Baden-Baden (dpa/lk) – Zur Ruhe kommen, verweilen, genesen – dafür kamen viele berühmte Dichter nach Baden-Baden. Literaturgeschichte anhand eines Ortes erzählen, wo Künstler aus aller Welt Erholung suchten – das will das Muße-Literaturmuseum, das an diesem Sonntag in Baden-Baden eröffnet wird. Das Projekt der Uni Freiburg mit der Stadt Baden-Baden verbindet den Flair der Sommerhauptstadt Europas im 19. Jahrhundert mit seiner großen literarischen Tradition.
Baden-Badens Flair und die große literarische Tradition werden in einem neuartigen Museum verbunden: An diesem Wochenende wird in der Stadtbibliothek das Muße-Literaturmuseum eröffnet. Es soll die Kurstadt als Lebensort für Literaten, als Lehr- und Lernort sowie als Raum für Muße vorstellen. Beleuchtet werde, wie ein Ort auf Schriftsteller wirkt und wie diese wiederum ihn verändern. „Es ist ein Museum, das die Bedeutung von Baden-Baden als kulturellen Kristallisationspunkt herausarbeitet“, erläuterte Professorin Elisabeth Cheauré. Sie leitet mit Stadtbibliothekschefin Sigrid Münch das Projekt.
Bei dem Projekt würden neue Erkenntnisse der Museumspsychologie mit Ergebnissen der Muße-Forschung verbunden. Besucher können in Themenräumen die Kultur- und Literaturgeschichte der Stadt kennenlernen, vom Mittelalter bis heute. Von Alexandre Dumas, Honoré de Balzac, Victor Hugo, Clemens Brentano, Mark Twain, Alfred Döblin bis hin zu Iwan Turgenjew oder Fjodor Dostojewski – vorgestellt werden 100 Schriftsteller, die in Baden-Baden geboren sind, dort wohnten, weilten oder kurten. „In jedem Fall spiegelt sich die Stadt in ihrem Werk wider oder wirkt auf die Biografie“, so Cheauré.
Dass das Thema Muße so mit einem Ort verbunden ist, sei besonders, meint Prof. Thomas Schmidt, Leiter der Arbeitsstelle für literarische Museen, Archive und Gedenkstätten in Baden-Württemberg. „Im Grunde ist es ein begehbares Buch mit Kapiteln, die man für sich entdecken kann“, sagte Cheauré. In 16 Themenräumen sollen Bilder oder Überschriften zunächst neugierig machen. Wer mehr wissen will, kann auf überdimensionalen Seiten blättern, Filme schauen oder in Schubladen Preziosen entdecken. Oder sich im historischen Sessel fläzen und Turgenjews „Rauch“ lesen. Der Übergang vom Museum in die Bibliothek ist fließend. Vier Jahre haben Wissenschaftler zum Thema Muße geforscht und nun ihre Erkenntnisse im Muße-Literaturmuseum umgesetzt.
In der Stadtbibliothek Baden-Baden gab es schon seit Jahren ein Literaturmuseum – es wurde nun umgestaltet und umbenannt. Die 2.000 Jahre alte Bäderstadt, die ihre Gründung ihren heißen Quellen verdankte, avancierte im 19. Jahrhundert zur Sommerhauptstadt Europas. Hier trafen sich nicht nur Kaiser und Könige, sondern auch zahlreiche berühmte Künstler zur Erholung, darunter russische Dichter wie Fjodor Dostojewski und Iwan Turgenjew.