Karlsruhe (as) Die Bilder aus dem abgebrannten Affentropenhaus aus dem Krefelder Zoo in der Silvesternacht gingen um die Welt – und weckten böse Erinnerungen an ähnliche Bilder vor knapp neun Jahren in Karlsruhe: Damals brannten dort im Zoologischen Stadtgarten der Streichelzoo und das Elefantenhaus. 26 Tiere starben, vier Elefanten wurden schwer verletzt. Die Karlsruher und die ganze Region waren damals geschockt und haben getrauert. Der Karlsruher Zoo fühlt deswegen besonders mit den Kollegen in Krefeld.
In der Silvesternacht lodern helle Flammen im Krefelder Zoo, das Affentropenhaus brennt völlig ab. Mehr als 30 Tiere darin sterben. Die Zoo-Mitarbeiter und auch die Bevölkerung trauern um Affen und Vögel. Die Ermittlungen nach dem verheerenden Brand laufen. Nach bisherigem Stand könnten sogenannte Himmelslaternen das Feuer ausgelöst haben, drei Frauen haben sich bei der Polizei deswegen gestellt. Die Anteilnahme an dem schlimmen Ereignis ist groß in Deutschland.
Quelle: Zoo Krefeld Facebookseite
Einen großen Zoo-Brand, bei dem viele Tiere ums Leben kamen, gab es in Deutschland zuletzt vor rund neun Jahren, und zwar in Karlsruhe. Im November 2010 war im Zoologischen Stadtgarten Karlsruhe im Streichelgehege ein Feuer ausgebrochen, 26 Tiere starben: Alpakas, Zwergziegen, Shetland-Ponys, Zwergesel und Schafe. Vier Elefanten im Haus nebenan erlitten Verbrennungen. Die Brandursache wurde nie abschließend geklärt. Die Brandermittler hielten einen technischen Defekt für den wahrscheinlichsten Auslöser der verheerenden Flammen.
Auch damals war die Anteilnahme in ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland groß. Besonders gut nachfühlen können die Mitarbeiter des Karlsruher Zoos deswegen, wie die Tragödie ihre Kollegen in Krefeld getroffen hat. Niemand kann die Tiere, die bei dem Brand ums Leben kamen, ersetzen. Teilweise wurden sie mit Flaschen groß gezogen, sie sind Teil des Lebens der Pfleger gewesen, der Zooverantwortlichen und auch vieler Besucher. Der stellvertretende Direktor des Karlsruher Zoos, Clemens Becker, kannte alle Orang-Utans aus Krefeld – er ist Koordinator des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms für Orang-Utans und leitet den Austausch der Affen unter den Zoos. So hat der Karlsruher Zoo auch schnell auf die traurigen Nachricht aus Krefeld reagiert.
Die Mitarbeiter und Verantwortlichen im Karlsruher Zoo wissen aber auch, dass nach der Trauer alle Kraft für den Wiederaufbau in Krefeld benötigt wird – und auch Geld. Anfang Dezember 2011 hatten Tierfreunde damals nach der Feuerkatastrophe in Karlsruhe schon eine halbe Million Euro gespendet. Dort wurde vier Monate später erst das Elefantenhaus wieder bezugsfertig und kurz darauf auch ein provisorischer Streichelzoo beim Raubtierhaus eingerichtet. Der sollte im Sommer 2011 durch einen neuen bei der Schwarzwaldhalle ersetzt werden. Es dauert dann bis in den September mit der Eröffnung.
Inzwischen sind durch die Umbauten und das neue Zookonzept in Karlsruhe die Bilder von dem Drama damals zwar verblasst und Spuren davon sind nicht offensichtlich. Außerdem wurden alle Neu- und Umbauten nach aktuellen Brandschutzvorschriften ausgeführt. So hat das Exotenhaus beispielsweise eine Brandmeldeanlage, im Streichelzoo musste der Rauchmelder allerdings wieder deaktiviert werden, erzählt Zoodirektor Matthias Reinschmidt auf neue welle-Anfrage. Grund: Der Staub durch Heu und Stroh im Gebäude hat ständig für Fehlalarm gesorgt. Inzwischen seien 365 Tage im Jahr Nachtwachen im Zoo auf Streife, so natürlich auch in der Silvesternacht. „Es war weitgehend ruhig“, bilanziert der Zoodirektor. Die alten Holzställe bei den Huftieren wurden abgerissen, sind also keine Gefahrenquelle mehr.
„Eine hundertprozentige Sicherheit vor solchen Ereignissen gibt es aber nicht“, bedauert Reinschmidt. Für alle Fälle gebe es im Karlsruher Zoo einen Notfallplan und man arbeite sehr eng mit der Feuerwehr zusammen – auf beiden Seiten, denn die Experten geben Brandschutztipps und lernen im Gegenzug von den Tierexperten, wie sie im Einsatzfall auf Tiere in brennenden Gebäuden reagieren können. Aber die Bilder aus Krefeld haben die Erinnerungen an die schlimme Zeit vom November 2010 wieder wachgerufen. Dementsprechend ist der Karlsruher Zoo bemüht, die Kollegen in Krefeld zu unterstützen:
Wenn die Aufräumarbeiten nach dem verheerenden Feuer in Krefeld beginnen, wird es für die Tierpfleger und das restliche Zoopersonal noch mal richtig schwer, mit den Ereignissen fertig zu werden. Die Frage ist, ob es aus dieser Katastrophe Konsequenzen gibt, wie beispielsweise Böllerfreie Zonen, die Gebiete mit Tieren einschließen. Reinschmidt hatte sich schon vor den Ereignissen in Krefeld dafür eingesetzt. Vielleicht denken Verantwortliche dadurch jetzt um.