Pforzheim/Baden-Baden - In Zeiten von Leistungsdruck und Krisen gewinnt das Thema psychisches Wohlbefinden an Schulen zunehmend an Bedeutung. An der Brötzinger Schule in Pforzheim und am Gymnasium Hohenbaden in Baden-Baden gehört das Schulfach „Glück“ fest zum Unterrichtsangebot – und wird von Schülerinnen und Schülern begeistert aufgenommen.
Erika Becker, Klassenlehrerin der Klasse 10a, unterrichtet das neue Fach mit spürbarer Begeisterung. Für sie ist klar: „Das Konzept vom Glücksunterricht ist daher so wichtig, weil es das psychologische Wohlbefinden fördert und auch die Resilienz. Und es ermöglicht die Auseinandersetzung mit dem Ich und stärkt auch die persönliche Entwicklung von Schülerinnen und Schülern.“
Im Unterricht geht es darum, Gefühle wahrzunehmen und mit ihnen umzugehen. „Wir beginnen immer mit Regulationsübungen, mit Konzentrationsübungen, um wirklich anzukommen und zu merken: Jetzt wird ein neuer Unterricht stattfinden“, erklärt Becker. Bilderarbeit, Schreiben, Gespräche im Sitzkreis oder in Partnerarbeit gehören genauso dazu wie die bewusste Auseinandersetzung mit Emotionen.
Der Unterricht wird von den Jugendlichen sehr positiv aufgenommen: „Sobald ich das Klassenzimmer betrete: Es ist wirklich eine magische Stimmung. Also alle fahren automatisch runter“, sagt Becker. Besonders wünscht sie sich, „dass das Schulfach Glück wirklich in allen Schulen Einzug hält.“
Ein ähnliches Angebot gibt es auch am Gymnasium Hohenbaden in Baden-Baden. Dort wird „Glück“ in der fünften Klasse sowie in der Kursstufe als Seminarkurs unterrichtet. „Im Grunde geht es im Fach Glück um einen selber. Das heißt, es geht um die eigene Person, um die Persönlichkeit, um die Weiterentwicklung der Persönlichkeit“, sagt Lehrerin Petra Nobakht-Bader.
Die Reaktionen der Schüler seien dabei durchweg positiv. Eine Schülerin habe einmal gesagt: „Da geht es einfach um uns.“
Das Fach „Glück“ ist für viele Schülerinnen und Schüler mehr als nur ein weiterer Punkt auf dem Stundenplan – es bietet Raum zur Entfaltung, Selbstreflexion und persönlichen Entwicklung, der im klassischen Fächerkanon oft zu kurz kommt. Gerade in einer Zeit, in der viele junge Menschen mit Unsicherheiten, Stress und gesellschaftlichem Druck zu kämpfen haben, zeigt das Fach neue Wege auf. Ob es um die Regulation von Emotionen, das Erkennen eigener Stärken oder den Umgang mit Herausforderungen geht – „Glück“ schafft eine Lernumgebung, in der nicht Leistung, sondern das Menschsein im Mittelpunkt steht. Die Beispiele aus Pforzheim und Baden-Baden zeigen eindrucksvoll, wie wertvoll dieses Fach für die Entwicklung junger Menschen sein kann – und machen Hoffnung, dass noch viele weitere Schulen dem Vorbild folgen.