Kritik am Führungsstil des Badischen Staatstheaters in Karlsruhe - Stellungnahme von Stadt und Ministerium

07. Juli 2020 , 09:37 Uhr

Karlsruhe (dpa/lk) – Als wenn Corona nicht schon genug Belastung für das Badische Staatstheater in Karlsruhe wäre – jetzt machen auch Meldungen über massive Kritik an Generalintendant Peter Spuhler die Runde. Aktive und ehemalige Mitarbeiter werfen ihm Kontrollzwang und ungerechte Behandlung vor. Der Personalrat des Staatstheaters fordert in einem offenen Brief die Stadt Karlsruhe und das Kultusministerium auf, sich der Sache anzunehmen.

Update von Montag 17:40 Uhr

Wissenschaftsministerin Theresia Bauer und Oberbürgermeister Frank Mentrup teilten inzwischen in einer gemeinsamen Stellungnahme mit, sie nähmen die Schilderungen in dem Brief ernst und würden sich damit auseinandersetzen. Die Faktenlage sei schwierig einzuschätzen, weil die Vorwürfe anonym vorgetragen würden. Die beiden schlagen dem Verwaltungsrat nun unter anderem vor, den Kultureinrichtungen einen Vertrauensanwalt „als Ansprechpartner für unlauteres Verhalten und Missstände“ zur Verfügung zu stellen. Außerdem würden sie Stellungnahmen zu den Vorwürfen von der Theaterleitung und dem Personalrat einfordern.

Klima der Angst

Laut Medienberichten erheben immer mehr Mitarbeiter*innen des Badischen Staatstheaters in Karlsruhe Vorwürfe gegen dessen Generalintendant Peter Spuhler. Demnach würde sein Führungsstil ein „Klima der Angst“ hervorrufen. Zuerst hatten die BNN vor rund einer Woche über Kritik an der Amtsführung von Spuhler berichtet. Drei scheidende Mitarbeiter hatten darin die drastischen Missstände in der Opernsparte angeprangert. Deren übereinstimmende Aussage war: Unter der von extremem Kontrollzwang geprägten Leitung sei weder künstlerisches Arbeiten noch Einbringen der eigenen Kreativität möglich. Statt dessen werde man systematisch zermürbt und terrorisiert, indem man, oft in äußerst rüdem Tonfall, auf die Rolle als ausführende Kraft zur Erfüllung von Spuhlers Vorgaben reduziert werde. Man müsse Überstunden weit über das Normale hinaus leisten und weit über die eigene Belastungsgrenze gehen.

Bislang keine Reaktion der Theaterleitung

Daraufhin meldeten sich wohl weitere Mitarbeiter zu Wort. Die BNN berichten, dass bei ihnen zahlreiche E-Mails von ehemaligen und aktiven Mitarbeitern eingingen, die die Vorwürfe bestätigten. Der Personalrat soll vergangenen Freitag in einem offenen Brief das „toxische Arbeitsklima“ am Haus angeprangert haben. Von der Theaterleitung soll bislang keinerlei Reaktion gekommen sei. Ebenso wenig von Spuhlers Dienstherren, dem Kunstministerium und der Stadt Karlsruhe, die vom Personalrat in dem offenen Brief zur Stellungnahme aufgefordert würden. Der Druck auf Kulturministerin Theresia Bauer habe sich in den vergangenen Tagen weiter erhöht.

Stellungnahme von Ministerin erwartet

Das Kulturministerium wolle am Montagnachmittag Stellung beziehen, berichtet die Deutsche Presseagentur. Ministerin Theresia Bauer hat den Vorsitz im Verwaltungsrat des Staatstheaters inne. Karlsruhes Oberbürgermeister Frank Mentrup ist Stellvertreter. Er habe von den Vorwürfen bisher keine Kenntnis gehabt, zitierte ihn ein Stadtsprecher laut dpa. Das Thema solle aber aus Sicht Mentrups möglichst auf der nächsten Sitzung des Verwaltungsrates am 17. Juli besprochen werden.

Spuhler ist seit 2011 Generalintendant am Badischen Staatstheater. Vor etwa einem Jahr hatte er seinen Vertrag um fünf Jahre bis August 2026 verlängert.

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