Karlsruhe (pm/jal) – Verkehrsverbund zieht positive Zwischenbilanz und mahnt nachhaltige Investitionen an. Auch im Karlsruher Verkehrsverbund (KVV) hat es in den ersten Verkaufswochen des 9-Euro Tickets eine hohe Nachfrage gegeben.
Rund 315.000 dieser Fahrkarten hat der KVV über seine verschiedenen Vertriebskanäle zwischen dem Vertriebsstart am 23. Mai und dem 30. Juni verkauft – darin eingeschlossen sind auch die Ticketverkäufe über die Vertriebskanäle der Deutschen Bahn im Verbundgebiet des KVV. Nicht in der Zahl enthalten sind die knapp 100.000 Abo-Kunden des KVV, deren Abonnements in 9-Euro-Tickets umgewandelt wurden.
„Die Nachfrage nach dem 9-Euro-Ticket ist ungebrochen hoch. Wir freuen uns, dass bislang so viele Bürgerinnen und Bürger mit diesem günstigen Fahrschein den ÖPNV in den vergangenen Wochen genutzt haben. Damit ist bei diesen Fahrgästen auch die von der Bundesregierung erhoffte Entlastungswirkung bei den Mobilitätskosten eingetreten“, erklärt KVV Geschäftsführer Dr. Alexander Pischon.
Die Verkehrsunternehmen im KVV konnten die Fahrgastnachfrage mit ihrem Fahrplanangebot gut bedienen, ausreichende Kapazitäten anbieten und so die Menschen von der Leistungsfähigkeit des umweltfreundlichen Nahverkehrs-Angebots in der Region überzeugen.
Eine bundesweite, repräsentative Marktforschung des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) und Deutschen Bahn, die während des Aktionszeitraums mit 6.000 Interviews pro Woche durchgeführt wird, soll dann im Verlauf des Herbsts belastbare Rückschlüsse bringen, für welchen Fahrtzweck das Ticket genutzt wurde und ob es dadurch zu einer deutlichen und nachhaltigen Verlagerung des Verkehrs vom Auto zum klimafreundlichen Nahverkehr gekommen ist. „Wir hoffen natürlich sehr, dass uns viele Nutzerinnen und Nutzer des 9-Euro-Tickets auch über das Ende des Aktionszeitraums dauerhaft als Kunden erhalten bleiben und vom Auto auf den klimafreundlichen ÖPNV umsteigen“, sagt Dr. Pischon.
Ob es eine deutschlandweite Nachfolgeregelung für das 9-Euro-Ticket geben wird, ist derzeit noch offen. „Eine preisgünstige Anschlusslösung kann es nur geben, wenn der Bund diese auch finanziert. Das Land und die kommunalen Aufgabenträger können dies finanziell nicht alleine stemmen. Allein durch die rasant steigenden Energiepreise sowie höhere Personal und Materialkosten explodieren derzeit die Kosten für die Verkehrsunternehmen“, macht Dr. Pischon deutlich.
Auch in seiner Funktion als Vorsitzender der VDV-Landesgruppe Baden-Württemberg mahnt der KVV-Geschäftsführer deshalb an: „Ein preiswertes und kurzfristiges Ticketangebot darf nicht zulasten nachhaltiger Investitionen für den Ausbau des ÖPNV gehen.“ Darauf habe die Nahverkehrs-Branche schon bei der Einführung des 9-Euro-Tickets hingewiesen. „Mit Blick auf die notwendige Verkehrswende muss der Bund die im Koalitionsvertrag verankerte Erhöhung der Regionalisierungsmittel nun auch umsetzten und hier schnellstmöglich zu einer Lösung kommen. Ansonsten reden wir demnächst nicht über dauerhaft günstigere Tickets, sondern über notwendige Preissteigerungen und Angebotskürzungen“, so Pischon