Sobald morgens der Wecker klingelt, läuft automatisch der Kaffee durch, das Badezimmer ist angenehm temperiert, die Beleuchtung eingeschaltet, die Jalousie hochgefahren. Die Toilettenspülung wird per Sprachbefehl ausgelöst, ebenso, wie lange das Frühstücksei gekocht werden soll. Das Garagentor öffnet und schließt automatisch. Und wenn man schließlich im Auto sitzt, um zur Arbeit zu fahren, braucht man sich keine Gedanken darüber zu machen, ob irgendetwas vergessen wurde, auszuschalten – das geht entweder automatisch oder von unterwegs per Smartphone.
Klingt futuristisch? Ist aber bereits heute möglich – mit der sogenannten Smart-Home-Technologie. Welche Vorteile hat ein Smart Home? Ist das auch bei mir zuhause möglich? Kann ich Smart-Home-Technologien selbst installieren oder benötige ich dafür einen Fachmann? Und was kostet das und gibt es finanzielle Fördermöglichkeiten?
Zu den sinnvollsten Smart-Home-Anwendungen gehören:
Viele nutzen bereits jetzt Technologien, die alltägliche Dinge von selbst erledigen:
Aber wer kennt nicht die Schrecksekunde, in der man sich plötzlich erinnert, dass man doch die Zeitschaltuhr und Alarmanlage zuhause einschalten wollte, aber bereits im Strandkorb am Urlaubsort sitzt? Hier liegt einer der ganz entscheidenden Unterschiede und Vorteile eines „smarten“ Zuhauses: Dabei kann jeder von unterwegs mit dem Smartphone via App alles regeln, was früher nur im Haus selber möglich war: Die Heizung runterdrehen, die Rollladen hoch- und runterfahren, bestimmte Stromquellen ein- und ausschalten und über den Smartphone-Screen mal eben zuhause nach dem Rechten sehen – quasi via Webcam.
Beim Smart Home werden alle technischen Geräte im Haus miteinander vernetzt und über das Internet mit Hilfe von Apps zugänglich gemacht – zumindest im Notfall. Denn in der Regel wird vorher alles entsprechend programmiert, dass alles so abläuft, dass man sich während seiner Abwesenheit um nichts mehr kümmern muss. Zum Beispiel fahren die Heizkörper in verschiedenen Räumen automatisch zu einer bestimmten Uhrzeit hoch und runter, je nachdem, wann man regelmäßig das Haus verlässt und wieder zurückkommt.
Sollte sich daran spontan etwas ändern, etwa, weil man unerwartet früher Feierabend machen kann, wird die Heizung einfach bereits vor der Heimfahrt via Smartphone angesteuert. Zuhause angekommen ist es dann bereits kuschelig warm. So lassen sich zudem Energiekosten sparen, denn alles lässt sich optimal nach den individuellen Bedürfnissen steuern.
Dass in Neubauten das Thema Smart Home gleich bei der Planung mitgedacht wird, versteht sich heutzutage schon von selbst. Das fängt bei der Haustür mit Fingerprint an und hört bei der modernen Heizungsanlage auf. Das bedeutet aber auch, dass alles auch nachträglich eingebaut werden kann.
In vielen Fällen ist auch gar kein Einbau nötig, sondern durch zusätzliche Komponenten wie Funksteckdosen, die einfach zwischen der normalen, vorhandenen Steckdose in der Wand und dem anzusteuernden Gerät gesteckt werden, lässt sich fast alles auch in Alt- und Bestandsbauten umsetzen.
Wer sowieso plant, neue Fenster und Rollläden einbauen zu lassen, wird bei der Beratung mit der Installationsfirma schnell feststellen, dass fast alles möglich ist. Bei der Heizung ist es ganz einfach möglich, die alten Thermostate an den Heizkörpern durch smarte Thermostate zu ersetzen. Wer sowieso eine neue Heizungsanlage benötigt, kann sich beim Heizungsfachbetrieb seines Vertrauens auch für ein System entscheiden, das die Steuerung der kompletten Heizungsanlage per Smartphone vom Wohnzimmer oder von unterwegs aus zulässt.
Viele Smart-Home-Einzelmaßnahmen lassen sich bereits mit wenigen Hundert Euro an Investitionskosten umsetzen, etwa die Nachrüstung von entsprechenden Heizungsthermostaten oder die Nutzung von Funksteckdosen. Wer jedoch neu baut oder einen größeren Umbau plant, kann für ein System, welches hausübergreifend alle Komponenten eines Smart Homes abdeckt, Zuschüsse oder ein zinsgünstiges Darlehen bei der KfW beantragen. Hierfür kommen verschiedene Programme infrage, je nachdem wo der Schwerpunkt liegt – beispielsweise wenn man Sicherheitsmaßnahmen für einen optimalen Schutz vor Einbrüchen oder für ein altersgerechtes Zuhause umsetzen will.
