Karlsruhe (pm/mt) – In Karlsruher TOLLHAUS startet heute die siebte Ausgabe des ATOLL Festival für zeitgenössischen Zirkus. Bis zum 25. September treten in einem bunten Programm rund 100 Künstlerinnen und Künstler aus zwölf verschiedenen Nationen an neun Spielorten in und um das Kultzentrum und im ZKM auf.
Seit 2016 hat sich das ATOLL Festival europaweit einen Namen geschaffen. Selbst in den vergangenen beiden Pandemie-Jahren konnte ATOLL weit ausstrahlende Höhepunkte setzen. „Mit diesem Angebot sind wir derzeit das größte Festival für den zeitgenössischen Zirkus in Deutschland“, so TOLLHAUS-Geschäftsführer Bernd Belschner, „die Attraktivität unterstreicht auch die große Nachfrage von Kolleginnen und Kollegen aus Deutschland und dem europäischen Ausland, die das Festival besuchen wollen.“
Auch wenn das ATOLL Festival 2022 eine überbordende Fülle unterschiedlichster Vorstellungen zeigt, ziehen sich thematische Fäden durch das Programm. Die größte Truppe in diesem Jahr ist die des Circus Baobab aus Guinea, der mit 13 Artisten das Stück „Yé! Wasser!“ zeigt, in dem es um eine der wertvollsten Ressourcen unserer Erde geht. Damit knüpft ATOLL an das Vorjahr an, als es Klimawandel und Gerechtigkeit mit „WeLand“ ins Zentrum stellte. Das ATOLL veranstaltende Karlsruher Kulturzentrum TOLLHAUS knüpft damit aber auch an seine früheren Präsentationen afrikanischer Zirkustruppen und ihrer spektakulären Akrobatik an. Mit „Yé!“ bringt Circus Baobab, der schon 2003 in Karlsruhe zu erleben war, diese Farbe nun auch zum ATOLL Festival.
Dass das Thema Nachhaltigkeit bei ATOLL nicht nur von den Künstlerinnen und Künstlern auf der Bühne verhandelt werde, unterstreicht Belschners Geschäftsführer-Kollegin Britta Velhagen. Seit Jahren bemühe das TOLLHAUS sich um umweltverträgliches Veranstalten, verzichte etwa auf Einweggeschirr und -flaschen, stelle den Künstlerinnen Fahrräder zur Fortbewegung innerhalb von Karlsruhe zur Verfügung und setze wo nötig auf Carsharing statt auf einen eigenen Fuhrpark. Dies seien kleine Bausteine eines umfassenden Konzepts, dem sich das TOLLHAUS verpflichtet sehe.
Zwei andere Themen, die sich in diesem Jahr durch ATOLL ziehen, sind die Beziehungen von Vätern und Söhnen und das Verhältnis von Mensch und Objekt. Sei es in der bildstarken Eröffnungsinszenierung der israelischen Künstlerin Inbal Ben Haim, die sich bühnenfüllend mit Papier auseinandersetzt, der parallel spielenden „Handwerkertruppe“ Zandl, Eisele, Huneck, die sich furios und komisch an ihrer Holzwerkstatt abarbeitet, oder der wunderbaren Altmeister des Neuen Zirkus Atelier Lefeuvre & Andre, die ihren Schuppen ausgeräumt haben, um alltäglichen Gegenständen verblüffenderweise Leben einzuhauchen. Bei der Compagnie Sacékripa spielt ein nicht zu identifizierendes lebendes Objekt eine Rolle, und Roboter dienen als Jonglierpartner des Duos Post Uit Huisdalen. Beim „Io Sono?“ des Circus Ronaldo begegnen sich mit Danny und Sohn Pepijn Ronaldo die sechste und die siebte Generation einer großen Zirkusfamilie, bei der There There Company ist der Titel „Carrying My Father“ für vier Zirkusartisten buchstäblich Programm: Der Vater trug den Sohn als Kind, eines Tages wird der Sohn den Vater tragen.
Auch 2022 bedeutet ATOLL Zirkus, der berührt, verzaubert, anregt und überrascht, von großen aktionsgeladenen internationalen Produktionen bis zu feinsten intimen Momenten einzelner Künstler und Künstlerinnen. Auch in diesem Jahr präsentiert ATOLL die Stipendiatinnen des Zirkus On Kreationsbündnisses und hat ein Laboratorium des europäischen Förderprogramms circusnext zu Gast. Im Rahmenprogramm sind zudem sieben Minuten „Nichts“ zu erleben, in einem artistischen Spaziergang der Kreativpark Alter Schlachthof neu zu entdecken oder in einem Workshop Strategien für junge Zirkus- und Theaterkünstler zu lernen. Daneben ist das Festival wieder Treffpunkt und Tagungsort für verschiedene nationale Zirkusnetzwerke. Für Mehrfachbesucherinnen und -besucher gibt es vergünstigte Dauer- und Wochenpässe sowie Tageskombitickets. Tickets und aktuelle Infos gibt es hier.