Karlsruhe (mt) – Die Corona-Impfungen gehen immer noch viel zu langsam voran. Stattdessen sind die Schnelltests als zentrales Element zur Bewältigung der Pandemie in aller Munde. Am Donnerstag hat sich Karlsruhes Oberbürgermeister Frank Mentrup für eine Testpflicht in Betrieben, Schulen und Kindertagesstätten ausgesprochen. Auch der Geschäftsführer des Städtischen Klinikums Karlsruhe, Michael Geißler ist der Meinung, dass solange die Impfung noch nicht fortgeschritten ist, mit Minimum 2-3 Schnelltests pro Woche nachgeholfen werden muss.
„Ein Antigentest kann sechs bis acht Stunden Sicherheit generieren. Wenn man das nur einmal die Woche macht, dann hilft das für die Pandemie gar nichts. Aus meiner Sicht müssen Betriebe, Kitas, Schulen zwei bis dreimal die Woche testen, damit das einen positiven Einfluss auf die Virusverbreitung haben kann“, erklärt Geißler am Freitag im Gespräch mit der neuen welle. Dem Karlsruher Klinikumschef fehle außerdem die Qualitätssicherung bei den Teststrategien: „Wie wird abgestrichen, wer kontrolliert das, wie wird das ans Gesundheitsamt gemeldet? Da sind wir einfach nicht ausreichend gut strukturiert bei den Vorgaben von Bund und Ländern.“
Obwohl es an diesen Stellen noch hakt, sind in Karlsruhe wieder Lockerungen möglich. Denn die Inzidenz des Stadtkreises Karlsruhe ist inzwischen den fünften Tag in Folge unter 100. So darf zum Beispiel der Zoo ab Samstag wieder öffnen. Außerdem ist Click & Meet, also Terminshoppen ist wieder erlaubt. Bei den aktuellen Schwankungen von etwa 28 Fällen pro Woche sind inzidenzbasierte Öffnungen für Geißler allerdings nicht der richtige Weg: „Da kann man keine Maßnahmen ableiten. Wir sind ganz klar in einer ansteigenden, beginnenden exponentiellen dritten Welle. Das sagen auch alle biomathematischen Modelle voraus. Deswegen ist es wichtig, auch wenn wir mal einen Tag unter hundert sind, dass die Hygieneregeln und die Maßnahmen politisch weiter aufrecht erhalten werden. Abstandsregeln, Lockdown und vor allem Testen, Testen, Testen. Das sind momentan die Dinge, die unbedingt gemacht werden müssen.“
Ein ganz zentrales Thema ist laut Geißler auch die Besorgung des Impfstoffes: „Ich verstehe das Konzept der europäischen Idee, ich bin auch Vollblut-Europäer. Aber wir sind einfach mit zu wenigen Impfstoffen ausgestattet in Deutschland.“ Wenn Ende April möglicherweise Impfstoff in ausreichender Menge da sei, könnten die Impfzentren Vollgasgeben, erklärt Geißler. „Da müssen wir gucken, dass wir nicht nur mit 1.200 am Tag, sondern mit 2.000 oder 2.500 am Tag durchimpfen. Da können wir vielleicht ein bisschen was von dem aufholen, was wir bisher verpasst haben“, so der Geschäftsführer des Städtischen Klinikums in Karlsruhe.
Vergangene Woche hat noch ein weiteres Thema für mächtig Wirbel gesorgt. Die Bundesregierung wollte am Gründonnerstag einen extra Ruhetag einführen. Einen Tag lang hätte es deswegen auch im Klinikum Unruhe gegeben, erzählt Geißler: „Keiner wusste: arbeite ich jetzt oder arbeite ich nicht. Als das über den Ticker kam, habe ich zehn Minuten später in die Runde geantwortet: ‚Wir arbeiten. Es ist ein normaler Arbeitstag.‘ Dann war die Unruhe auch wieder weg.“ Der Klinikumschef freut sich über die Entscheidung, dass der Ruhetag wieder gekippt wurde: „Dieser Gründonnerstag hätte keinerlei Effekt auf die Entwicklung der Pandemie gehabt. Es wäre nur ein Signal gewesen. Ich glaube, wir müssen jetzt alle unsere Hausaufgaben machen. Die Bürger, die Betriebe, die Schulen, die Kitas, die Politik, die Krankenhäuser machen es ja eh schon seit über einem Jahr und müssen auch noch die nächsten zwei Monate durchhalten. Das wird noch mal sehr belastend. Aber danach sehe ich ein Licht am Ende des Tunnels.“ Geißler geht momentan von einer abflachenden Welle auf den Covidstationen bis Mitte/Ende Mai aus.