Stuttgart (dpa/lsw) – Bereits im vergangenen Jahr hat der Krankenstand im Südwesten ein Rekordniveau erreicht. In diesem Sommer legte er nach Angaben der Krankenkasse DAK bei ihren Versicherten erneut zu.
Zwischen Juli und September sei die Zahl der Ausfälle dort für ein Sommerquartal ungewöhnlich hoch gewesen, teilte ein Sprecher der Kasse mit. Der Krankenstand habe im dritten Quartal mit 4,2 Prozent knapp über dem bereits hohen Niveau des Sommers 2022 (4,1 Prozent) gelegen. «Im Durchschnitt hatte jeder und jede Beschäftigte fast vier Fehltage – obwohl es keine Sommergrippewelle gab», sagte er. Verantwortlich seien vielmehr die psychischen Erkrankungen.
Nach DAK-Angaben stieg die Zahl der Fehltage wegen Depressionen oder Angststörungen um zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal. Im Durchschnitt fielen dort 70 Fehltage je 100 Beschäftigte an, das sind sieben mehr als im Jahr zuvor. «Die Nachwirkungen der Pandemie, die Unsicherheit in Deutschland durch die vielen Krisen in der Welt: Das alles belastet die Psyche der Menschen zunehmend», sagte der baden-württembergische Landesvorsitzende der DAK-Gesundheit, Siegfried Euerle. «Dazu kommt, dass viele Branchen durch Personalmangel unter besonderem Druck stehen.» Er warnte vor einem Teufelskreis von erhöhtem Krankenstand und stärker werdendem Personalmangel.
Noch deutlicher als bei den psychischen Erkrankungen fiel der Ausfall bei den sogenannten Muskel- und Skelett-Erkrankungen an. Hier waren es den Angaben nach 79 Fehltage je 100 Beschäftigte, das sind 20,5 Prozent mehr als im Jahreszeitraum zuvor. «Bei vielen Krankschreibungen in dieser Erkrankungsgruppe ist davon auszugehen, dass sie zu einem gewissen Grad auch mit psychischen Belastungen in Verbindung stehen», sagte Euerle. «Bis zu ein Drittel der psychischen Erkrankungen verbergen sich in dieser Gruppe, etwa der psychosomatische Rückenschmerz.»
Die – zumindest vergleichsweise – gute Nachricht: Der Krankenstand in den anderen Bundesländern war höher. Während er im Bund bei 5,0 Prozent lag, wiesen die Beschäftigten im Saarland laut DAK den meisten Arbeitsausfall mit einem Krankenstand von 6,5 Prozent auf. Im Durchschnitt waren also von 1000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern an jedem Tag im dritten Quartal 65 Beschäftigte krankgemeldet.