Klinikdirektor Uwe Spetzger sagt: "Wir müssen authentisch bleiben"

27. September 2020 , 13:27 Uhr

Karlsruhe (lk) – Jeden Sonntag trifft Martin Wacker prominente Persönlichkeiten aus der Region in der Martin Wacker Show. Diesmal war der ehemalige Direktor des Städtischen Klinikums Karlsruhe Prof. Dr. med. Uwe Spetzger zu Gast. Gerade zur Corona Zeit haben die Mitarbeiter im Klinikum Karlsruhe noch viel mehr zu tun als sonst. Zum Glück blieben die schwereren Corona-Fälle in der Region aus. Daher nahm das Städtische Klinikum in Karlsruhe auch Patienten aus dem Elsass auf. Prof. Dr. med. Uwe Spetzger begleitete die Fälle in Karlsruhe. Im Interview erklärt er, was gemacht werden sollte, um eine zweite Welle zu vermeiden und präsentiert sein neues Buch. Den Neuro-Science-Fiction-Thriller „D*TERMINUS II“.

Corona traf den ehemaligen Direktor unerwartet

Die Corona-Pandemie hat das Gesundheitswesen hart getroffen. Karlsruhe ist im vergangenen halben Jahr aber noch recht glimpflich davon gekommen. Uwe Spetzger war bis zum 01. September Geschäftsführer des Städtischen Klinikums Karlsruhe, danach hat er den Posten abgegeben. Er hat die ersten Corona-Fälle noch hautnah mitbekommen: „Seit einem Monat sitze ich quasi nur noch als banaler Hirn- und Wirbelsäulenspezialist im Klinikum. Und es kommt mir vor, wie Freizeit“, lacht Spetzger im Interview mit der neuen welle. Trotz allem war es eine spannende Zeit, über die er wahrscheinlich noch seinen Enkeln erzählen werde. „Corona hatte ich am Anfang meiner zwei Jahre als Geschäftsführer nicht auf dem Schirm. Und ganz ehrlich – nach einem Jahr war ich platt und müde. Und dann kam erst Corona. Da wurde es besonders spannend und das Adrenalin im letzten halben Jahr wurde nochmal aktiviert“, so Spetzger weiter.

Drei Patienten aus dem Elsass aufgenommen

Während Corona hat der Neurochirurg Spetzger viel mit seinen italienischen Kollegen in Bergamo und Brescia telefoniert und auch mit Neurochirurgen aus dem benachbarten Elsass. „Und dort waren Horrorszenarien“, erinnert sich Spetzger. Vor allem warnten die Kollegen vor den Alten- und Pflegeheimen. Spetzger ist der Meinung, dass diese Warnung und das frühzeitige Eingreifen der Stadt Karlsruhe zu geordneten Verhältnissen beigetragen hätten. Die Kapazitäten in den Krankenhäusern hätten so aufrecht erhalten werden können. „Wir hatten das Personal, wir hatten die Ressourcen der Intensivmedizin, während sie auf der anderen Seite des Rheins dahin gestorben sind. Dann haben wir angeboten drei Patienten aus dem Elsass zu übernehmen. Da die Grenzen bereits dicht gemacht worden sind, mussten die Patienten per Helikopter nach Karlsruhe gebracht werden“, erinnert sich Spetzger. Alle drei Patienten haben ihre Erkrankung übrigens überstanden.

Fotograf, Jazztrompeter oder Astronaut

Als kleines Kind wollte Uwe Spetzger eigentlich immer Fotograf, Jazztrompeter oder Astronaut werden. Die Sehnsucht nach dem Universum, der Raumfahrt und dem Fliegen ist bis heute geblieben. „Ich habe schon als kleiner Junge die Mondlandung bei meinen Eltern am Fernseher gesehen. Das hat Eindruck hinterlassen. Ebenso wie Bücher, beispielsweise Solaris von Stanislaw Lem. Irgendwie ist es mit dem Fotograf aber nix geworden. Und für Jazztrompeter hat mir einfach das Talent gefehlt“, schmunzelt Spetzger. Am Ende ist er Arzt geworden und war 18 Jahre lang in der Neurochirurgie tätig. Ein wichtiger Ausgleich zum harten Arbeitsalltag ist für ihn die Natur. „Die Umgebung ist ein Heimatgefühl. Es ist wunderschön. Aber es ist wichtig, auch schnell abschalten zu können. Ich kann das beispielsweise nach Feierabend auf dem Motorrad“, so der gebürtige Karlsruher.

Anleitung zum Thriller schreiben

Ein weiterer Ausgleich für Uwe Spetzger ist das Schreiben. Zunächst hatte sich seine Kreativität auf Fachliteratur beschränkt. Er hat insgesamt fünf Lehrbücher geschrieben. Dann kam der Drang etwas frei Erfundenes zu schreiben, was sich nicht ganz an die Fakten hält. Durch einen kuriosen Umstand ist es schließlich dazu gekommen. „Ich bin an einem Glastisch mit dem Schienbein hängen geblieben und hatte eine tiefe, infizierte Wunde. Daraufhin musste ich fast acht Wochen krank zu Hause sitzen. Da kam die Idee, einen Roman zu schreiben“, erinnert sich Spetzger. Auf einer Venedigreise hatte der ehemalige Klinikchef von seiner Frau ein gebrauchtes Buch „Wie schreibe ich einen Thriller“ geschenkt bekommen. Das war der Beginn der zweiten Karriere als Schriftsteller. Geholfen habe das Buch zwar nichts, inzwischen ist aber trotzdem der Neuro-Science-Fiction-Thriller „D*TERMINUS II“ entstanden. Darin geht es um futuristische Ideen, wo es mit der Pflege künftig noch hingehen könnte.

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