Die Kosten für eine komplette Smart-Home-Elektroinstallation fangen hier je nach Größe des Hauses und den geplanten Maßnahmen bei knapp 15.000 Euro an und können bei umfangreichen Installationen, die keine Wünsche offenlassen, bei etwa 60.000 Euro liegen.
Für viele ist die Vorstellung vielleicht befremdlich, wenn im eigenen Haus alles automatisch „wie von Geisterhand“ an und ausgeht. Funktioniert das alles wirklich, oder kann es passieren, dass plötzlich die Technik verrücktspielt? Was passiert bei Stromausfall, bin ich dann der Technik hilflos ausgeliefert? Und ist das alles wirklich sicher, oder muss ich damit rechnen, dass Hacker plötzlich die Kontrolle über meine Haustechnik übernehmen?
Die Bedenken sind nachvollziehbar, können aber vielfach eingedämmt werden, wenn ein paar Dinge beachtet werden. Schließlich soll die Digitalisierung nicht vor der Haustür Halt machen. Smart Home ist ein Wachstumsmarkt, dem sich immer mehr Betriebe aus den Bereichen Wohnungsbau und Handwerk stellen müssen. Das Land Baden-Württemberg beispielsweise stellt eine Million Euro für ein virtuelles Kompetenzzentrum im Bereich Smart Home und Living zur Verfügung und möchte außerdem mit ihrer Digitalisierungsstrategie Leitregion in Europa werden.
Natürlich wird beim Smart Home das Zuhause quasi mit dem Internet verbunden. Eine Steuereinheit, die sämtliche Smart-Home-Technologien im
Haus wie Rollladen, Elektrogeräte etc. wie vorher programmiert steuert, sorgt über eine intelligente Software dafür, dass alles so abläuft, wie man es möchte und vorher einprogrammiert hat. Das Steuergerät stellt über die Software eine Verbindung über das Internet mit dem Smartphone her, auf dem sich meist eine App befindet, über die dann die Einstellungen im Haus eingerichtet oder geändert werden können – und das theoretisch von überall auf der Welt, sofern das Smartphone mit dem Internet verbunden ist.
Eine stabile und ausreichende Internetverbindung im eigenen Haus ist hierfür natürlich unumgänglich, damit die Befehle von unterwegs auch beim Steuergerät ankommen. Wie für so ziemlich alle technischen Anwendungen und Softwarelösungen, die mit dem Internet verbunden sind, müssen hierfür Zugangsdaten eingerichtet werden, in der Regel Benutzername und Passwort.
Gerade bei Passwörtern sind viele Anwender oft nachlässig. Wenn diese einfach zu knacken sind oder für verschiedene Anwendungen immer dasselbe Passwort gewählt wird, sind Datendieben natürlich Tür und Tor geöffnet. Deshalb sollte man sichere Passwörter wählen und diese regelmäßig ändern.
Wer Wert darauf legt, dass seine Daten pfleglich behandelt werden, wird von den Herstellern von Smart-Home-Systemen in der Regel nicht enttäuscht, denn alle verpflichten sich dazu, Datenschutzbestimmungen einzuhalten. Wichtig ist auch die sorgsame Auswahl des eigenen Routers. Auch die Frage, ob Hersteller, die Lösungen auf Cloud-Basis anbieten, ihre Server im Ausland oder in Deutschland betreiben, mag für viele ein wichtiger Aspekt sein.
Wer von Clouds generell Abstand nehmen möchte, kann die eigenen Daten auch auf einer eigenen Festplatte speichern, die mit dem Router verbunden ist. Generell sind aber Eigenheime, die Sicherheitstechnologien per Smart Home nutzen, besser abgesichert als solche, die auf herkömmliche Weise Alarmanlagen etc. betreiben.
Bei der „SmartHome Security Conference“ im Oktober 2017 in Bad Soden wurden die verschiedenen Sicherheitsaspekte diskutiert. Wer sich davor scheut, sein Zuhause via Internet Smart-Home-tauglich zu machen, kann sich auch für eine Lösung ohne Internetfernzugang entscheiden, bei der man lediglich in den eigenen vier Wänden die Steuerung der Haustechnik übernehmen kann.
Um vor Stromausfällen gewappnet zu sein, sollte man beim Kauf der Smart-Home-Anlage darauf achten, dass diese auch über Batterien, Akkus oder einer integrierten Notstromautomatik betrieben werden kann. Die Abkürzung „USV“, die so viel wie „unterbrechungsfreie Stromversorgung“ bedeutet, ist dafür ein wichtiger Hinweis in der Produktbeschreibung.