Karlsruhe (dpa/lsw) – Der Karlsruher SC liegt zum Jahreswechsel nur kurz vor der Abstiegszone der 2. Fußball-Bundesliga. An einen möglichen erneuten Absturz in die Drittklassigkeit verschwendet Sportgeschäftsführer Oliver Kreuzer laut eigener Aussage aber keinen Gedanken. Im Interview der Deutschen Presse-Agentur erklärt der 57-Jährige, in welchen Bereichen sich das Team dennoch verbessern muss. Er spricht über die zwischenzeitliche Niederlagen-Serie des KSC und ihre Auswirkungen auf Trainer Christian Eichner – und über mehrere Spieler, deren Verträge bei den Badenern im Sommer auslaufen.
Frage: Wie begehen Sie die Weihnachtstage? Entspannt oder mit ein paar Bauchschmerzen, weil der KSC vor der zweiten Saisonhälfte mitten im Abstiegskampf steckt?
Kreuzer: Ich bin schon entspannt. Aber wenn man die Tabelle anschaut, muss die Antenne ausgefahren bleiben. Wir haben es nach dem 11. Spieltag leider nicht mehr geschafft, uns Winterspeck anzufressen und die Lücke nach unten zu vergrößern. Ich schlafe trotzdem ruhig. Ich bin sicher, dass wir auch kommende Saison in der 2. Bundesliga spielen.
Frage: Ist die lange Winterpause nach den schwachen letzten Wochen der Hinrunde für den KSC ein Vorteil, weil mehr Zeit für die Aufarbeitung zur Verfügung steht?
Kreuzer: Das ist schwer zu beurteilen. Die Situation ist sicher ungewöhnlich und für alle Clubs gleich. Die einzelnen Herangehensweisen sind aber sehr unterschiedlich.
Frage: Wo muss sich der KSC am dringendsten verbessern, um den Abstieg zu vermeiden?
Kreuzer: Wir brauchen einerseits mehr Effizienz und müssen andererseits besser verteidigen. Wir spielen uns mit die meisten Chancen heraus, aber unser Abschluss ist oft mangelhaft. Und die Abwehrarbeit ist mitunter wirklich katastrophal. 30 Gegentore in 17 Spielen sind viel zu viel. Da setzen wir den Hebel jetzt an in der Vorbereitung. Wenn man bei der WM gesehen hat, wie die Argentinier mit ihrem Leben ihr Tor verteidigen – da müssen wir hinkommen!
Frage: Wie haben Sie Trainer Christian Eichner in der Phase von Mitte Oktober bis Mitte November erlebt, in der der KSC sechs Pflichtspiel-Niederlagen in Serie kassierte?
Kreuzer: Das hat ihm schon zugesetzt. In manchen Spielen waren wir ja sogar die bessere Mannschaft und haben uns dann durch eigene Fehler um den Lohn gebracht. Er wirkte deswegen nicht nervös oder verunsichert, aber die Phase hat ihn auch nicht kaltgelassen.
Frage: Sie haben ihm daraufhin den Rücken gestärkt und eine mögliche Trainerdiskussion direkt im Keim erstickt. Braucht Eichner zum Rückrunden-Start dennoch schnell Erfolge, damit Sie dieses Bekenntnis aufrechterhalten können?
Kreuzer: Diese Frage ist mir zu negativ. Eiche passt nach wie vor super zu diesem Verein und zu dieser Mannschaft und es gibt keinerlei Abnutzungserscheinungen. Anderen Vereinen passiert das auch mal, dass sie so eine Negativserie erleben. Wir haben sie abgehakt und starten jetzt wieder von vorne.
Frage: Was würde ein Abstieg für den KSC denn bedeuten? Sportlich und finanziell.
Kreuzer: Da verliere ich kein Wort darüber. Ich halte nichts davon, jetzt irgendwelche Szenarien zu skizzieren für irgendeinen möglichen Fall in sechs Monaten. Es gibt keinen Gedanken an die dritte Liga.
Frage: Kommenden Sommer laufen etliche Verträge aus – darunter auch die von Fabian Schleusener, Kyoung-Rok Choi und Christoph Kobald. Wie planen Sie mit diesem Trio?
Kreuzer: Mit Schleuse wollen wir verlängern und befinden uns bereits in intensiveren Gesprächen. Bei den anderen müssen wir auch ein bisschen schauen, was die Rückrunde bringt. Wenn er gesund ist, ist Kyoung-Rok ein absoluter Mehrwertspieler für uns. Aber er muss eben auch gesund bleiben. Tut er das, ist er sicher ein Kandidat für eine Verlängerung. Und bei Christoph gilt genau wie bei allen anderen: Leistung zeigen.
Frage: Auch der Vertrag von Kapitän Jerôme Gondorf läuft zum 30. Juni 2023 aus. Er verlängert sich aber bei einer gewissen Anzahl von Saisoneinsätzen, richtig?
Kreuzer: Richtig. Stand jetzt gehe ich davon aus, dass sich sein Vertrag verlängern wird.