(pm) Für die meisten Menschen ist Arbeit vornehmlich ein Mittel zum Zweck, damit sie ihren Lebensunterhalt bestreiten können. Es gibt aber auch Leute, die sich im Job selbst verwirklichen wollen – und zudem auch eine große Gruppe derjenigen, deren Herz für „ihren“ Heimatort besonders stark schlägt. Doch wie bringt man die beiden letzteren Gruppen unter einen Hut, wenn man nicht nur ehrenamtlich, sondern hauptberuflich dafür Sorge tragen will, dass der Ort und/oder seine Bewohner davon etwas haben? Genau für solche Lokalpatrioten gibt es eine ganze Reihe von Jobs – und in einigen davon gibt es praktisch Jobgarantien. Der folgende Artikel zeigt einige auf.
1. Verwaltung
Dieser Job ist etwas für diejenigen, die praktisch am Schaltzentrum ihrer Stadt oder Gemeinde sitzen wollen. Denn obgleich Deutschland dem Volksmund zwar von Beamten am Laufen gehalten wird, sind es in der Tat die Verwaltungsfachangestellten, die das bewerkstelligen – und zwar im Sinne dieses Artikels genauer gesagt die der Fachrichtung Kommunalverwaltung. Sie sitzen bei der Autozulassung am Schalter, rechnen Projekte durch oder sind Ansprechpartner für Einwohner. Kurzum: Sie sind der für Bürger sichtbarste Teil jeder kommunalen Verwaltung. Aber Verwaltungsfachangestellter wird man nicht nebenbei, sondern muss eine ganz normale Ausbildung absolvieren. Mit mittlerer Reife oder Abitur dauert die Ausbildung 2,5 Jahre, mit Hauptschulabschluss drei.
Während dieser Zeit durchläuft man alle möglichen Ebenen der Gemeindeverwaltung und absolviert den schulischen Teil meist im Blockunterricht an den im jeweiligen Bundesland vorgesehenen Verwaltungsschulen. Danach wird man in der Regel in dem Bereich eingesetzt, in dem Bedarf herrscht. Auswahlmöglichkeiten hat man gerade in kleineren Gemeinden nicht wirklich. Dafür garantiert die Kommunalverwaltungs-Fachrichtung aber praktisch, dass man nicht außerhalb seines Heimat-Kreises eingesetzt wird. Übrigens befähigt einen diese Ausbildung auch noch für einen weiteren Kommunalberuf, der im letzten Punkt dieser Liste zu finden ist.
Lokalkolorit-Faktor: Hoch, denn man arbeitet direkt für die Menschen und bleibt mit etwas Glück ein Berufsleben lang für die Gemeinde tätig.
2. Bauhof
So wie Verwaltungsfachangestellte eine Gemeinde auf der Büro-Ebene zum Funktionieren bringen, so sind die Bauhof-Mitarbeiter diejenigen, die den handfesten Part übernehmen. Abfallentsorgung, Blumen pflanzen, Verkehrszeichen warten, kommunale Liegenschaften pflegen, Schnee räumen, Grünanlagen in Schuss halten – in einem Bauhof hat der Katalog an täglich anfallenden Aufgaben praktisch keine letzte Seite Das ist auch genau der Grund, warum landauf landab dafür ausschließlich echte Alleskönner und Allroundtalente gesucht werden.
Die (meist) einzige Grundvoraussetzung ist eine handwerkliche Ausbildung, wenngleich insbesondere große Bauhöfe auch ihren eigenen Nachwuchs ausbilden. Gute Chancen haben:
· Gärtner und Landschaftsbauer
· Straßenbaumeister und Straßenwärter
· Bauberufe
· Elektriker
Jedoch sind die meisten Handwerker zumindest theoretisch befähigt. Und dann braucht es nur Wetterfestigkeit und die Bereitschaft, jeden Tag etwas mit höchster Qualität zu erledigen, auch wenn man es vielleicht noch nie getan hat. Besonders in kleinen Bauhöfen muss der Elektriker auch Bordsteine setzen oder Blumen pflanzen können usw. Dafür gilt aber auch:
Lokalkolorit-Faktor: Sehr hoch. Näher an der Arbeit für seine Gemeinde geht nicht und mit jedem Handschlag macht man die Kommune ein wenig schöner.
3. Grundschule
Weiterführende Schulen werden praktisch immer so zusammengeführt, dass sie an ihrem Standort einen teils erheblichen Einzugskreis haben. Was aber nach wie vor selbst in vielen kleinen Dörfern immer noch lokal geregelt wird, sind die Grundschulen. Und genau hier liegt auch ein weiterer Weg etwas für seinen Heimatort zu tun, denn der Nachwuchs entscheidet letztendlich über die Zukunft jeder Kommune.
Allerdings ist der Weg zum Grundschullehrer nicht ohne Hindernisse. Man absolviert ein Studium der Erziehungswissenschaften oder Grundschulpädagogik (weil Schulen Ländersache sind, unterscheidet sich das Studium von Bundesland zu –land etwas). Nach rund acht Semestern beendet man das Studium mit dem ersten Staatsexamen. Es folgen 12 bis 24 Monate Referendariat, währenddessen man als Beamter auf Probe in Grundschulen unterrichtet. Diese Phase schließt mit dem zweiten Staatsexamen ab und man ist vollwertiger Grundschullehrer. Eine Fachspezialisierung wie für Lehrer auf weiterführenden Schulen gibt es in der Regel nicht. Und: Männer sind gesucht, weil in den vergangenen Jahren vornehmlich Frauen diesen Beruf ergriffen und mittlerweile fast 90% aller Grundschulstellen besetzen.
