Karlsruhe (lk) – Seit fast einem halben Jahr haben Restaurantbetriebe aufgrund der Corona-Pandemie dauerhaft geschlossen. Während einige Abhol- und Lieferangebote anbieten, geht die Restaurantkette „Marianne´s Flammkuchen“ neue Wege. Die Flammkuchen gibt es seit Anfang des Jahres im Einzelhandel zu kaufen.
Eigentlich ist es egal, welche Branche man aktuell betrachtet – fast alle leiden unter den Corona-Maßnahmen. Gaststätten und Restaurants konnten seit dem vergangenen Herbst keine Gäste mehr empfangen. Einige halten sich mit Abhol- und Lieferangeboten über Wasser. Manche Betriebe werden aber auch kreativ. Beispielsweise das Flammkuchenrestaurant „Marianne´s Flammkuchen“ mit Standorten in Karlsruhe, Linkenheim und Herxheim. Dort hat sich Geschäftsführer Christian Pudlo eine neue Strategie überlegt. Das Unternehmen hatte bis zum 23. März 2021 – also dem Jahrestag des ersten Lockdowns – satte 197 Tage geschlossen. „Das ist mehr als die Hälfte des Jahres. Das ist für uns nur verlustreich. Unsere Mitarbeiter waren sowohl im ersten, als auch im zweiten Lockdown in Kurzarbeit“, erzählt Pudlo im Interview mit der neuen welle. Allerdings seien den Mitarbeitern zusätzlich sämtliche Trinkgelder weggebrochen, was sich am Ende dann empfindlich im Geldbeutel bemerkbar gemacht hätte.
Ende letzten Jahres merkte Pudlo recht schnell, dass ihm das Weihnachtsgeschäft auch durch die Lappen gehen würde. „Unsere Stammgäste haben uns signalisiert, dass sie gerade in der kalten Jahreszeit nur ungern verzichten würden. Allerdings kühlt der dünne Teig schnell aus. Da haben wir uns überlegt, den Flammkuchen frisch zu den Leuten auf den Esstisch zu bringen“, so Pudlo. Doch Abholen im Restaurant war für Pudlo nicht genug, er wollte noch näher an den Kunden ran. „Der Lebensmittel-Einzelhandel ist vermutlich das, was dauerhaft geöffnet bleibt.“ Daraufhin wurden die Flammkuchen ab Mitte Dezember fit für die Kühltheke gemacht. Dafür musste die Rezeptur minimal geändert werden, ein Labor hat das Mindesthaltbarkeitsdatum auf drei Wochen festgestellt und Nährwerttabellen wurden erstellt. Haltbar gemacht werden die Flammkuchen, indem sie im Werk vorgebacken werden, damit sie steril werden und sich keine Keime bilden. Anschließend wird das Produkt getrocknet und mit UV-Licht bestrahlt. Um dann vakuumverpackt in den Einzelhandel geliefert zu werden.
Mitte Januar war es dann soweit, dass die Flammkuchen mit neuem Design bereit standen. Doch Christian Pudlo musste erstmal Klinken putzen gehen: „Wie ein Vertreter bin ich von einem Edeka-Markt zum anderen gefahren und habe den Inhabern unsere Testflammkuchen vorbei gebracht.“ Seit Anfang Februar werden fast alle Edeka-Märkte in der Region Karlsruhe und der Südpfalz mit den Flammkuchen beliefert. „Wir haben bewusst Edeka als Vertriebspartner ausgewählt, da diese regionale Produkte in ihrem Sortiment einbinden.“ Bereits in den ersten beiden Wochen lief bei Pudlo das Telefon heißt, weil das Konzept so gut ankam und die Märkte schon neue Lieferungen nachbestellen mussten. „Dann kamen Anfragen von Märkten aus Mannheim, Heidelberg, Pforzheim, Offenburg und Baden-Baden.“ So viel Flammkuchen konnte die Gastro-Kette aber gar nicht produzieren, daher konnte auch nicht so stark expandiert werden.
Für den hohen Bedarf wurde eine extra Produktionsstätte im Lager in Liedolsheim errichtet. Zusätzlich gibt es die Option für Privatkunden im Online-Shop Pakete zusammenzustellen. So können Gäste und Fans von „Marianne´s Flammkuchen“, die etwas weiter weg wohnen, ebenfalls in den Genuss kommen. „Das sind Pakete á sechs Flammkuchen in Kühlpaketen verpackt. Sie müssen zu Hause nur noch frisch gebacken werden.“ Die überregionalen Pakete seien bereits nach München, Berlin und sogar Norderney geliefert werden. Zur Auswahl stehen drei Varianten: der Klassiker mit Speck, Zwiebeln und Käse. Den vegetarischen Grieche mit Olive, Peperoni, Zwiebeln und Schafskäse. Und einen Süßen mit Apfelscheiben und Zimt-Zucker. Allerdings macht der Grieche gerade – passend zur Jahreszeit – Platz für eine Spargel-Variante samt Schinken und Käse. „Dafür verwenden wir natürlich frischen, badischen Spargel aus Leopoldshafen-Eggenstein“, freut sich Pudlo.
Auf die Rückmeldungen der Stammkunden musste Pudlo mit seiner Idee nicht lange warten: „Die treuen Kunden sagten uns schon nach wenigen Tagen, dass die Flammkuchen extrem gut sind. Dass die Qualität genauso gut ist, wie im Restaurant. Dass sie sich zu Hause gut aufbacken lassen. Eine genaue Anleitung für die Zubereitung zu Hause steht auch auf der Verpackung. Allerdings freuen sich natürlich alle Gäste darauf, endlich wieder bei uns in den Restaurant zu speisen.“ Eine kreative und erfolgreiche Idee, um den Lockdown zu überstehen. Gewinnbringend arbeitet Pudlo trotzdem nicht: „Wir machen in der Gastronomie den Hauptumsatz eigentlich mit Getränken. Die Flammkuchen bei Edeka haben den Sinn, unseren Mitarbeitern endlich wieder eine Perspektive zu bieten.“ Alle rund 60 Mitarbeiter sind zwar noch in Kurzarbeit, konnten aber zu 50 Prozent Arbeit zurückgeholt werden und arbeiten aktuell in der Produktion. „Unsere Rechnungen können wir alle zahlen. Aber wir machen natürlich nicht die Gewinne, wie unter Normalbetrieb.“ Christian Pudlo blickt trotzdem optimistisch in die Zukunft und hofft, dass die Restaurants von „Marianne´s Flammkuchen“ möglicherweise ab dem 1. Juni mit strengen Hygienevorgaben wieder öffnen könnten. Auch in dieser Zeit soll die Vermarktung der Flammkuchen in den Edeka- und Scheck-in-Märkten weiterlaufen.