Stuttgart/Karlsruhe (dpa/lk) – Wie lassen sich Millionen Menschen im Land in schnellstmöglicher Zeit impfen? Wo sollen die Impfzentren in Baden-Württemberg entstehen? Welche Gruppen der Bevölkerung erhalten zuerst eine Dosis gegen das Coronavirus? Am Dienstag hat das Kabinett die Umsetzung des Impfkonzepts beschlossen. Im Anschluss haben Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Gesundheitsminister Manne Lucha die Details vorgestellt.
Das Land will bis zum 15. Dezember in jedem der vier Regierungsbezirke zwei Zentrale Impfzentren errichten. Diese werden durch Mobile Impfteams unterstützt, die Menschen in Alten- und Pflegeheimen sowie immobile Personen versorgen. In einem zweiten Schritt sollen bis zum 15. Januar ein bis zwei Kreis-Impfzentren pro Stadt und Landkreis aufgebaut werden. Sobald ein Impfstoff verfügbar ist, kann nach Angaben des Gesundheitsministerium mit den Impfungen begonnen werden. Sozialminister Manne Lucha hatte bereits angekündigt, dass vom Impfstoff-Kandidaten von Biontech/Pfizer in einer ersten Tranche fünf Millionen Impfdosen bundesweit verfügbar sein sollen, davon in Baden-Württemberg 600.000.
Neben den Messen Freiburg, Ulm und Offenburg soll es Zentren an der Karlsruher Messe sowie am Stuttgarter Robert-Bosch-Krankenhaus geben. Weitere Standorte sind noch in Planung. Im Gespräch stehen Standorte im Raum Tübingen/Reutlingen, in der Heidelberger Patrick-Henry-Village und in Schwäbisch Hall entstehen. Ein weiterer Standort soll vom Stuttgarter Klinikum betrieben werden. Die Standorte für die Kreisimpfzentren werden in den nächsten Wochen ausgewählt und bekannt gegeben. Mittelfristig sollen die Impfungen dann in den Regelstrukturen, also in den Arztpraxen, stattfinden. Kriterien für die Standorte sind eine gute Erreichbarkeit und Anbindung, vorhandener Parkplätze, allgemeine Gebäudeanforderungen, Lagerungsmöglichkeiten und die jeweilige Verfügbarkeit bis ins Frühjahr/Sommer 2021 hinein.
Landesweit sollen bei Betrieb aller zentralen Impfzentren mindestens 1.500 Menschen täglich geimpft werden können – zunächst ältere Menschen, Patienten mit Vorerkrankungen und das medizinische Personal, später die Angestellten der Gesundheitsämter, Polizisten, Feuerwehrleute, Lehrerinnen und Lehrer sowie Erzieherinnen und Erzieher. Die Regelversorgung soll im zweiten Quartal 2021 für alle zur Verfügung stehen. „Das Land plant, sich dann aus der Verimpfung zurückzuziehen“, heißt es im Konzept. In den Kreis-Impfzentren plant das Sozialministerium mit etwa 800 Impfungen pro Tag oder 60 Impfungen pro Stunde. Eine Impfung soll an sieben Tagen der Woche von 7:00 bis 21:00 Uhr möglich sein.
Die Umsetzung der Corona-Impfungen kostet das Land von Mitte Dezember an rund 60 Millionen Euro. „Ziel ist, die Impflogistik und die benötigten Strukturen für eine mögliche Verimpfung zum 15. Dezember 2020 bereitzustellen“, heißt es in dem Impfkonzept des Landes hervor. „Für Personal- und Sachkosten allein in den Impfzentren erwartet das Land bis Mitte April rund 58,2 Millionen Euro Kosten. Die Beschaffung des Impfbestecks und die Impfstoff-Logistik ist bereits mit 15 Millionen Euro veranschlagt und genehmigt. Die Kosten trägt laut Konzept das Land zunächst vollständig selbst. Geplant ist aber, dass sich die gesetzliche Krankenversicherung zur Hälfte daran beteiligt. Rechtlich bindend ist das allerdings nicht. Mehrere Medien hatten zuvor bereits über die Kostenplanung berichtet.
Für den Betrieb eines Zentralen Impfzentrums werden laut Sozialministerium etwa 1.100 Personen benötigt, in Kreis-Impfzentren sollen insgesamt rund 3.300 arbeiten. Eingespannt werden sollen vor allem Ärzte aus den Unikliniken, gebraucht werden aber auch Reinigungskräfte, Dolmetscher, Fahrer, Mitarbeiter für die Registrierung und Dokumentation sowie medizinisches Fachpersonal für die Impfungen ebenso wie Sicherheitskräfte. Ministerpräsident Kretschmann betonte: „Die internationale Entwicklung wirksamer Impfstoffe gegen SARS-CoV-2 ist bereits weit vorangeschritten. Darüber bin ich sehr froh, denn ein wirksamer Impfstoff ist der Schlüssel für die Rückkehr zum gewohnten Leben.“