(Partner) Baden-Württemberg gehört zu den wirtschaftsstärksten Bundesländern Deutschlands. Es leistet einen Beitrag von 15 % zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Bundesrepublik. Und beim BIP pro Kopf ist es der zweitstärkste Flächenstaat, knapp hinter Bayern. Da ist es besonders schwer zu verstehen, dass die Menschen in Baden-Württemberg pessimistischer sind als anderswo. In vielen Bereichen ist der Südwesten sogar absolute Spitze. Nirgendwo sonst in Deutschland gibt es gemessen an der Einwohnerzahl so viele Weltmarktführer. 3,8 sind es pro 100.000 Einwohner, der Durchschnitt der Bundesrepublik ist mit 1,9 genau halb so groß. In welche Branchen liegt Baden-Württemberg an der Spitze? Und wo besteht noch Nachholbedarf?
Beim klassischen Einzelhandel liegt der Südwesten vorne. Das wird aus dem Ranking der größten Familienunternehmen in Baden-Württemberg im Online-Magazin Die Deutsche Wirtschaft deutlich. An der Spitze findet sich die Schwarz-Gruppe aus Neckarsulm. Sie ist Eigentümer von Lidl und Kaufland und damit Europas größtes Handelsunternehmen. Aber auch die Drogerieketten dm und Müller und die Baumarktkette Bauhaus haben ihren Sitz im Ländle.
Im gleichen Ranking finden sich auch zahlreiche Firmen die Maschinen und Elektrogeräte herstellen. Der Merckle-Gruppe in Ulm gehören etwa die Maschinenbaufirma Zollern sowie der Fahrzeugfabrikant Kässbohrer. Die Voith GmbH mit Sitz in Heidenheim an der Brenz gehört weltweit zu den führenden Herstellern von Maschinen für die Papierindustrie und Turbinen für Wasserkraftwerke. Weitere namhafte Firmen sind die Stihl-Gruppe und die Alfred Kärcher GmbH & Co. KG.
Das Magazin WirtschaftsWoche erstellte eine Liste der wichtigsten globalen Konzerne im Südwesten. Auffällig: Darunter befinden sich besonders viele Automobilzulieferer. Das Traditionsunternehmen Bosch etwa, das seinen Sitz in Gerlingen bei Stuttgart hat. Bosch ist hierzulande vor allem als Hersteller von Elektrowerkzeugen und Haushaltsgeräten bekannt. Was kaum jemand weiß, ist, dass das Familienunternehmen auch der größte Automobilzulieferer der Welt ist. Weitere Branchengrößen in Baden-Württemberg sind SEW-Eurodrive, Getrag und Behr.
Beim E-Commerce befindet sich der Südwesten hingegen nur im Mittelfeld. Bei der Anzahl der Onlinehändler liegt Baden-Württemberg zwar an dritter Stelle, nach Nordrhein-Westfalen und Bayern. Aber nur ein einziger Onlineshop aus dem Ländle befindet sich in der Top-10-Liste der deutschen Onlineshops des Statistikportals Statista, nämlich lidl.de auf dem achten Platz. Hier gibt es also noch viel Luft nach oben.
Dass es auch beim Online-Glücksspiel Nachholbedarf gibt, zeigt das Branchenportal Neue Online Casinos. Die Redaktion macht den großen Online Casino Test und stellt dabei fest, dass kein Unternehmen aus Deutschland mit der internationalen Konkurrenz mithalten kann. Unter den Top 30 befinden sich ausschließlich Plattformen wie LegendPlay oder Neon 54, die ihren Sitz in Curacao haben. Das einzige Baden-Württemberger Online Casino mit Sitz in Baindt ist gar nicht vertreten.
Auch bei den Innovationen liegt Baden-Württemberg im deutschlandweiten Vergleich nur im Mittelfeld. Zu diesem Ergebnis kommt zumindest der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft. Er veröffentlicht den Ländercheck Innovationsmotor Hochschule und sieht im Südwesten Verbesserungsbedarf. Laut der Untersuchung fehlt es an eigenen Innovationsbeiträgen und Erfolgen in Förderwettbewerben. Obwohl an den Hochschulen viel Forschung betrieben wird, fehlt es an nützlichen Ergebnissen. Das erklärt wohl auch, warum das Bundesland gerade bei digitalen Themen hinterherhinkt.