Karlsruhe (pm/lk) – Der Kajakfahrer Saeid Fazloula von den Rheinbrüdern Karlsruhe bekommt ein „Refugee Athlete“ Stipendium des IOC. Damit kann der gebürtige Iraner unter Umständen in einem Flüchtlingsteam an den Olympischen Spielen teilnehmen.
Der Kajakfahrer Saeid Fazloula kam 2015 über die Balkan-Route als Geflüchteter nach Deutschland. Er floh vor Repressionen des iranischen Regimes. Er hatte sich im gleichen Jahr am Rande der Kanu-Weltmeisterschaften vor dem Mailänder Dom fotografieren lassen. Für die Behörden in seiner Heimat habe das ausgereicht, um ihm zu unterstellen, er habe die Religion gewechselt, so Fazloula. Darauf steht im Iran lebenslange Haft oder sogar die Todesstrafe.
In der Region fand der gebürtige Iraner bei den Rheinbrüder Karlsruhe sein neues, sportliches Zuhause. Bereits 2016 stand er kurzfristig auf der Refugee Olympic Team Liste und wollte in Rio an den Start gehen, doch politische Seilschaften hätten dies verhindert. Auch für die Olympischen Spiele in Tokio hätte der Kajakfahrer keine Erlaubnis bekommen. Sein großer Traum ist es aber, einmal in seinem Leben an Olympischen Spielen teilnehmen zu dürfen. Fazloula gehört zur erweiterten Weltspitze, war drei Mal Asien-Vizemeister und hat seine neue Heimat Deutschland bereits 2018 bei Europa- und Weltmeisterschaft vertreten. Um in Tokio für Deutschland starten zu dürfen bräuchte Fazloula einen deutschen Pass. Den hat er aber noch nicht.
Am Dienstagabend erhielt Saeid schließlich die offizielle Nachricht des Internationalen Olympischen Comitee, dass er in das Team der „IOC Refugee Athletes Scholarship-Holders“ aufgenommen wurde. Damit könnte sich für den 28-jährigen Fazloula die Tür zu den Olympischen Spielen in Tokio geöffnet haben. Das Stipendium wird vom IOC an Geflüchtete vergeben. Aus den Stipendiaten wählt das IOC dann die endgültigen Olympiateilnehmer. Um dem Kanuten die Aufnahme ins IOC Stipendium zu ermöglichen, musste zunächst der Internationale Kanu-Verband seine Regularien ändern, da es bis letztes Jahr überhaupt kein Regelwerk gab, wie man mit Sportlern umgeht, die ihr Land aus politischen oder religiösen Gründen verlassen mussten.
„Ich fühle mich erleichtert. Es war ein langer, harter Weg. So viele Menschen haben mit mir und für mich gekämpft. Ihnen möchte ich heute allen danken“, freut sich der 28-jährige Modellathlet. Auch sein Mentor Detlef Hofmann ist überglücklich, gibt allerdings zu bedenken: „Noch bedeutet das nicht die hundertprozentige Sicherheit, dass Saeid auch in Tokio dabei ist, denn die Entscheidung über eine endgültige Teilnahme fällt das IOC voraussichtlich erst im Juni!“ Aber mit dem Stipendium zählt er nun zu den Athleten die vom IOC, bemessen an sportlichen Kriterien, nominiert werden können. Bis dahin will Fazloula weiter trainieren und „alles seinem großen Ziel unterordnen“, teilte sein Verein am Mittwoch mit.
https://www.die-neue-welle.de/karlsruhe/saeid-fazloula-wir-waren-60-auf-einem-boot