(pm) Fußball als Profisport entwickelt sich ständig weiter. Und wie das mit Veränderungen häufig der Fall ist, stoßen diese nicht immer auf Gegenliebe, wie bei den Frankfurter Fan-Protesten gegen die jüngste Neuerung in der Bundesliga beim ersten Montagsspiel beobachtet werden konnte.
Die Spitze eines riesigen Eisbergs an Problemen, der über die Jahre mit fortlaufender Professionalisierung und Kommerzialisierung immer weiter angewachsen ist. Abgesehen davon, wann es mit diesem Eisberg zu einem wirklich verhängnisvollen Zusammenprall kommt, stellt sich außerdem die Frage, wie viel Platz er überhaupt für all die „Kleinen“ noch lässt.
Gegen den modernen Fußball! Dieser Slogan ist zu einem mittlerweile internationalen Motto für all diejenigen Fans geworden, die solange sie denken können, ihr Herzblut für einen Verein vergossen haben und sich nun der Identifikationsmöglichkeiten beraubt sehen. Alle Begeisterung für einen Sport – der durch die Professionalisierung immer schneller und athletischer geworden ist, dadurch aber auch unterhaltsamer und medienwirksamer – schlägt nun in Wut um. Weil es nur noch ums Geld geht. Weil die echten Emotionen fehlen. Weil es sich einfach nicht mehr so anfühlt wie früher, in seiner Kurve zu stehen und seine Jungs anzufeuern. Doch wie konnte es soweit kommen?
Zunächst einmal bleibt festzuhalten, dass die Kommerzialisierung des Fußballs nicht mit einem bestimmten Ereignis beginnt, sondern ein schleichender Prozess ist, der aus der beliebtesten deutschen Sportart ein riesiges Geschäft gemacht hat, auch wenn es ganz ohne Geld früher auch nicht gelaufen ist. Doch solange die Fußballer der höheren Ligen mit dem Fußball nur ein nettes Zubrot zu ihrem anderweitigen Hauptberuf dazuverdienten, störte das die Fans nicht wirklich. Schließlich mussten die Spieler zwei Jobs unter einen Hut bringen.
In dieser Zeit war auch die Nähe der Anhänger zu den Spielern deutlich größer als heute. Man kannte sich. Wer in den 1950er Jahren Anhänger eines Vereins war, der wusste meist auch, wo die Spieler wohnen und welchem Job sie abseits des Fußballfeldes nachgingen. Wenn man sich abends in der Stadt traf, wurde auch mal ein freundschaftlicher Plausch gehalten oder gemeinsam ein Bier getrunken. Es war eine Zeit, in der die Vereine stärker als heute mit ihrer Stadt und der Region verbunden waren.
Der größte Teil der Mannschaft war in der Region aufgewachsen, verwurzelt, beheimatet und spielte fast die gesamte Karriere für den gleichen Verein. Die meisten Spieler der ersten Mannschaft hatten zuvor in der eigenen Jugend gespielt oder sind im Jugendalter aus einem Dorfverein aus der Nähe dazugestoßen. Diese Verbundenheit von Verein, Stadt und Region sorgte für ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl von Spielern und Anhängern, welches im Zuge der Kommerzialisierung immer weiter verloren gegangen ist.
Heute ist die Mehrzahl der Profifußballer weniger stark mit einem Verein verbunden. Sie verstehen sich immer mehr als eine Art Einzelunternehmer, der möglichst viel Geld in den wenigen Jahren seiner Profikarriere verdienen will – auch abseits des Fußballplatzes. Und das auf einem globalen Markt. Längst sind die Berater zu den engsten Vertrauten der Spieler geworden, wenn es um die Gestaltung lukrativer Verträge geht. Da die Berater in erster Linie bei neuen Vertragsabschlüssen das viele Geld verdienen, ist es nur logisch, dass viele von ihnen ihren Schützlingen regelmäßig einen Vereinswechsel nahelegen.
