Karlsruhe (dpa/lsw) – Beim Warten auf die Bahn Kunst betrachten: In sieben Karlsruher U-Bahn-Stationen sind neu geschaffene Kunstwerke von Markus Lüpertz zu sehen. 14 monumentale Keramik-Reliefs sind am späten Donnerstagabend im Beisein des Künstlers enthüllt worden.
Lüpertz hat für sein in jahrelanger Arbeit entstandenes Werk 20 Tonnen Ton verarbeitet. Die jeweils vier mal zwei Meter großen Tafeln sind in Nischen an den U-Bahn-Stationen angebracht. Im Zyklus «Genesis» interpretiert der in Karlsruhe lebende Künstler die Schöpfungsgeschichte auf seine Art – das Werk soll als eine Art Weckruf zur Bewahrung der Schöpfung verstanden werden. Die schweren Tafeln wurden schon seit Ende 2020 Stück für Stück in die Wandnischen eingefügt. Sie waren bislang aber verhüllt. An sich sollte «Genesis» mit der U-Bahn fertig werden, die im Dezember 2021 nach zwölfjähriger Bauzeit in Betrieb gegangen war.
Zur feierlichen Einweihung wurde bis Freitagmorgen der U-Bahn-Betrieb eingestellt. Die Straßenbahnen wurden oberirdisch umgeleitet. Am Freitagabend (18.00 Uhr) ist zudem ein Festakt in der Stadtkirche geplant. Bei der Enthüllungs-Zeremonie am Donnerstagabend saß unter anderem Altbundeskanzler Gerhard Schröder mit seiner Frau im Publikum. Er unterhielt sich auch kurz mit Lüpertz.
Lüpertz zählt neben Gerhard Richter, Sigmar Polke, Georg Baselitz und Anselm Kiefer zu den «Big Five» der deutschen zeitgenössischen Kunst. Der 83-Jährige war von 1974 bis 1986 Professor an der Karlsruher Akademie. Er war zudem Rektor der Düsseldorfer Kunstakademie. Bekannt wurde er seit den 1960er Jahren mit seiner kraftvollen, häufig als «neo-expressiv» bezeichneten Malerei, darunter monumentalen Werke wie «Lüpolis» und «Westwall». In seinen Bildern verschwimmen die Grenzen von Abstraktion und Figuration. Seine Skulpturen stehen auf vielen öffentlichen Plätzen.
Lüpertz versteht das privat finanzierte Projekt «Genesis» als eine Art Geschenk für die Stadt, in der er mit seiner Familie heimisch wurde. In Karlsruhe stieß es allerdings nicht nur auf Gegenliebe: «Keramische Kirchenkunst» passe nicht in eine IT-Metropole, befand der vor kurzem gestorbene frühere Chef des Zentrums für Kunst und Medien (ZKM), Peter Weibel. Die Grünen sahen das ähnlich.