Region (dpa/lk) – Mit Blitz und Donner, dicken Hagelkörnern und prasselndem Regen ist am Abend und in der Nacht ein Unwetter über den Südwesten hinweggezogen. Es hat zahllose Spuren hinterlassen, die Feuerwehr und das Rote Kreuz auch am nächsten Morgen noch ins Schwitzen brachten. Rund um Pforzheim, Freudenstadt, Rastatt, Baden-Baden und Calw sind zahlreiche Keller vollgelaufen und Straßen überflutet worden.
Überflutete Straßen, vollgelaufene Keller, umgestürzte Bäume und Hagelkörner groß wie Fäuste – mit gewaltiger Kraft ist ein Unwetter über weite Teile Baden-Württembergs hinweggezogen. Mindestens sechs Menschen wurden am Mittwochabend verletzt, Polizei und Feuerwehr mussten Schwerstarbeit leisten. Die Aufräumarbeiten dauerten auch am Donnerstagmorgen noch an, mehrere Straßen waren weiterhin gesperrt. Besonders betroffen waren laut Polizei einige Regionen südlich von Stuttgart. Mit besonderer Wucht wurden vor allem die Kreise Reutlingen und Tübingen sowie Esslingen und der Zollernalbkreis getroffen. Allein im Landkreis Biberach wurden bis zum frühen Donnerstagmorgen 900 Einsätze ausgelöst.
Das Unwetter hat im Nordschwarzwald für gesperrte Straßen und vollgelaufene Keller gesorgt. Wie die Polizei am Donnerstag sagte, mussten im Landkreis Freudenstadt aufgrund von Geröll auf der Fahrbahn Straßen und Wege gesperrt werden. Auch im Enzkreis und im Kreis Calw hat der starke Regen den Verkehr eingeschränkt. Rund um Rastatt und Baden-Baden konnte die Kanalisation die Regenmassen nicht mehr bewältigen, in der Folge liefen zahlreiche Keller voll. In Bühl war nach Polizeiangaben eine Straße wegen Überflutung gesperrt. Hunderte Feuerwehrleute waren im Einsatz. Verletzt wurde aber niemand.
In Tübingen sei das Wasser „in Sturzbächen“ durch die Stadt geflossen, hieß es. In der Neckarstadt lief das Kreisimpfzentrum mit Wasser voll – es kann rund zwei Wochen nicht genutzt werden. Am frühen Mittwochabend waren in Tübingen und der Umgebung bis zu drei Zentimeter dicke Hagelkörner und Starkregen aus den Gewitterwolken zu Boden geprasselt, Straßen und Wege waren teilweise dicht mit weißen Klümpchen übersäht. Die Kanalisation konnte die Wassermassen nicht mehr aufnehmen. Autodächer wurden beschädigt. Laut Polizei wurde ein Mann in Tübingen verletzt, als er sein Dach vom Hagel befreien wollte. In Rottenburg waren nach dem Unwetter in einem Pflegeheim mehrere Stockwerke nach Medienangaben zunächst nicht bewohnbar. Auch in Offenburg liefen Keller voll.
Fünf Menschen wurden bei dem Unwetter in der Region Reutlingen verletzt. Dort kamen Hagelkörner groß wie Tennisbälle vom Himmel, sagte ein Polizeisprecher am nächsten Morgen. Zum Grad der Verletzungen konnte er zunächst jedoch keine Angaben machen. Unter anderem stand die Bundesstraße 28 auf Höhe des Reutlinger Stadtteils Betzingen teilweise unter Wasser, wie eine Sprecherin der Stadt mitteilte. Im Stadtteil Mittelstadt stürzte ein Baum in eine Stromleitung und kappte die Stromversorgung des Teilorts. In einigen Regionen mussten Radlader anrücken, um die Hagelkörner von den Straßen zu räumen. Mehrere Straßen, Unterführungen und zum Teil auch Bahnschienen waren während des Unwetters unpassierbar. Bäume stürzten auf Stromleitungen und am Flughafen Stuttgart wurde der Flugbetrieb mehrfach eingestellt.
Der Deutsche Wetterdienst hatte für den Abend und die Nacht auf Donnerstag für weite Teile Baden-Württembergs vor schweren Gewittern mit Starkregen und Hagel gewarnt. Auch für den Donnerstag gaben die Meteorologen keine Entwarnung, im Gegenteil: Bis in die Nacht hinein könnten schwere Gewitter vor allem über Südbaden und das Alpenvorland ziehen, warnten sie. Diese wüchsen im weiteren Verlauf zusammen und verlagerten sich ostwärts. Die Experten rechnen mit 40 Litern Regen pro Quadratmeter und in kurzer Zeit, bis zu 70 Liter könnten es in wenigen Stunden werden, dazu Hagel und schwere Sturmböen. Der Wetterdienst sprach von „hohem Unwetterpotenzial“ und riet zu Schutzmaßnahmen.
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