Böblingen/Calw (pm/tk) – Der Aufsichtsrat der Klinikverbund Südwest GmbH hat in seiner jüngsten Sitzung die Medizinkonzeption 2030 verabschiedet. Darin werden Schwerpunkte für die jeweiligen Klinik-Standorte festgelegt. Das letzte Wort haben die beiden Träger-Landkreise Böblingen und Calw.
„Dies ist eine wegweisende Entscheidung für eine qualitativ hochwertige medizinische Versorgung der Menschen in unserer Region. Schwierige Rahmenbedingungen haben uns zum Handeln gezwungen; ohne unser aktives Tun droht die Privatisierung“, so der Böblinger Landrat und Aufsichtsratsvorsitzende des Klinikverbunds Südwest (KVSW) Roland Bernhard. „Die Vernetzung der Standorte untereinander sowie Konzentration und Spezialisierung sind die Basis dafür, den Klinikverbund zukunftsfähig aufzustellen.“
„Wir haben für unsere Bürgerinnen und Bürger einen medizinischen Versorgungsauftrag, welchen wir durch dieses Konzept auch in Zukunft vollumfänglich 24 Stunden an 365 Tagen im Jahr gewährleisten können.“, erklärt der Calwer Landrat Helmut Riegger.
„Ich bin dankbar, dass der Aufsichtsrat diese mutige Entscheidung getroffen hat“, sagt KVSW-Geschäftsführer Alexander Schmidtke. „Nun hoffe ich, dass auch die Kreistage im Dezember diesem Beschlussantrag zustimmen, damit für die Mitarbeitenden endlich die zurecht erwartete Klarheit besteht und wir in die Umsetzung gehen können. Denn im Klinikverbund herrscht wie im gesamten deutschen Krankenhauswesen weiterhin Alarmstufe rot. Aus fachlicher Sicht gibt es keine Alternative zur Konzentration und Spezialisierung der medizinischen Leistungen im Verbund.
Gemäß dem vorgestellten Zielbild im Fachgutachten werden die Kliniken Nagold zum umfassenden Schwerpunktversorger im KVSW mit 292 Betten und einer Erweiterten Notfallversorgung 24/7 weiterentwickelt. Dazu wird die Innere Medizin mit den Schwerpunkten der Kardiologie und Gastroenterologie und onkologischer Kompetenz gestärkt und das chirurgische Leistungsspektrum mit Allgemein-, Gefäß- und Viszeralchirurgie sowie Urologie ausgebaut. Zudem wird das Leistungsportfolio zukünftig durch den Fachbereich der Gynäkologie und Geburtshilfe erweitert. Die derzeitigen Abteilungen aus Herrenberg und Calw werden dazu nach Nagold verlagert. Dort wird dann auch die Zertifizierung zum Babyfreundlichen Krankenhaus angestrebt sowie das erfolgreiche Konzept des Hebammengeführten Kreißsaals etabliert. Der Umzug erfolgt, sobald die baulichen Voraussetzungen dafür im Rahmen der Generalsanierung am Standort Nagold geschaffen sind.
Der Standort Calw bleibt als starker Grund- und Regelversorger mit 166 Betten als wesentlicher Teil des zukunftsweisenden Gesundheitscampus Calw mit einer Basisnotfallversorgung rund um die Uhr erhalten. Die Schwerpunkte des Hauses werden zukünftig in den Bereichen der Orthopädie und Unfallchirurgie, der Allgemeinen Inneren Medizin sowie der Altersmedizin und Alterstraumatologie liegen. Die Schnittstellen zu diesen Leistungsbereichen, insbesondere die Rheumatologie und Schmerztherapie werden weiter gestärkt. Zudem erhält das Haus durch den zukunftsrelevanten Baustein der Altersmedizin als eigenständige Fachabteilung eine deutliche Aufwertung. Die Neurologie inklusive der Schlaganfallversorgung über die Stroke Unit, wird zunächst in Calw verbleiben. Wenn die baulichen Voraussetzungen am Standort Nagold geschaffen sind, wird die Neurologie nach Nagold umziehen.
Im gesamten Verbund wird ein übergreifendes Geriatriekonzept mit zusätzlichen Schwerpunkten in Leonberg und Calw aufgebaut. Der Standort Flugfeldklinikum Böblingen wird zum Maximalversorger mit 710 Betten ausgebaut. Ziel ist, ein Neuro-Zentrum mit Neurochirurgie aufzubauen und eine Neuroradiologie einzurichten. Der Standort Herrenberg wird zu einem modernen und zukunftsweisenden integrierten Gesundheitszentrum mit den notwendigen Leitungsstrukturen und insgesamt 120 Betten umgebaut.
Der Klinikverbund Südwest (KVSW) ist eine der größten Gesundheitseinrichtungen in Süddeutschland. Mit seinen Krankenhäusern und medizinischen Versorgungszentren sowie rund 6.000 Mitarbeitenden sichert der Verbund die medizinische Versorgung für mehr als eine halbe Million Menschen in der Region. Ziel der „Medizinkonzeption 2030“ ist es, den KVSW angesichts der gravierenden Veränderungen im deutschen Krankenhauswesen zukunftsfähig aufzustellen. Konzentration und Spezialisierung sowie der Abbau von Doppelstrukturen sind notwendig und stehen folgerichtig im Zentrum der Medizinkonzeption 2030.