Karlsruhe (dpa/dk) – Lachgas ist längst nicht mehr nur ein Partygag. Die gefährliche Droge sorgt in Karlsruhe und anderen Städten für immer mehr Probleme. Philipp Weber, Beauftragter für Suchtprävention, spricht über die Gefahren und was gegen den Trend getan werden kann.
In den letzten Jahren hat die Nutzung von Lachgas als Partydroge in Karlsruhe und anderen Teilen Baden-Württembergs erheblich zugenommen. Ein tragischer Vorfall ereignete sich kürzlich in Karlsruhe, als ein 13-Jähriger eine Lachgaskartusche vom Balkon eines Hochhauses warf und eine 75-jährige Frau tödlich verletzte. Dies ist jedoch kein Einzelfall; immer häufiger berichten Polizei und Gesundheitsbehörden von Vorfällen im Zusammenhang mit Lachgas.
Ein weiteres Beispiel für den zunehmenden Konsum von Lachgas ist eine kürzlich entdeckte Party im Karlsruher Stadtteil Stupferich, bei der rund 150 leere Lachgaskartuschen gefunden wurden. Der städtische Baubetriebshof musste zur Entsorgung anrücken. Die problematische Entwicklung zeigt sich besonders bei Jugendlichen, die die Droge immer häufiger nutzen, um sich zu berauschen.
Philipp Weber, Beauftragter für Suchtprävention der Stadt Karlsruhe, gab uns Einblicke in die Gefahren und Hintergründe des Lachgaskonsums. „Es handelt sich bei Lachgas um keinen neuen Trend. Tatsächlich sind erste Lachgas-Partys dokumentiert 1772. Das gibt es also schon eine ganze Weile. Es ist allerdings eine Modedroge, die immer wieder wellenförmig aufkommt“, erklärte Weber.
Lachgas, oder Distickstoffmonoxid, ist ein farbloses Gas mit leicht süßlichem Geschmack und Geruch. Es wird in der Medizin als leichtes Narkotikum eingesetzt und findet auch in der Lebensmittelindustrie, etwa in Sahnespendern, Verwendung. „Warum es tatsächlich wirkt, ist noch Gegenstand der Forschung. Man geht davon aus, dass durch den Konsum etwas Sauerstoff dem Blut entzogen wird, das Ganze dann ein sogenanntes High-Gefühl erzeugt“, so Weber.
Die Wirkungen von Lachgas umfassen leichte Euphorie, Enthemmung und gelegentlich psychedelische Effekte. Doch es gibt auch zahlreiche unerwünschte Wirkungen wie Taubheitsgefühle, Muskelkrämpfe, Herzrhythmusstörungen und im Extremfall hirnorganische Schädigungen oder Tod durch Ersticken.
Der Zugang zu Lachgas ist einfach und legal, was es besonders attraktiv macht. „Es unterliegt keinerlei gesetzlichen Bestimmungen. Das heißt, es gibt kein Mindestalter, es gibt keine Mindestabgabemenge. Es ist vermehrt erhältlich im Einzelhandel, in Kiosken und Spätis“, erläuterte Weber. Außerdem trägt die Verbreitung über soziale Medien zur Popularität bei, da dort häufig Videos vom Konsum und den daraus resultierenden „Lachflashes“ geteilt werden.
Philipp Weber fordert strengere Regulierungen: „Aus meiner Sicht ist es kein Zustand, dass es derzeit komplett unreguliert ist. Eine Altersgrenze von 18 Jahren wäre sinnvoll, sodass ein Verkauf an Kinder und Jugendliche nicht möglich ist. Außerdem sollten die knalligen Designs, die speziell Jugendliche ansprechen, verboten werden.“
Auf kommunaler Ebene ist die Stadt Karlsruhe bereits aktiv. „Wir sind mit einem Präventionsbüro der Sozial- und Jugendbehörde in den Schulen unterwegs und klären über die Gefahren und Risiken von Lachgas auf. Zudem bieten wir digitale Informationsveranstaltungen an, um Eltern und Fachkräfte zu sensibilisieren“, erklärte Weber.
In Karlsruhe hat es bereits mehrere Vorfälle gegeben, bei denen Jugendliche nach dem Konsum von Lachgas ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten. „Wir sehen, dass vor allem nach dem Wochenende häufig große Ansammlungen von Lachgaskartuschen zu finden sind. Es geht hier auch um Umweltverschmutzung, da die Kartuschen einfach zurückgelassen werden“, berichtete Weber. Der tragische Tod einer Seniorin in der Karlsruher Weststadt, die von einer Lachgaskartusche getroffen wurde, zeigt die dramatischen Folgen des Missbrauchs.
Lachgas ist eine gefährliche Droge, die in der Öffentlichkeit oft verharmlost wird. Es bedarf dringend Maßnahmen, um den Zugang zu regulieren und die Bevölkerung über die Risiken aufzuklären.