Karlsruhe/Stuttgart (dpa/lk) – Die Zahl der aus dem Ausland in den Südwesten importierten Corona-Fälle steigt signifikant: in den vergangenen zwei Wochen ist jeder zweite Fall einer Neuinfektion mit Covid-19 in Baden-Württemberg auf einen Reiserückkehrer zurückzuführen. Das geht aus Zahlen des Landesgesundheitsamts von Donnerstag hervor. An der Spitze der Infektionsländer liegen die Balkanstaaten.
Nach Angaben des Landesgesundheitsamtes Baden-Württemberg wurden seit der Aufhebung der Reisewarnung für die EU-Länder und weiteren europäischen Staaten am 15. Juni insgesamt 1.402 Corona-Fälle übermittelt, deren Ansteckung mutmaßlich im Ausland stattgefunden hat. In den vergangenen zwei Wochen wurde demnach jeder zweite Corona-Fall im Südwesten wohl aus dem Ausland importiert. „Auffällig sind dabei der Anteil an Fällen in den jüngeren Altersgruppen und ein sehr hoher Anteil an Fällen, die sich voraussichtlich im Ausland infiziert haben“, so die Behörde.
An der Spitze der wahrscheinlichen Infektionsländer standen der Behörde zufolge in diesen zwei Wochen Kroatien (242) und der Kosovo (200), gefolgt von Bosnien und Herzegowina, der Türkei und Bulgarien. Für Schlagzeilen hatten zuletzt unter anderem junge Menschen in Stuttgart und Göppingen gesorgt, die aus dem als Party-Hochburg bekannten Ort Novalja auf der kroatischen Adria-Insel Pag zurückgekehrt waren und andere angesteckt haben sollen.
Mit Stand 21. August werden insgesamt 1.736 gemeldete und bestätigte Fälle für den Stadt- und Landkreis Karlsruhe geführt. Von den letzten einhundert Fällen standen fast alle direkt oder indirekt im Zusammenhang mit Auslandsaufenthalten. Eine Rolle spielen dabei nicht nur touristische Urlaube, sondern wie im Fall Kosovo auch Menschen, die hier in der Region arbeiten und über die Sommerzeit die „alte Heimat“ besuchen. Das Gesundheitsamt beobachtet auch erhöhte Infektionszahlen bei jüngeren Menschen. Das Gesundheitsamt befürchtet, dass sich die Infektionen aus den Urlaubsgebieten im Familien- und Freundeskreis, vor allem auch nach privaten Feiern und Partys weiterverbreiten können. Landrat Christoph Schnaudigel fordert daher alle Reiserückkehrer auf, sich genau über die aktuelle Lage zu informieren.
Urlauber aus Corona-Risikogebieten müssen sich bei der Rückkehr nach Deutschland auf das Virus testen lassen. Aktuell ist dies kostenlos möglich. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn verteidigt diese Regelung, weil kostenpflichtige Tests von manchen Reisende möglicherweise vermieden werden könnten. Dagegen fordert unter anderem der Berliner Regierende Bürgermeister Michael Müller, dass sich Reiserückkehrer aus Risikogebieten an den Kosten für die Corona-Tests mindestens beteiligen müssten.
In Baden-Württtemberg können sich Reisende unter anderem auf dem Parkplatz Neuenburg-Ost an der Autobahn A5 sowie am Stuttgarter Hauptbahnhof und an den Flughäfen in Stuttgart, Friedrichshafen und Karlsruhe/Baden-Baden testen lassen.