Heute belaufen sich die Handgelder für Spielerberater auf bis zu zehn Prozent der Ablösesumme eines Spielers. Die Folge: Immer mehr Fans sehen in den Spielern Ich-AGs, denen das Wohl des Vereins nicht wirklich am Herzen liegt. Dies äußert sich beispielsweise in Pfeifkonzerten gegen wechselwillige Spieler und den Diskussionen, wenn ein Spieler mal wieder beim Jubel demonstrativ das Vereinsemblem küsst. Auch die Entwicklung der Ablösesummen und Spielergehälter hat zu einer Kluft zwischen Fans und Spielern geführt.
Während in den 1970er und 1980er Jahren vor allem die internationalen Staxrs Topgehälter kassierten, verdient heute bereits ein durchschnittlicher Bundesligakicker schnell eine Million und mehr –pro Saison. Jedoch spätestens, wenn die Spieler nicht die geforderten Leistungen abrufen, ist von „satten Spielern ohne Herzblut“ die Rede, denen die Fans herzlich egal seien.
Auch zwischen den Vereinen und den Fans tut sich eine immer größere Lücke auf. Die Gründe hierfür sind vielfältig:
Dass immer mehr Geld in den Fußball fließt, liegt in erster Linie an dessen medialer Vermarktung. Die Medien zahlen für die Übertragungs- und Verwertungsrechte immer größere Summen. Allein die Deutsche Fußballiga e.V. (DFL) nimmt als Repräsentant der deutschen Profivereine der ersten und zweiten Liga für die nationalen TV-Rechte für den Zeitraum von 2017/18 bis 2020/21 insgesamt 4,64 Milliarden Euro ein. Das macht gut 1,16 Milliarde Euro pro Saison – ein Plus von rund 85 Prozent im Vergleich zur Saison 2016/2017.
Rechnet man die Vermarktung der internationalen Rechte hinzu, erhält die DFL sogar 1,5 Milliarden Euro. Dieses Geld ist für die meisten Clubs die Haupteinnahmequelle. Doch das viele Geld hat einen hohen Preis. So wurde der Fußball immer stärker auf die Bedürfnisse der TV-Anstalten zugeschnitten. Eine wesentliche Triebfeder dieser Entwicklung war der Einstig der privaten TV-Sender in den Bieterstreit um die TV-Rechte Ende der 1980er Jahre. Nachdem die ersten Privatsender in Deutschland 1984 den Betrieb aufnahmen, waren sie nur wenige Jahre später in der Lage, sich mit den öffentlich-rechtlichen Sendern im Kampf um die Übertragungsrechte zu messen.
So trat der Sender RTL plus mit dem Format „Anpfiff – die Fußballshow“ zwischen 1988-1992 in direkte Konkurrenz zur Sportschau der ARD. Als sich dann der Sender Sat. 1 im Jahr 1992 sogar die sämtliche Erstverwertungsrechte an der Fußball-Bundesliga sicherte, war die Sportschau erstmal außen vor. Die Folgen für die Fans waren vielseitig. Sie mussten jetzt viel Werbung erdulden, um die Highlights der Spiele in der Nachberichterstattung verfolgen zu können.
Gleichzeitig wurde aus Sportberichterstattung Show, denn die Privatsendern sahen sich gezwungen, den Zuschauer so lange es gehtan den Fernseher zu binden, umso mehr Werbung schalten zu können. Superzeitlupen, das Einblenden von Statistiken und Werbebannern, eine spektakulärere Bildführung, eine emotionalisierende Sprache der Kommentatoren, insgesamt die Wandlung des Sports zu einem Spektakel waren die Folgen. Auch das Pay-TV, zunächst in Form von Premiere und später Sky, welche seit Anfang der 1990er Jahre die Exklusivrechte für die Liveübertragungen innehaben, folgte immer stärker dieser Logik.
Im Zentrum der Kritik stehen heute allerdings zwei andere Entwicklungen, die mit der Mediatisierung des Fußballs einhergegangen und eng miteinander verbunden sind: Die Zerfaserung des Spielbetriebes und die Abnahme der Bedeutung der Eintrittsgelder für den wirtschaftlichen Erfolg eines Vereins. Während früher alle Spiele der Bundeliga samstags nachmittags um 15:30 Uhr angestoßen wurden, verteilt sich der Spieltag heute über bis zu vier Tage. Damit wollen die übertragenden Sender sicherstellen, jedes Spiel möglichst optimal vermarkten zu können.
