Region (pm/mt) – Hohe Energiepreise, gestörte Lieferketten: Die genossenschaftliche Obst- und Gemüsewirtschaft in Baden-Württemberg schaut mit Sorge auf die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine. „Die gesamte Obst- und Gemüseproduktion ist sehr energieintensiv. Dabei geht es nicht nur um Unterglasanbau und die Beheizung von Gewächshäusern. Viel Energie erfordert auch die gekühlte und klimatisierte Lagerung von Obst und Gemüse.“ Dies stellt Dr. Roman Glaser, Präsident des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands (BWGV), bei der digitalen Pressekonferenz der baden-württembergischen Obst-, Gemüse- und Gartenbau-Genossenschaften heraus. Er macht deutlich: „Die Betriebskosten der Unternehmen steigen entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Dies wird in der Vermarktung zu höheren Verbraucherpreisen führen müssen. In vielen Betrieben ist kein Puffer mehr vorhanden, um signifikante Kostensteigerungen abzufedern.“
Kritisch bewertet Glaser die Preisentwicklung bei Dünge- und Pflanzenschutzmitteln und deren aufgrund gestörter Lieferketten eingeschränkte Verfügbarkeit: „Die Erzeuger sind auf bezahlbare Dünge- und Pflanzenschutzmittel angewiesen, um qualitativ und quantitativ gute Ernten erzielen zu können.“ Darüber hinaus stellen zunehmend die hohen Transportkosten eine Herausforderung dar. „Immer mehr Spediteure können angesichts von Dieselpreisen deutlich über zwei Euro pro Liter nicht mehr kostendeckend fahren“, so Glaser.
Der BWGV fordert daher: „Unsere Unternehmen müssen bei den hohen Energiepreisen entlastet werden. Die Politik ist gefordert, schnell zu handeln. Es geht um die Sicherstellung der Produktion gesunder heimischer Lebensmittel.“ Die Belastungen durch den Krieg in der Ukraine treffen die Branche zu einer Zeit, in der sie nach zwei Jahren Corona-Pandemie ohnehin mit großen Herausforderungen zu kämpfen hatte, macht Glaser deutlich. Denn hinzu kamen 2021 auch witterungsbedingte Schwierigkeiten. So war das Frühjahr im langjährigen Vergleich ungewöhnlich kalt, insbesondere der April, der Frost mit sich brachte. Es folgte ein dunkler und nasser Mai, der die Wachstumsentwicklung der Pflanzen um bis zu zwei Wochen verzögerte. „Im Grunde gab es in allen Kulturen im Freilandbereich Mengeneinbußen aufgrund der kühlen und regnerischen Witterung“, erklärt Glaser.