Lokalkolorit-Faktor: Mittel. Das Problem ist nicht der Beruf an sich, er hat einen hohen Lokalkolorit-Faktor. Schwerer wiegt jedoch die Tatsache, dass das Studium alleine einem nicht garantiert, in seinem Heimatort Lehrer zu werden. Prinzipiell muss man als Beamter dann bereit sein, in seinem ganzen Bundesland zu arbeiten.
4. Stadtplaner
Was könnte lokalpatriotischer sein, als an einem Zeichenbrett zu stehen und dort zu planen, wie die eigene Stadt in zehn, zwanzig Jahren aussieht? Denn genau das machen Stadtplaner – und noch einiges mehr. Sie entwickeln Bebauungspläne, schreiben Vorschriften, um auch bei Neubauten den Charakter einer Stadt zu bewahren und sorgen somit dafür, dass eine Stadt sich kontrolliert weiterentwickelt.
Um einen solchen Posten zu bekommen, kann man mehrere Wege gehen:
1. Man studiert Architektur und setzt seinen Schwerpunkt auf Städteplanung
2. Man studiert Stadt- oder Regionalplanung – allerdings wird das an deutschen Hochschulen nur vergleichsweise selten angeboten.
3. Man studiert einen artverwandten Beruf wie Urbanistik, Regionalmanagement usw. und ergänzt danach um einen Master in Stadtplanung
Auch danach stehen einem mehrere Wege offen. Denn die öffentlichen Planungsbüros von Städten sind nur ein zukünftiger Arbeitsplatz – und es gibt sie meist auch nur in größeren Metropolen. Dörfer und kleinere Städte sparen sich solche Vollzeitstellen und wenden sich deshalb an freie Büros. Und genau diese Tatsache macht das Ergebnis auch etwas durchwachsen.
Lokalkolorit-Faktor: Mittel bis Niedrig. In großen Städten ist man für die ganze Stadt zuständig, nicht nur „seinen“ Kiez. Und für kleine Gemeinden arbeitet man in den seltensten Fällen dauerhaft, sondern nur im Rahmen einzelner Projekte, nach deren Abschluss man sich vielleicht einem ganz anderen, entfernten Ort mit der gleichen Leidenschaft zuwenden muss.
5. Feuerwehr
Menschen retten – in seiner Stadt. Das ist ein ziemlich lockendes Versprechen, wenn in einem der Lokalpatriot schlummert. Allerdings muss direkt am Anfang ein großer Dämpfer erfolgen, denn es gibt in ganz Deutschland nur gut hundert Gemeinden, die noch eine Berufsfeuerwehr unterhalten. In unserer Region sind das
· Karlsruhe
· Freiburg
· Pforzheim
Alle anderen Wehren basieren auf dem Prinzip der Freiwilligenarbeit. Doch weg von diesem Hemmnis hin zu den Tatsachen dieses Berufs. Denn es ist so: Als Feuerwehrmann ist man buchstäblich ein Held, der Menschen rettet. Und man ist Beamter mit allen Vor- und Nachteilen. Die Ausbildung im mittleren Dienst dauert zwar „nur“ zwei Jahre, ist aber buchstäblich knochenhart, weil sehr Fitness-lastig. Und natürlich muss klar sein, dass man als Feuerwehrmann quasi immer im Dienst ist. Die meisten Wehren fahren 24-Stunden-Schichten, die man komplett auf der Wache verbringt. Wer in den gehobenen Dienst will, muss einen Abschluss in einem technischen oder naturwissenschaftlichen Studiengang nachweisen. Doch auch, wenn die Jobs dünn gesät sind, gilt für die Berufsfeuerwehren:
Lokalkolorit-Faktor: Sehr hoch. Der Berufsfeuerwehrmann ist nur für seine Stadt zuständig. Und praktisch kaum ein anderer Beruf erfordert so viel Opferbereitschaft. Denn letztendlich setzen Feuerwehrleute bei jedem Einsatz auch ihr Leben für das Wohl ihrer Stadt und deren Einwohner aufs Spiel.
6. Ordnungsamt
Wer den Verwaltungsangestellten Fachrichtung Kommunalverwaltung in der Tasche hat, kann im Bürgerbüro arbeiten – oder aber auf einer ähnlichen Ebene für die Ordnung in seiner Stadt sorgen, wie Polizisten es tun. Und genau das ist der große Vorteil, wenn man im Ordnungsamt arbeitet: Polizisten unterliegen den gleichen Problematiken wie Lehrer, können also im ganzen Bundesland eingesetzt werden. Mitarbeiter im Ordnungsamt sind jedoch in der Regel „nur“ kommunale Angestellte.
Und als Ordnungsamtsmitarbeiter sorgt man deshalb „zuhause“ für Ordnung. Das kann das klassische Aufschreiben von Parksündern sein, das Kontrollieren der Einhaltung von Leinenzwängen bei Hundehaltern oder das Eingreifen bei Ruhestörungen – in einer Zeit, in der Polizisten immer mehr zu tun haben, werden die Ordnungsamtsmitarbeiter damit die „Dorfsheriffs“, die wirklich dafür sorgen, das alles in geregelten Bahnen läuft.
Allerdings ist das natürlich (in größeren Städten) auch mit Schichtbetrieb und in kleineren Kommunen zumindest mit Bereitschaftsdienst verbunden – wenn andere auf der Couch liegen, kann es also sein, dass man die Uniform anziehen und irgendwelche feierwütigen Jugendlichen zur Ordnung rufen muss. Dafür gibt es aber auch ein:
Lokalkolorit-Faktor: Hoch. Als Ordnungsamtsangestellter ist man zwar selten wirklich beliebt, aber man ist ein unverzichtbares Zahnrad, das dafür sorgt, dass eine Kommune sicher, ruhig und sauber ist.
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