Doch die Nachteile tragen die Fans. Wer heute an einem Freitagabend sein Team zu einem Auswärtsspiel begleiten will, der muss unter Umständen über 500 Kilometer Anreise einplanen –ein Ausschlusskriterium selbst für viele treue Anhänger. Der echte Fan sieht sich bei der Ansetzung der Spiele nicht mehr ausreichend gewürdigt. Zuletzt haben Proteste der Dortmunder und Frankfurter Fans gegen das neu eingeführte Montagsspiel in der Bundesliga für reichlich Diskussionsstoff gesorgt. Das gellende Pfeifkonzert beim Halbzeitauftritt von Helene Fischer während des Pokalfinales 2017 hat jedoch deutlich gemacht, dass auch die zunehmende Eventisierung des Fußballs für die Fans ein echtes Problem darstellt. Nicht wenige fühlen sich zu einem reinen Konsumenten degradiert.
Lange geisterte die Idee der Abschaffung der 50+1-Regel durch die Stadien der Republik wie ein Schreckgespenst. Doch schon bald könnte daraus ein handfestes Problem werden. Im Frühjahr 2018 wollen die Bundesliga und ihre Vereine über die Öffnung des deutschen Fußballs für Investoren beraten. Fällt die 50+1-Regel, wäre es zukünftig Investoren erlaubt, die Stimmenmehrheit an den Kapitalgesellschaften zu übernehmen, in welche fast alle Fußballvereine ihr Profiteam ausgegliedert haben.
Die Fans sind darüber in Aufruhr. Sie befürchten, dass Wohl und Wehe ihres Vereins über kurz oder lang den Launen der Mehrheitseigentümer ausgesetzt ist. Sie haben Angst, dass ihr Verein zum Spielball reicher Geschäftsleute oder Konsortien wird. Zudem befürchten sie eine Erhöhung des Wettbewerbsdrucks unter den Vereinen und das Entstehen eines Ungleichgewichtes zwischen seriöser Vereinsarbeit und der schieren Finanzkraft. Kurz: Die Rendite würde nach der Meinung vieler Fans über dem Fußball stehen.
Die großen Fanverbände Unsere Kurve, Football Supporters Europe, BAFF und ProFans haben sich daher klar gegen den Fall der 50+1-Regel positioniert. Insgesamt mehrere tausend Fangruppen sind gegen eine Aufweichung des Status quo. Doch unabhängig wie die Bundesliga und ihre Vereine sich letztlich entscheiden, bereits heute gilt die Regel nicht für alle Clubs. Insgesamt drei Vereine haben eine Art Sonderstatus, da die 50+1-Regel nicht greift, wenn sich ein Investor über 20 Jahre lang bei einem Verein „in erheblichem Maße" engagiert hat.
Dies ist nach Ansicht der DFL bei 1899 Hoffenheim mit Dietmar Hopp, Bayer 04 Leverkusen mit der Bayer AG und dem VfL Wolfsburg mit Volkswagen der Fall. Martin Kind, Präsident von Hannover 96, wurde diese Regelung bis dato verweigert. RB Leipzig hingegen verstößt trotz aller Kritik nicht gegen die 50+1-Regel, denn Eigentümer Dietrich Mateschitz hat formal keine Stimmenmehrheit.
Neben 50+1 gibt es noch andere Regeln zum sogenannten Financial Fairplay, die nicht einheitlich für alle Clubs gleich gelten. Hier bestehen außerdem zum Teil verschiedene Möglichkeiten, einzelne Punkte zu umgehen.
Ob es bei diesen Ausnahmen bleibt oder sich bald alle Vereine für eine mehrheitliche Übernahme ihrer Kapitalgesellschaften aussprechen, wird die Zukunft zeigen. Fest steht: Die Diskussion zeigt, wie groß der Graben zwischen Befürwortern und Gegner ist. Und sie steht zugleich stellvertretend für eine Grundsatzdiskussion: Wie weit darf der Fußball den Interessen der Profitmaximierung folgen?
