Region (pm/mt) – Hummeln am Hintern erkennen: Diese Entdeckerfrage des diesjährigen Insektensommers haben viele Beteiligte problemlos gelöst. Das zeigen die aktuellen Ergebnisse der ersten Zählrunde. „Die Artenkenntnis bei den Menschen wächst. Viele konnten Hummelarten unterscheiden und im Vergleich zu den Vorjahren verschiedene Arten melden“, freut sich NABU-Insektenexpertin Sabine Holmgeirsson. Insgesamt haben sich bundesweit fast 10.000 Menschen an der ersten Zählaktion im Juni beteiligt. Die Erdhummeln – bisher eher unterm Radar – brummen in diesem Zählzeitraum an die Spitze. Ihr auf den Fersen die Steinhummel, die Ackerhummel schafft es immerhin auf Platz vier.
Die Hummeln gehören zu den auffälligen, dicken Brummern unter den rund 460 Wildbienenarten in Baden-Württemberg. Wer Hummeln im Garten hat, kann sich glücklich schätzen. Denn sie helfen besonders fleißig beim Bestäuben von Beeren und anderem Obst, so auch die Erdhummel. Doch etwa die Hälfte der Wildbienenarten ist gefährdet oder schon ausgestorben. „Höchste Zeit also, die Natur vor der Haustüre wildbienenfreundlicher zu gestalten“, ruft Holmgeirsson zum Mitmachen auf. „Wer seinen Garten oder Balkon zur Heimat für Hummel & Co. macht, die friedliebenden Tiere nach Hause einlädt und deren Nester duldet, tut der Natur und sich selbst etwas Gutes.“
Für den NABU gibt es erste Anzeichen, dass 2022 ein gutes Falterjahr wird. Auch sie wurden oft gesichtet: Falter, die nur an Brennnesseln ihre Eier ablegen, wie der Kleine Fuchs oder der Distelfalter. Auch sonst wurden viele Schmetterlinge gezählt. „Reservieren Sie in Ihrem Garten eine wilde Ecke für die Brennnesseln. Hier finden nicht nur viele Schmetterlingsraupen Futter, sondern auch andere Insekten“, sagt Holmgeirsson. Sie wartet schon gespannt darauf, ob sich der Schmetterlingstrend im Hochsommer fortsetzt.
Auf der Suche nach nahrhaftem Nektar konnten in Baden-Württemberg dieses Jahr besonders viele Taubenschwänzchen beobachtet werden. Weil die flinken Schmetterlinge mit einer Frequenz von 80 Flügelschlägen pro Sekunde beim Nektarsaugen vor den Blüten schwirren, lautet ihr Spitzname Kolibrifalter. „Der Südwesten ist während des Insektensommers zum bundesweiten Kolibri-Hotspot geworden. Naturfreundinnen und -freunde entdeckten die Falter an fast jedem fünften Beobachtungsort.“
Taubenschwänzchen haben einen mit drei Zentimetern beachtlich langen Saugrüssel. Wie an der Zapfsäule saugen sie damit Nektar selbst aus sehr langen Blütenkelchen von Phlox, Fuchsie, Lichtnelke oder Sommerflieder. Die Wanderfalter fliegen im Frühjahr aus dem Mittelmeerraum zu uns. Erst seit etwa 20 Jahren überwintern, bedingt durch den Klimawandel, einige Falter auch bei uns, wo sie ab März ihre Eier an Labkraut ablegen. Gegen Mitte Juni schlüpft dann die neue Taubenschwänzchen-Generation. Die so zahlreichen Gartenbesucher sind also Nachkommen der Überwinterer, während die Nachkommen der Einwanderer erst ab Juli erscheinen. Offenbar waren die Überwinterungsbedingungen dieses Jahr gut und die Raupen hatten reichlich zu knabbern.
Ob die Erdhummel ihre Führungsposition beim Insektensommer verteidigen kann, wird sich im August zeigen. Vom 5. bis 14. August sind dann noch einmal alle Naturfreunde auch im Südwesten aufgerufen, sich an einem schönen Platz im Freien als Hobbyforschende zu betätigen und Sechsbeiner zu beobachten. Die Ergebnisse von der letzten Runde gibt es hier.