Karlsruhe (lk) – Die Corona-Zahlen steigen aktuell in allen Altersgruppen weiter an – besonders stark jedoch bei Kinder und Jugendlichen. Zunehmend gibt es Ausbrüche in Kitas, Schulen und im beruflichen Umfeld. Wohingegen die Anzahl der Ausbrüche in Altersheimen abnehmen. Hier ist inzwischen ein Großteil der Bewohner gegen das Virus geimpft. Das Städtische Klinikum in Karlsruhe befindet sich weiterhin in Pandemiestufe 3 – der höchsten Stufe. Planbare und nicht dringend notwendige Operationen werden bereits seit Wochen verschoben.
Die Auslastung im Städtischen Klinikum in Karlsruhe bewegt sich seit einigen Wochen wieder auf hohem Niveau. Die Intensivkapazität liegt unter der Marke von zehn Prozent. Trotz bis zum Anschlag gefüllter Intensivbetten, ist eine Versorgung der anderen Patienten natürlich weiterhin gewährleistet, sagt Klinikumschef Michael Geißler: „Wir sind ja ein Hochleistungsklinikum. Wir sind noch handlungsfähig. Aber mit der hohen Anzahl an Intensivbetten eines Maximalversorgers, haben wir trotzdem seit Tagen quasi eine 100%ige Auslastung. Wir können auch jederzeit weitere Not-Intensivbetten generieren. Aber das zeigt, dass wir nicht nur auf die Covid-Intensivpatienten schauen dürfen. Es gibt in der Gesellschaft eben auch andere schwerkranke Menschen, die genauso behandelt werden müssen.“
Darum fordert Geißler weitere harte Maßnahmen im Kampf gegen die Pandemie: „Wenn wir jetzt die Maßnahmen wie Lockdown, Teststrategie und Impfen nicht verändern, dann werden wir im Pflegebereich an unsere Grenzen stoßen. Darum ist es nun entscheidend, damit die Gesamt-Gesundheits-Versorgung der Bevölkerung gewährleistet ist, dass wir nicht weiter ansteigende Covid-Intensivpatienten bekommen. Sprich: die aktuellen Maßnahmen reichen nicht. Ich erwarte, dass die beschlossenen Maßnahmen umgesetzt werden. Und ich erwarte, dass keine Modellprojekte mehr in einer ansteigenden dritten Welle durchgeführt werden. Die Leistungsfähigkeit der Kliniken durch solche Projekte aufs Spiel zu setzen, dafür habe ich kein Verständnis.“
Geißler übt auch Kritik an der Teststrategie: „Wir testen nicht gut. Wir müssen hin zu einer Testpflicht in Betrieben mit Großraumbüros und in Schulen und Kitas. Mindestens zweimal, besser dreimal die Woche. Da sind wir bundesweit und auch landesweit noch lange nicht dort, wo wir eigentlich hin müssten.“ Geißler fordert ebenso ein Umdenken beim Impfen – weg von den starren Vorgaben der Ständigen Impfkommission dahin, dass alle Impfwilligen auch ein Impfangebot bekommen können. „Wir müssen weg davon, was die Priorisierung der Bevölkerungsgruppen angeht. Und vor allem auch, was den Abstand zur Zweitimpfung angeht.“ Geißlers Meinung nach sollten maximal viele Menschen mit einem Erstimpfstoff versorgt werden. Und die Zweitimpfung nach hinten verschoben werden. „Dann schaffen wir es bis Anfang Juni vermutlich dazu, alle Impfwilligen auch durchzuimpfen.“
Das habe gleich zwei Vorteile: Zum Einen würden dann zu 80 Prozent keine schweren Verläufe mehr stattfinden und dadurch würden wiederum die Kliniken massiv entlastet. Zum Anderen verhindere die Erstimpfung auch die sogenannten „Superspreader“ und dadurch gäbe es deutlich weniger Infektionen in die Breite. Außerdem seien Lockerungen in greifbarer Nähe, sobald viele Menschen erstgeimpft seien. Dadurch hätten die Menschen auch wieder die Aussicht auf einen schönen Sommer, so Geißler.