Bühl/Rastatt (dpa/pm/lk) – Von Weihnachten bis nach Ostern haben viele Schüler kein Klassenzimmer von innen gesehen. Das soll sich jetzt auf Drängen des Landes ändern – mit Hilfe von Tests. Dabei nähern sich die Corona-Zahlen in der dritten Welle wieder vorweihnachtlichem Niveau. Bühl hat bereits angekündigt, dass es ab Montag keine Öffnungen der Schulen und Kitas in der Zwetschgenstadt geben werde.
Nach vier Monaten Schul-Lockdown soll es am kommenden Montag im Südwesten wieder losgehen – doch die von vielen erhoffte Rückkehr ins Klassenzimmer könnte eine kurze Freude werden. Denn die Corona-Notbremse sieht vor, dass Schülerinnen und Schüler in Hotspots mit einer Inzidenz von 200 erneut von zuhause lernen müssen. Und leider steigen die Infektionszahlen wegen der britischen Mutante auch in Baden-Württemberg ungebremst weiter.
Da der Inzidenzwert im Landkreis Rastatt in den vergangenen drei Tagen über 200 lag, müssen alle Kindertageseinrichtungen im Kreis den Betrieb einstellen. Das hat das Landratsamt in einer Mitteilung bekanntgegeben. Die Einrichtungen werden wieder geöffnet, sobald der Inzidenzwert von 200 fünf Tage in Folge unterschritten wurde und das Gesundheitsamt die maßgebliche Feststellung getroffen und bekanntgegeben hat. Auch in den Bühler Schulen wird es ab Montag vorerst keinen Präsenzunterricht geben – wie bisher wird deshalb weiterhin eine Notbetreuung angeboten. Wie der Unterricht in den Abschlussklassen abgehalten wird, entscheidet die jeweilige Schule für sich selbst.
Kultusministerin Susanne Eisenmann teilte in Stuttgart dennoch mit: „Alle Jahrgangsstufen aller Schularten können mit den neuen Regelungen ab der kommenden Woche vorrangig in den Wechselbetrieb oder auch in den Präsenzbetrieb zurückkehren.“ Das Land setzt beim Neustart für viele Schülerinnen und Schüler vor allem auf die Testpflicht, um eine weitere Ausbreitung des Virus zu verhindern. Die Pflicht gilt von Montag an unabhängig von der Corona-Belastung einer Region und nicht erst ab der Schwelle von 100 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche. Wer mehr als drei Tage in Folge an der Schule ist, muss sich zweimal pro Woche testen lassen. Sind es im Zuge des Wechselunterrichts weniger Tage, reicht auch ein Test pro Woche. Geimpfte und von Corona genesene Menschen sind von der Testpflicht befreit.
Allerdings gibt es bei der Auslieferung der Schnelltests an die Schulen Probleme. „Die Auslieferung der Testkits hat sich aufgrund der insgesamt bundesweit starken Nachfrage und dadurch bedingter gewisser Lieferschwierigkeiten bei den Herstellern leider verzögert“, erklärte eine Sprecherin des Sozialministeriums. Sie gehe aber davon aus, dass bis diesen Freitag etwa 4,4 Millionen Tests ausgeliefert sein würden. „Somit werden nach aktuellem Stand ab Montag die Schulen, falls eine Öffnung erfolgt, mit Tests ausgestattet sein.“ Sie ergänzte: „Insofern sollte dem Einstieg in den Präsenz- beziehungsweise Wechselunterricht nächste Woche nichts im Wege stehen.“ Ein Sprecher des Kultusministeriums sagte: „Ohne entsprechende Testungen ist keine Schulöffnung möglich.“ Sollte die Lieferung des Sozialministeriums am 19. April noch nicht eingetroffen sein, könnten entweder Schulträger oder Schulen in Vorleistung gehen oder es finde kein Präsenzunterricht statt.
GEW-Landeschefin Monika Stein hält die geplanten Schulöffnungen wegen der stark steigenden Infektionszahlen für falsch. „Wenn Ministerpräsident Winfried Kretschmann der Kittel wegen der Gefahr durch Virusmutationen brennt, sind auch keine Öffnungen bis zu einer Inzidenz von 200 zu verantworten“, sagte Stein. Lehrer- und Elternvertreter seien sich in den Gesprächen mit der Landesregierung einig gewesen, dass der Grenzwert 100 für Präsenzunterricht richtig sei. „Wir wollen alle so viel Präsenz wie möglich, aber zuerst gilt weiter: So viel Sicherheit wie möglich.“ VBE-Landeschef Gerhard Brand stieß in das gleiche Horn: Das Land wäre gut beraten, „am Montag nicht zu öffnen, wenn man donnerstags wieder schließen muss“.
Weil die Länder Anfang April vereinbarte Maßnahmen gegen die dritte Infektionswelle uneinheitlich umgesetzt hatten und die Corona-Lage zugleich mehr und mehr außer Kontrolle gerät, hatte der Bund entschieden, die „Notbremse“ in einem Bundesgesetz zu verankern. Baden-Württemberg will die verschärften Regeln ab kommenden Montag umsetzen. Analog zu den Schulen sollen auch die Kitas in Baden-Württemberg in Landkreisen mit einer Sieben-Tage-Inzidenz ab 200 schließen und nur noch eine Notbetreuung anbieten. Diese Pläne des Landes bestätigte ein Sprecher des Sozialministeriums den „Stuttgarter Nachrichten“.
https://www.die-neue-welle.de/karlsruhe/steht-der-schulstart-mit-tests-an-schulen-am-montag-auf-der-kippe