Karlsruher Klinikdirektor: "Corona ist noch nicht vorbei"

22. Oktober 2021 , 14:19 Uhr

Region (dpa/mt) – Messen, Feste und Weihnachtsmärkte: Während in verschiedenen Bereichen in diesem Herbst und Winter immer mehr Normalität zurückkehren soll, steigen die Corona-Zahlen und die Hospitalisierungsrate in Baden-Württemberg immer weiter an. Deswegen wird im Südwesten voraussichtlich ab nächster Woche die sogenannte Warnstufe ausgerufen. Die daraus resultierenden Einschränkungen gelten überwiegend nur für Ungeimpfte. Die besorgniserregende Tendenz der steigenden Zahlen zeichnet sich auch an den Krankenhäusern in der Region ab. Unter anderem das Städtische Klinikum in Karlsruhe ist laut Klinikdirektor Franz Kehl an der Grenze der Kompensation.

„Das eine ist eben Politik, das andere ist Medizin.“

„Das eine ist eben Politik, das andere ist Medizin. Das muss ja nicht immer im Gleichklang sein“, erklärt Kehl im Gespräch mit der neuen welle. „Wichtig ist mir jenseits von dem, ob wir öffnen oder nicht, dass wir das Bewusstsein schaffen, dass Corona nicht vorbei ist. Man hat sonst den falschen Eindruck, Corona sei kein Thema mehr“, führt der Klinikdirektor aus. Der Blick auf die stark belasteten Krankenhäuser zeigt jedoch das Gegenteil. Denn dort ist Corona alles andere als vorbei.

Persönliche Schutzmaßnahmen aufrecht erhalten

Unter anderem steigt im Städtischen Klinikum Karlsruhe momentan im Vergleich zu den ersten beiden Infektionswellen die Todesrate. Außerdem sterben immer mehr jüngere Patienten. Problematisch ist der große Mangel an Personals auf den Intensivstationen. Durch die seit der Pandemie dauerhaft anhaltende Belastung der Mitarbeiter, fallen jetzt viele von ihnen weg. Somit sind die Intensivkapazitäten schneller ausgelastet, als es noch in den vorherigen Wellen der Fall war. Dem sollte entgegengesteuert werden: „Mein Appell ist dabei weiterhin die persönlichen Schutzmaßnahmen aufrecht zu erhalten, damit wir das Infektionsgeschehen nicht ausdehnen, obwohl die allgemeine Lockerung stattfindet“, so Kehl.

Kein hundertprozentiger Schutz durch Impfung

Ein zentraler Punkt der Debatte um die verschiedenen Lockerungen, ist vor allem die Masken- und die Abstandspflicht. Dort, wo die 2-G-Regel in Baden-Württemberg gilt, darf auf eben diese Schutzmaßnahmen verzichtet werden. In den Augen von Klinikdirektor Kehl ist das aber nicht unbedingt sinnvoll. Er würde sich wünschen, weiterhin an den Maßnahmen festzuhalten: „Mit Impfungen haben wir geringere Raten, aber keinen hundertprozentigen Schutz“, erklärt der Mediziner.

Asymptomatische und Geimpfte können Überträger sein

„Wenn wir das Infektionsgeschehen beeinflussen wollen, ist die logische Maßnahme, die persönlichen Schutzmaßnahmen aufrecht zu erhalten. Obwohl man geimpft ist, obwohl man genesen ist, die Maske beizubehalten, die eigene Vernunft anzuwenden und auch häufige Selbsttests zu machen“, sagt der Klinikdirektor. Das gelte laut dem Mediziner nicht nur dann, wenn jemand symptomatisch sei. Auch asymptomatische Patienten können Überträger sein, auch wenn sie geimpft sind. „Das ist genau die Argumentation für das Maskentragen. Zumindest jetzt im Herbst und Winter“, erklärt Kehl.

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