Karlsruhe (lk) – Die Lage auf den Intensivstationen in der Region ist seit einigen Wochen stabil. Die Fallzahlen steigen jedoch weiter rasant an. Während Großbritannien und Dänemark erst kürzlich sämtliche Beschränkungen aufgehoben hatten, ist man hierzulande noch nicht so weit. Derzeit befinden sich im Städtischen Klinikum Karlsruhe 16 Covid-Patienten auf der Normalstation, darunter neun Kinder. Weiter befinden sich zwei Patienten auf Intensivstation, einer wird beatmet.
Der Verwaltungsstab der Stadt Karlsruhe erwartet für die kommenden Tage keine Entspannung. Die Sieben-Tage-Inzidenz ist in der Gruppe der Kinder und Jugendlichen im Alter von 5 bis 19 Jahren am höchsten. Aber auch in den älteren Altersgruppen ist sie wieder deutlich angestiegen. Es sind immer noch viele Kindergärten und Schulen betroffen. „Haupttreiber sind nach wie vor die geimpften jüngeren Bevölkerungsgruppen, wie Jugendliche und Kinder“, sagt der Chef des Städtischen Klinikums Karlsruhe, Michael Geißler. „Wir haben aber auch eine hohe Neuinfektionsrate in der Bevölkerungsgruppe zwischen 25 und 40.“
Das Städtische Klinikum in Karlsruhe hat nach wie vor eine hohe Belastung durch Personalausfälle. „Wir können zwar wieder mit 15 bis 17 OP-Sälen relevante Operationen durchführen. Aber auf Intensiv-Ebene haben wir noch lange nicht das Ziel erreicht, wo wir hin wollen.“ Derzeit fallen 233 Mitarbeitende durch Krankheit, Quarantäne oder Beschäftigungsverbot aus. Zusätzlich kämen nun die Grippe-Patienten hinzu. „Im vergangenen Jahr gab es keine Influenza. Wir hatten keine schwere Grippe-Erkrankung im Klinikum. Das lag an den Schutzmaßnahmen und Kontaktbeschränkungen. Dieses Jahr werden aber wieder Influenzapatienten bei uns eingeliefert“, erläutert Geißler.
Klinikchef Geißler plädiert daher weiter für eine allgemeine Impfpflicht in der Bevölkerung. Zunächst soll aber am 15. März eine Impfpflicht für Mitarbeitende in Gesundheitsberufen kommen. Ab dem 21. Februar sollen daher Klinik-Angestellte mit dem Vakzin von Novavax nachgeimpft werden. „Damit werden wir unsere Impfquote nochmals deutlich erhöhen.“ Die Impfquote bei den Beschäftigten liege jetzt schon bei fast 95 Prozent. Bei Novavax handelt es sich um einen Totimpfstoff, bei dem Viruseiweiß direkt gespritzt und nicht im Körper gebildet wird. „Der Impfstoff ist ein hochsicher und sehr gut. Es ist auch eine Doppelimpfung. Der Komplettschutz ist schon nach zwei Wochen erreicht.“
Während vor allem Wirtschaftsverbände eine Exitstrategie aus den Corona-Beschränkungen fordern, hält sich Geißler damit noch etwas zurück. „Alle Maßnahmen haben sich politisch damit begründet, eine Überlastung des Gesundheitssystems zu vermeiden.“ Omikron stelle zwar immer noch eine Belastung dar, allerdings weit entfernt von einer Überforderung der Kliniken. „Deswegen würde ich dahinter stehen, dass man über gewisse Lockerungen nachdenkt.“ Großbritannien und Dänemark hatten erst kürzlich sämtliche Beschränkungen aufgehoben. „Dass wir Regeln lockern – keine Frage. Aber Maskenpflicht und 2G-Regeln oder 3G mit Testung, halte ich in allen Bereichen mit vielen Menschen für wichtig. Wir brauchen die Kontrolle über die Pandemie.“
Allerdings rechnet Geißler damit, dass im Sommer oder Frühherbst der Übergang von der Pandemie zu einer Endemie erreicht sein könnte. „Bei den aktuellen Infektionszahlen sind wir spätestens zum Sommer oder Herbst mit der Durchseuchung der Bevölkerung einmal durch. Und dann können wir mit dem Virus logischerweise relativ gut leben.“ Diese Prognose sei jedoch sehr optimistisch und habe den Vorbehalt, dass kein neues Virus eingeschleppt oder bei uns gebildet werde. „Denn die Wahrscheinlichkeit einer Rekombination besteht bei RNA-Viren immer.“