Die Traditionsvereine aus Dortmund, Düsseldorf Gladbach und St. Pauli haben zuletzt deutliche Statements für den Erhalt der 50+-Regel abgegeben. Sie befürchten bei einer Abschaffung, eine Überdrehung der Immer-mehr-Spirale und damit den zunehmenden Verlust der Identifikation der Fans mit den Vereinen. Damit sprechen sie sich für einen Großteil ihrer Anhänger aus, die den Einfluss von Investoren negativ sehen und gegen Vereine wie Wolfsburg und Hoffenheim, die trotz weniger Fans zu großen Konkurrenten aufgestiegen sind. Die Logik dahinter: Je mehr Clubs sich durch finanzkräftige Eigentümer im deutschen Profifußball etablieren, je weniger Platz bleibt für Traditionsvereine, die keinen solchen Investor haben oder haben möchten.
Zuschauereinnahmen, TV-Gelder, Sponsoring, Merchandising, Vermarktung und Wettbewerbsprämien sind die wesentlichen Einnahmequellen eines Profivereins. Doch das viele Geld, das in den Profifußball fließt, ist ungleich verteilt. Das liegt in erster Linie an dem Verteilungsschlüssel der Fernsehgelder, die in der Summe die größten Einnahmequellen der deutschen Profivereine ausmachen. 70 Prozent dieser Einnahmen werden nach der Fünfjahreswertung an die Clubs verteilt, also nach dem sportlichen Abschneiden in den letzten fünf Jahren.
Das bedeutet einheitliche, gestaffelte Erlöse nach sogenannten Wettbewerbszonen; gemeint sind bestimmte Regionen in der Tabelle. Auch wenn der Verteilungsschlüssel damit etwas fairer ausfällt als in der Vergangenheit, in der das Geld nur anhand der klassischen Fünfjahreswertung verteilt wurde, bleibt die Wirkung im Prinzip die gleiche: Die unterschiedlichen Einnahmen der Clubs werden zementiert, worunter nicht zuletzt auch der Wettbewerb leidet.
Dies zeigt sich in der Bundesligasaison 2017/2018 am Beispiel des FC Bayern München, der wieder einmal der Konkurrenz um Lichtjahre enteilt ist. Mit gut 17 Punkten Vorsprung können die Münchner bereits am 28. Spieltag den Meistertitel feiern. Voraussetzung: die Konkurrenz patz wieder. Spannung sieht für die Fans anders aus, doch am Ende schießt bekanntlich das Geld die Tore.
Hinzu kommt, dass immer mehr internationale Investoren und Unternehmen auf dem Fußballmarkt agieren, die sich im Wesentlichen auf wenige Top-Vereine konzentrieren und dort überproportional investieren oder diesen Sponsorengelder zur Verfügung stellen. Die Top-Clubs, die ohnehin durch die Einnahmen aus der Champions League über deutlich mehr Geld verfügen als die nationale Konkurrenz, hängen so die anderen Vereine noch weiter ab. Und jene Vereine, die mittels Schulden versuchen diese finanzielle Lücke temporär zu kompensieren, in der Hoffnung durch sportlichem Erfolg langfristig konkurrenzfähig zu werden, gehen ein hohes Risiko ein, dass nicht selten in der Insolvenz endet.
Auch die Kluft zwischen dem Profifußball und den niederen Spielklassen wächst immer stärker. Während die Bundeliga bei den Gesamterlösen boomt, erodiert die Basis. Immer mehr Fußballclubs melden sich vom DFB ab oder müssen aus Geldnot fusionieren. So ist die Zahl der Vereine seit der Jahrtausendwende von 26.700 auf unter 25.000 gefallen. Daran sind unter anderem auch die Anstoßzeiten der Profiligen Schuld, die die Fans zwingen, sich am Wochenende zwischen Bundes- und Kreisliga zu entscheiden. Die Stimmen nach einem solidarischeren Miteinander von Profi- und Amateurfußball wird daher immer lauter.
Zurzeit bleibt der DFB-Pokal die einzige ernsthafte Möglichkeit für unterklassig spielende Vereine, um zumindest kurzzeitig im großen Fußballgeschäft mitspielen zu können und damit etwas vom „großen Geld“ abzubekommen. Von den Anfängen bis heute hat sich jedoch auch bei diesem Wettbewerb einiges verändert. Traten beim ursprünglichen Tschammerpokal noch über 4.000 Mannschaften gegeneinander an, waren es in den 50er Jahren nach der Umbenennung in den DFB-Pokal schließlich 32 Teams, die sich qualifizieren konnten. Immer wieder änderten sich die Regeln zur Teilnahme am Wettbewerb. Siege von Zweit- oder gar Drittligisten blieben allerdings schon immer die Ausnahme.
