Karlsruhe (mt) – Auch wenn Corona auf den Alltag zumindest gefühlt kaum noch einen Einfluss hat, steigen die Inzidenzen immer weiter. Entgegen der bisherigen Erwartung trotzt die aktuelle Variante auch den wärmeren Temperaturen. Größere Ausbrüche gibt es aktuell vor allem in Alten-, Pflegeheimen und auch den Kliniken. Deswegen blicken der Karlsruher Klinikchef Michael Geißler und auch Oberbürgermeister Frank Mentrup besorgt auf den Herbst. Sie befürchten außerdem hohe Personalausfälle insbesondere in der kritischen Infrastruktur. „Allein deshalb muss die Politik ein Interesse haben, im Herbst handlungsfähig zu sein und schnell entsprechende Schutzwallmaßnahmen hochzuziehen“, erklärt Geißler am Freitag. „Denn die Menschen werden krank. Einige von ihnen werden auf jeden Fall Symptome bekommen. Und auf jeden Fall kann man sie nicht zur Arbeit lassen.“
„Aus meiner Sicht ist gerade die aktuelle Entwicklung ein absoluter zwingender Beleg dafür, dass wir das Thema allgemeine Impfpflicht auf keinen Fall aufgeben dürfen, sondern hier mit einer ganz klaren Ansage an die Bundespolitik gehen müssen. ‚Ihr habt das einmal im Bundestag versemmelt, jetzt bitte setzt euch noch mal damit auseinander.‘ Und selbst wenn im Moment eine allgemeine Impfpflicht noch nicht politisch umsetzbar ist, wäre es aber ganz wichtig, die Rahmenbedingungen, die für die Umsetzung einer solchen Impfpflicht zu klären“, sagt Mentrup.
Besonders in Karlsruhe, was bisher in der Pandemie verhältnismäßig immer sehr wenig Coronafälle hatte, häuft sich die Zahl der Ansteckungen. „Man könnte fast etwas zynisch sagen, dass sich in Karlsruhe jetzt viele Infektionen nachholen, die es so vorher nicht so stattgefunden haben“, sagt der Rathauschef. Anders als in anderen Städten werde in Karlsruhe aber auch weiterhin viel an offiziellen Teststationen getestet.
Ein Hoffnungsschimmer für den Herbst sind erste Ergebnisse zum gegen die Omikron-Variante angepassten Impfstoff von Moderna. „Diese Boosterimpfung mit diesem Impfstoff war sehr viel effizienter als eine erneute Boosterimpfung mit dem alten Impfstoff“, erzählt Geißler. „Und auch Biontech führt Studien durch. Auch da werden wir im Laufe des Julis sicher die ersten Ergebnisse bekommen.“ Zwar schütze der neue Impfstoff vermutlich nicht zu 90 oder 95 Prozent vor einer Infektion, „aber er wird auf jeden Fall die schweren Verläufe verhindern. Und das ist ja wieder für unsere Krankenhäuser wichtig“, so der Mediziner.