explizit der Medien AG und der Theater AG. Weil wenn man den Schülerinnen und Schülern Freiheit und Verantwortung gibt, dann ist es unglaublich, was sie zu leisten imstande sind. Übrigens ganz ohne Noten“, freut sich Blume. Das volle Interview gibt es hier.

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