Proteste gegen all diese Entwicklungen im modernen Fußball sind schon längst nicht mehr nur auf die Zuschauertribünen beschränkt. Vielmehr nehmen immer wieder Fans das Heft selbst in die Hand und versuchen mitgestaltend auf den Fußball einzuwirken. Oft bedeutet das, den Verein im wahrsten Sinne des Wortes zum eigenen zu machen. Wo das nicht möglich ist, helfen aber an vielen Stellen auch Initiativen weiter, gerade den Amateurfußball am Leben zu halten.
Das vielleicht berühmteste Beispiel für tatkräftiges Handeln der Fans ist die Gründung FC United of Manchester im Sommer 2007 als Reaktion auf die Übernahme ihres Lieblingsvereins Manchester United durch den milliardenschweren Unternehmer Malcom Glazer. Die Besonderheit des neuen Vereins liegt im Vereinsmanifest. Dort heißt es „Der Vorstand wird die Kommerzialisierung des Vereins vermeiden“ und Mitgliederentscheide werden „nach dem Prinzip „Ein Mitglied – eine Stimme“ entschieden.“ Ein Trikotsponsor ist grundsätzlich nicht erlaubt.
Bei ihren letzten Stadionbesuchen bei Manchester United sangen die Fans übrigens: „Malcolm Glazer, wo auch immer du bist: du hast Man United gekauft, aber mich wirst du niemals kaufen!“ Auch auf den Tribünen der Bundesligavereine wächst der Unmut. Ob die Fans allerdings zu solch drastischen Mitteln wie jene aus Manchester greifen, bleibt abzuwarten. Bisher wird der Protest vor allem von den Faninitiativen getragen.
Bekannte Beispiele aus der Vergangenheit sind die Initiative „Kein Zwanni für 'nen Steher“ gegen zu teure Stehplätze und die Initiative „Pro 15:30“ mit dem Ziel, möglichst alle Spiele am traditionellen Samstag um 15:30 Uhr anzupfeifen. Aktuell ist die mögliche Kippung der 50+1-Regel das dominierende Thema in den Fankurven.
Für viele Fans ist Geld nach wie vor der Stein des Anstoßes, wenn nicht sogar die Wurzel allen Übels im Fußball. Aus dem Sport voller Leidenschaft ist für sie ein reines Geschäft geworden, eine Industrie, noch dazu eine milliardenschwere. Horrende Transfersummen und Spielergehälter, dubiose Investoren, „gekaufte“ Vereine – das alles sind Realitäten des modernen Fußballs, die den Fans übel aufstoßen.
Auch die steigende Kluft zwischen armen und reichen Vereinen, Amateuren und Profis, Spielern und Fans und Vereinen und Fans gehören in diese Aufzählung. Dass die Kommerzialisierung des Fußballs soweit voranschreiten konnte, liegt vor allem am Erfolg des Fußballs als Produkt, das im Wesentlichen durch seine mediale Inszenierung geprägt wird. In den letzten Jahren haben sich die Gesamteinnahmen der Profivereine insgesamt erhöht, die Zuschauerzahlen in den Stadien der Bundesliga sind die höchsten in der Welt.
Für DFL-Chef Christian Seiffert sind die Fakten klar: „Sie belegen den anhaltenden Erfolg des Profifußballs in Deutschland.“, so wird er in der Welt zitiert. Zugleich aber ist ein Punkt erreicht, an dem sich immer mehr Fans zur Wehr setzen, in erster Linie mittels Initiativen und lautstarker Kritik in den Stadien. Doch die meisten Fans zahlen weiter Eintritt oder für die Übertragungen im Pay-TV. Noch haben die Verantwortlichen also die Möglichkeit, der Kommerzialisierung des Fußballs Einhalt zu gebieten. Es ist nicht zu spät. Oder eben: Sie müssen die Fans von einem Weiterso überzeugen. Gelingt beides nicht, könnte der Fußball in absehbarer Zeit tatsächlich das verlieren, was ihn einst großgemacht hat: seine Fanbasis.